Erasmus+: Auf nach Europa!

Wie geht Erasmus und warum überhaupt einen Auslandsaufenthalt in Europa machen? Janina Knöll und Stefanie Könen-Sagui betreuen im Hochschulreferat für Internationale Angelegenheiten die Programme „Erasmus+ Studium“ und „Erasmus+ Praktikum“ und erklären das im Interview.

Stefanie Könen-Sagui (l.) und Janina Knöll (r.) mit ihrer Kollegin Jennifer Hartmann Stefanie Könen-Sagui (l.) und Janina Knöll (r.) mit ihrer Kollegin Jennifer Hartmann (Bild: Costa Belibasakis/TH Köln)

Studium oder Praktikum im Ausland mit Erasmus+: Wie gehe ich vor?
Knöll: Grundsätzlich können alle Studierenden Erasmus+ für Auslandsaufenthalte  nutzen und sich jeweils einmal im Bachelorstudium, im Masterstudium und PHD-Studium 360 Tage fördern lassen. Wenn Sie zum Studieren ins Ausland wollen, findet der erste Schritt in der Fakultät statt: Jede Fakultät hat Erasmus-KoordinatorInnen, die Sie ansprechen können. Sie bewerben sich dann bei Ihrer Fakultät um einen Studienplatz an einer der Partnerhochschulen oder wenden sich direkt an uns im Referat für Internationale Angelegenheiten für eine Beratung, wohin es denn gehen könnte.

Wenn das geklärt ist, unterstützen wir Sie bei den Formalitäten. Wichtig ist, dass Sie im Bachelor mindestens das erste Studienjahr abgeschlossen haben, im Master können Sie direkt ins Ausland gehen.

Könen: Eine super Fördermöglichkeit ist auch das Programm „Erasmus+ Praktikum“. Im Prinzip könnten alle Studierenden, für deren Berufsfeld es auch im Ausland Organisationen oder Unternehmen gibt – und das sind fast alle, sich auch für ihre Pflichtpraxisphase oder freiwillig eine Stelle im Ausland suchen und Erasmusförderung bekommen. Wenn sich das Praktikum direkt an das Studium anschließt, ist durch dieses Programm sogar eine Förderung nach Studienabschluss möglich. Die Beantragung ist einfach und wird in aller Regel auch bewilligt. Ein Stipendium gibt es auch, wenn das Praktikum bezahlt wird.

Machen Sie doch mal Werbung: Warum sollte ich mit Erasmus+ ins Ausland gehen?
Knöll: Durch einen Auslandaufenthalt wächst die Phantasie und die Kreativität: Weil man aus der eigenen gewohnten Situation heraustritt, kann man sich ausprobieren und bekommt einen anderen Blick auf sich und die Welt. Ich war zum Beispiel in Frankreich und habe da gelernt, dass ich viel deutscher bin als ich dachte. Aber auch das eigene Fachgebiet aus einer anderen Perspektive kennenzulernen, ist eine Chance, die man nur bekommt, wenn man nicht immer zuhause bleibt.

Zudem ist es viel einfacher, während des Studiums für eine längere Zeit ins Ausland zu gehen, als später. Erasmus+ ist ein sicheres System: Man kann seine eigenen Erfahrungen bereichern, aber im Prinzip sind wir im Hintergrund und fangen auf, wenn etwas schief geht.

Könen: Und das Tolle an Europa ist ja: Auf der einen Seite sind wir so unterschiedlich und auf der anderen Seite sind wir uns so nah. Europas Diversität ist seine Stärke. Es gibt auf engstem Raum eine unglaubliche kulturelle Vielfalt. Wenn man Sprachen lernt, sich austauscht, zusammen studiert oder arbeitet, kann man das noch mal anders wertschätzen lernen. Und man merkt dann auch, dass es etwas anderes ist, ob man ein Land aus dem Urlaub kennt oder dort lebt.

Ein anderer Aspekt ist noch: Auslandserfahrungen und Fremdsprachenkenntnisse sind auch ein großes Plus für die Karriere. Unsere Studierenden in den Ingenieurswissenschaften haben den Ruf, etwas „auslandsfaul“ zu sein. Dabei denke ich, dass doch gerade in diesen Bereichen viel Forschung und Innovation in Europa stattfindet. Sowohl das Auslandstudium als auch das Auslandspraktikum bieten da exzellente Möglichkeiten, sich beruflich zu orientieren und zu vernetzen.

Nicht direkt eine Frage zu Erasmus, aber auch zu Europa: Die Wahlen zum Europäischen Parlament finden am 26. Mai statt. Warum wählen gehen?
Knöll: Unsere meisten Studierenden kennen Grenzen in Europa nicht mehr. Diese Freiheit ist allerdings nicht selbstverständlich. Auch, dass wir seit 70 Jahren in Europa in Frieden leben, ist wertvoll und wichtig. Wir müssen das wahrnehmen und wertschätzen, damit es uns nicht verloren geht. Außerdem muss man wählen, um Nationalisten etwas entgegenzusetzen.

Könen: In der EU leben 500 Millionen Menschen, das sind 7 Prozent der Weltbevölkerung. In 2060 werden wir schon nur noch einen Anteil von 5 Prozent der Weltbevölkerung haben. Wir können in einer globalisierten Welt gar nicht anders bestehen als gemeinsam. Kein EU-Staat ist groß genug, um sich alleine zu behaupten. Europa schützt unsere demokratischen Werte, unsere Kultur und unsere Natur. Wer das weiterhin möchte,  muss auch seine Stimme hergeben.

April 2019

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