„Auf ein Kränzchen - 11 Fragen, 11 Antworten" – Interview mit dem Entrepreneurs Club Cologne (ECC)

In der »Fit for Invest« Interviewreihe „Auf ein Kränzchen – 11 Fragen 11 Antworten“ sprechen Unterstützerinnen und Unterstützer über verschiedene Perspektiven zu Entrepreneurship und Gründung in der Region Köln. Prof. Dr. Kai Buehler und Prof. Dr. Kai Thürbach sprechen mit Mattea Brenig und Frederik Plesch vom Entrepreneurs Club Cologne (ECC).

Frederik Plesch und Mattea Brenig vom Entrepreneurs Club Cologne (ECC) zu Gast bei der »Fit for Invest« Interviewreihe „Auf ein Kränzchen – 11 Fragen 11 Antworten“ Frederik Plesch und Mattea Brenig vom Entrepreneurs Club Cologne (ECC) zu Gast bei der »Fit for Invest« Interviewreihe „Auf ein Kränzchen – 11 Fragen 11 Antworten“ (Bild: Silviu Guiman)

Der Entrepreneurs Club Cologne ist eine unabhängige studentische Initiative, ein Verein für Gründungsinteressierte, Gründerinnen und Gründer, sowie eine Schnittstelle zwischen Startup und Studium. Die Fragen an Mattea Brenig und Frederik Plesch stammen aus dem »Fit for Invest«-Netzwerk. Auch Gründerinnen und Gründer der Hochschulen konnten fragen, was sie interessiert und aus den Erfahrungen der Interviewgäste lernen.

1. Frage: Wir starten mit der typischen Frage aus der Gründerszene. Wer seid ihr und was macht ihr?

Plesch: Ich bin Frederik. Ich bin aktuell Vorstandsvorsitzender im Entrepreneurs Club Cologne, kurz ECC.

Brenig: Ich bin BWL Studentin an der TH Köln und im General Management des RHIVE aktiv. Kurze Erklärung an der Stelle: Was ist RHIVE? Wir sind eine Startup-Konferenz in Köln und bei uns dreht sich alles um das Thema Startups, Innovation und Entrepreneurship. Bei der vergangenen Konferenz gab es viele spannende Keynotes, Diskussionsrunden, Workshops und ein Startup-Village.

2. Frage: Wie seid ihr denn zum ECC gekommen und wie unterstützen euch eure Hochschulen dabei?

Brenig: Ich bin über Social Media auf den Verein aufmerksam geworden. Während meines Studium an der TH hatte ich Module bei Professor Thürbach und er hat den Verein vorgestellt. Das war der Weg für mich zu ECC. Ich habe dann im Events-Resort gestartet und dann RHIVE angefangen. Inwiefern unterstützen uns die Hochschulen? Wir haben immer die Möglichkeit, den Verein in den Vorlesungen vorzustellen, was für uns natürlich auch eine super Möglichkeit ist, an Teilnehmerinnen oder an Mitglieder zu kommen.

Plesch: Ja, bei mir war es ähnlich. Ich hatte in meinem 5. Semester auch den Entrepreneurship Schwerpunkt an der TH Köln und von ECC gehört, dann hab ich mir die Webseite angeschaut und mich angemeldet, kurz darauf bekam ich einen Anruf von dem ehemaligen Vorstand, der mich fragte, ob ich aktiv mitmachen möchte. Seitdem sind wir mittendrin. Und ich glaube, das war eine super Entscheidung.

3. Frage: Was hat der ECC zu bieten?

Plesch: Einmal im Monat gibt es den Gründer-Abend. Dort laden wir zwei Gründerinnen und Gründer ein, die von ihrer Geschichte erzählen. Das Ganze ist ein lockerer Rahmen, da kann jeder hinkommen, der möchte, wir bieten Austausch, Inspiration und neue Perspektiven. Das Ganze kann man gerne auch intern unterstützen und bei uns im Verein mitmachen. Das ist ein bisschen Arbeit, aber wir bieten ein fantastisches Netzwerk und die Inspiration ist ein ganz großer Punkt. Ich weiß erst seitdem ich im Verein bin richtig, was ich machen möchte und kenne die Gründerszene seitdem, man lernt die verschiedenen Player kennen.

