Exkursion zum MUSIT Depot des Kunststoff Museums in Troisdorf
Eine Woche lang waren sechs BA-Studierende der Studienrichtung Objekte aus Holz und Werkstoffen der Moderne des CICS (Cologne Institute for Conservation Sciences) im Depot des MUSIT (Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorf) auf dem Gelände der ehemaligen Dynamit Nobel, um im Rahmen des Studiums den Werkstoff Kunststoff kennenzulernen.
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Studierende berichten: Dem Kunststoff auf der Spur
Das Depot und die Ausstellung des MUSIT zeigen uns eine Vielzahl an Objekten, die aus Kunststoffen der ehemaligen Dynamit Nobel gefertigt wurden und in vielen Haushalten nach wie vor zu finden sind. Kunststoffe begleiten uns bis heute im Alltag, aber nur wenige Objekte finden Eingang in Museumssammlungen. Dort angekommen fehlt es noch an Forschung, da es für viele Kunststoffwerkstoffe und ihre durch Alterungsprozesse auftretenden Schäden noch keine restauratorischen Erhaltungsmaßnahmen und Langzeiterfahrungen gibt.
Bei einem Workshop vor Ort hatten wir die Möglichkeit im Depot ein Objekt auszuwählen, um es genauer unter die Lupe zu nehmen. Um die Charakteristika des jeweiligen Kunststoffes zu erfassen und seiner Materialität auf die Schliche zu kommen, wurden unter anderem die Haptik, Optik, physikalischen Eigenschaften, Klang, Geruch und vieles mehr untersucht und beschrieben.
Neben der Arbeit an den Objekten gehörten eine Führung durch die Produktion von Gerflor Mipolam, die homogene Kunststoff-Bodenbeläge herstellen, und ein Besuch in der Ausstellung des MUSIT zu den Highlights. Beides vervollständigte den Einblick in die Welt der Kunststoffe.
Die Exkursion gab uns Studierenden die Möglichkeit der intensiven Auseinandersetzung in einer geschlossenen Lernatmosphäre. Die umfassende Sammlung des MUSIT ermöglichte einen direkten Vergleich unterschiedlicher Materialien und Objektgruppen, sodass ein tieferes Verständnis erarbeitet werden konnte. Wir freuen uns auf weitere spannende Exkursionen, auf die wir wegen COVID -19 verzichten mussten.
Studierende: Karlotta Cimander, Franziska Eber, Moritz Erdmann, Konstatin Fischer, Hannah Jacobs, Domenika Marks
Workshop-Impressionen
Mustertafel für Brillengestelle im sogenannten Havanna-Muster. Die Mustertafel besteht aus Celluloseacetat der Marke „Cellonex“ von Dynamit Nobel, vermutlich wurde diesen zwischen 1971-1987 gefertigt. (Bild: TH Köln - CICS - Moritz Erdmann)
Freizeitschuhe aus Polyolefin-Schaumstoff im „Bootsschuh-Design”. Gefertigt wurden diese vermutlich nach 2002. (Bild: TH Köln - CICS - Hannah Jacobs)
Domenika Marks bei der Untersuchung eines Transportkastens aus Vulkanfiber Marke „Dynos“, vermutlich 1960er Jahre. (Bild: TH Köln - CICS - Lisa Burkart)
Franziska Eber (vorne im Bild) und Hannah Jacobs (hinten im Bild) an provisorischen Arbeitstischen im Depot des MUSIT. (Bild: TH Köln - CICS - Lisa Burkart)
Führung durch die Ausstellung in MUSIT. Frau Dr. Liesen (links im Bild) beginnt mit der Geschichte der Stadt Troidorf. (Bild: TH Köln - CICS - Friederike Waentig)
Studierende während der Führung im MUSIT. Von links: Bernadett Fischer, Dr. Pauline Liesen, Studierende des CICS. (Bild: TH Köln - CICS - Friederike Waentig)
Verschiedenfarbige Muster aus dem Harnstoffformaldehyd der Marke „Pollopas“ von Dynamit Nobel in einer Ausstellungsvitrine im MUSIT. (Bild: TH Köln - CICS - Friederike Waentig)
Einführung in die Geschichte der Troisdorfer Kunststoffe durch Herrn Dr. Volker Hofmann (rechts im Bild) im Depot des MUSIT. (Bild: TH Köln - CICS - Friederike Waentig)
Vorbereitung zum Besuch der Produktion von Gerflor Mipolam. Die Sicherheitsschuhe passen. (Bild: TH Köln - CICS - Friederike Waentig)
Rot-braunes Relief aus dem Phenolformaldehyd-Gießharz „Trolon“. Abgebildet ist die „1