4. Frage: Auf eurer Internetseite steht: „Kein Bock auf Stillstand!“ Was meint ihr damit?

Brenig: Das verkörpert unseren Verein oder besser gesagt unsere Arbeitsweise ganz gut, denn wir sind motivierte Leute, die Lust haben, anzupacken und in der Gründerszene aktiv zu werden. Und wir wollen uns weiterentwickeln und nicht diesen Stillstand. Wir hinterfragen den Status quo und wollen uns immer weiterentwickeln – genau deswegen verkörpert das ganz gut unsere Arbeitsweise.

Plesch: Ich würde auch sagen, dass wir alle gemein haben, dass wir ein bisschen ungeduldig sind. Ich glaube, das sind viele Gründerinnen und Gründer. Das gehört einfach dazu, dass man sich nicht damit zufriedengibt, dass andere ein Problem für einen lösen, sondern dass man sagt: Das muss schneller, besser oder effizienter gemacht werden können. Das macht uns, glaube ich, aus. Deshalb dieses dieses „Kein Bock auf Stillstand“. Das ist tatsächlich auch cool. Deshalb ich kann wirklich nur dafür plädieren: Wenn die Zuschauer Lust haben, mitzumachen, sollen sie sich einfach an uns wenden. Jeder kann bei uns machen so viel und so wenig er will. Man kann verschiedene Aufgabenbereiche ausprobieren, Erfahrungen sammeln, für die man irgendwie in einem Job deutlich länger brauchen würde. Bei uns gibt es eigentlich kein Risiko. Ich nenne mal ein Beispiel: Wenn ich vorher noch nie mit was mit Marketing am Hut hatte, kann ich ins Marketing Ressort des ECC gehen und mich dort mit allen Ressourcen, mit allem Knowledge weiterbilden und merke für mich: Okay, es ist was für mich oder halt nicht. Und deshalb würde ich sagen, erleben die Leute, die sich wirklich engagieren, eine rasante Entwicklung.

5. Frage: Wen möchtet ihr ansprechen? Gibt es einen speziellen Typ Gründerin oder Gründer?

Plesch: Dazu ist wichtig zu sagen, dass der Verein gar nicht nur aus Gründerinnen und Gründern besteht, sondern wir sind offen für jedermann, der einfach nur interessiert ist an der Szene. Wir haben Leute, die sagen: Ich will auf keinen Fall gründen, aber ich finde die jungen Leute in den Startups inspirierend oder bin vielleicht auf der Suche nach einem Job in einem Startup. Dann haben wir natürlich auch viele, die sagen: Ich werde auf jeden Fall irgendwann gründen. Manche sind auch einfach offen und sagen: Ich weiß es noch nicht, aber mir gefällt einfach der Verein. Das heißt, wir sprechen erst mal jeden an, der engagiert ist und Lust hat, was zu machen. Wir sind ein ehrenamtlicher Verein, heißt also: Bei uns wird keiner bezahlt. Dann ist uns wichtig, dass wir Leute aus verschiedenen Fachrichtungen ansprechen. Wir sind natürlich hier auf das Rheinland, auf Köln spezialisiert, aber wir freuen uns vor allem immer sehr über Leute, die vielleicht nicht so wie wir zwei die typischen BWLer sind. Also klar, jeder ist herzlich willkommen, wie wir es ja auch waren, aber wir freuen uns natürlich auch immer, wenn Maschinenbauer kommen, ITler oder Medizinstudenten. Also wirklich jeder, der einfach nur was bewegen will und gerade engagieren will.

Brenig: Gerade diese Diversität bringt uns auch weiter, dass wir eben unterschiedliche Fachrichtungen vertreten können. Und das ist das, was uns ausmacht und was wir auch weiter fördern wollen.

6. Frage: Welches sind die häufigsten Themen, die an euch herangetragen werden und welche Challenges kennt ihr?

Brenig: Ein wichtiges Thema, was wir auf den Events mitbekommen ist, dass viele Leute zu uns kommen, weil sie ein Netzwerk suchen. Sie suchen Gleichgesinnte, mit denen sie sich austauschen können, Leute, mit denen sie ihre Ideen umsetzen und validieren können. Ganz konkret kann das irgendwie sein. Ich suche einen ITler an meiner Seite oder einen Co-Founder, mit dem ich mein Ziel verfolgen möchte. Das sind die häufigsten Ziele, die an uns herangetragen werden.

Plesch: Ja, ich würde auch sagen: Es gibt viele Leute, die gründen wollen, aber vielleicht noch keine Idee haben. Der Austausch ist einfach toll. Wir haben die unterschiedlichsten Leute in verschiedensten Fachrichtungen, einige, die Verantwortung für ein großes Team haben und bringen die Leute von den verschiedensten Netzwerken zusammen. Das sorgt einfach dafür, dass man auch neue Ideen bekommt von Leuten, die gerade gründen oder den Gründer-Abenden.

7. Frage: Was haben Kneipentour und Lasertag-Events mit Startups zu tun?

Plesch: Ganz viel. Ich glaube Startup geht nicht ohne Kneipentour. Wir sind ein lockerer Verein. Das ist das tolle bei uns. Wir sind hochschulübergreifend, sind unsere eigenen Chefs und sind durch Sponsoren finanziert. Wir sitzen im Startplatz, wo wir die Büroräume mieten oder nutzen dürfen. Das heißt, wir haben alles, was wir brauchen, um unsere Ideen umzusetzen und sind frei. Wenn wir sagen wollen: Lass uns das mal ausprobieren, dann spricht da generell nichts gegen. Klar gibt es die die offensichtlichen Rahmenbedingungen, dass wir keine Steuerhinterziehung begehen sollten oder sonstiges, aber ansonsten ist das tolle bei uns, dass wir kreativ sein können.

Brenig: Und der Fun-Faktor schweißt ja ein Team zusammen. Das ist natürlich auch das Wichtige, dass wir da auch mal in einem anderen Rahmen zusammenkommen. Da entstehen auch viele Ideen.

8. Frage: Im Rahmen des »Fit for Invest«-Programms gibt es die Plattform Project Cologne, wo Studierende hochschulübergreifend und fachübergreifend an Challenges teilnehmen können. Wie findet ihr solche Initiativen?

Brenig: Wir finden das solche Plattformen sehr gut, weil gerade Studierende haben in ihrem theoretischen Studienalltag nicht so oft diesen Praxisbezug und solche Challenges und Initiativen supporten das und geben dann Studierenden die Möglichkeit, auch ihre Potenziale richtig zu entfalten und mal in diesen Arbeitsalltag einzutauchen. Das ist super wichtig, gerade, dass es hochschulübergreifend ist. Wir haben viele gute Hochschulen in Köln. Warum kann man sich nicht zusammenschließen und sich so mit anderen Studierenden austauschen von anderen Hochschulen, die fachrichtungsübergreifend sind? So entstehen die besten Ideen und deswegen supporten wir das total. Wir haben das so ähnlich mit unserem RHIVE Ideathon, der über zwei Tage geht. Die Mentoring Sessions und Coachings helfen, tiefer in das Thema einzusteigen.

9. Frage: Ihr organisiert die Netzwerk-Konferenz RHIVE. Wie kam es dazu und warum sollte man den RHIVE besuchen?

Brenig: 2019 haben sich ehemalige Vorstände und Mitglieder des Vereins zusammengeschlossen mit dem Entschluss, etwas Größeres zu machen. Die Gründe-Abende und Pitch-Nights haben viel Anklang gefunden und so ist 2019 die RHIVE entstanden.

Plesch: Und warum man das besuchen sollte, ist glaube ich klar: Weil wir die coolste Startup-Konferenz Deutschlands sind. Nein, im Ernst: Die letzte RHIVE hat im April stattgefunden, das war unserer Meinung nach ein sehr gelungenes Event. Das Ziel ist auch da, die Leute zusammenzubringen und einen Treffpunkt zu schaffen. Wir haben Startups vor Ort, die jungen Studierenden und Business Angel. Das Ganze gibt es ja deutschlandweit und auf der ganzen Welt an verschiedenen Hochschulen. Wir haben die Herausforderung, dass wir noch sehr jung sind mit RHIVE. Wie gesagt, gestartet 2019, dann kam Corona, da wurde es zweimal online und hybrid gemacht, jetzt das erste Mal seitdem wieder komplett in Präsenz. Das heißt aber auch, dass wir natürlich die die Möglichkeit und den Weg vor uns haben, groß zu wachsen. Da freuen wir uns schon sehr und stecken jetzt schon quasi in den Vorbereitungen für nächstes Jahr.

Brenig: Für uns ist es natürlich dann schön zu hören, dass das Event so viel Zuspruch bekommen hat. Das motiviert uns natürlich für das nächste Jahr, die RHIVE noch erfolgreicher, noch größer zu machen und noch mehr Inspirationen zu bieten und die Leute zusammenzubringen.

10. Frage: Wie baut man am besten ein gutes Netzwerk? Was braucht man dafür?

Plesch: Ich glaube, das wächst mit. Ich glaube nicht, dass es ein aktiver Prozess ist, sondern ich glaube, wenn man sich erst einmal für andere Leute interessiert, erzählen und vor allem zuhören kann, passiert es von alleine. Wenn man dann in so einem Verein wie dem ECC oder anderen solcher Initiativen aktiv ist und sich mit Leuten unterhält, austauscht und verknüpft und hilft, wo man kann, dann baut sich automatisch ein starkes Netzwerk auf. Mattea und ich haben das selber schon miterlebt. Ich finde, der Pirate-Slogan „Give give give ask“ fantastisch, das spricht für sich. Und da haben schon so viele vom ECC profitiert. Aber ich glaube, da war nie der erste Gedanke: Ich muss jetzt ein Netzwerk aufbauen. Sondern zu allererst: Ich will etwas umsetzen – mit wem muss ich darüber sprechen? Und dann: Ah, der hat doch das Problem, den kann ich doch mit dem verknüpfen. Und irgendwann kommt es zurück und dann profitiert man davon.

11. Frage: Was können wir bei »Fit for Invest« noch zur Gründungsunterstützung von Studierenden tun?

Plesch: Das Angebot finden wir super und tatsächlich hat Fit for Invest dasselbe Ziel: Wir wollen Köln und NRW als Gründungs-Hotspot voranbringen. Was uns selber aufgefallen ist: Das beste Angebot bringt natürlich nur begrenzt etwas, wenn es nur an wenige Leute herangetragen wird. Das ist was, woran wir selber gerade arbeiten und ich bin mir sicher, dass das auch für Fit for Invest relevant ist. Man muss viele Leute mit Ideen in den „Funnel“ reinschmeißen, man muss die Leute ansprechen und das auch nicht nur einmal. Ich habe das bei mir selber gesehen. Ich bin im fünften Semester irgendwann darauf aufmerksam geworden und nicht, weil es da das erste Mal zur Sprache kam, sondern weil ich einfach so viele Versuche gebraucht habe. Ich bin mir sicher, ich habe die Werbung schon vorher gesehen, aber die Leute brauchen einfach die Zeit und müssen immer wieder damit bespielt werden. Und man muss glaube ich aggressiv und aktiv mit dem Angebot, was man hat, auf die Leute zugehen, damit es eben auch genutzt wird. Wenn man Gründer hier in der Nähe ist, gibt es super Möglichkeiten, es gibt super Anlaufstellen. Klar kann man das immer alles ausbauen, aber ich glaube vor allem muss gründen und die ganze Szene präsenter werden und als Karriere-Option und als Erfüllung auch klargemacht werden, dass es überhaupt eine Möglichkeit ist.

Brenig: Wir sehen es ja auch bei uns: Viele Leute kommen auf uns zu und sagen: Ich habe eine Idee, wie mache ich jetzt weiter? An wen wende ich mich, wie komme ich an Geld? Und das zeigt: In Köln gibt es viele Angebote, aber die Leute wissen oft nicht so richtig, wohin. Und wenn das präsenter wird, glaube ich, ist schon mal eine große Hürde genommen.

September 2022

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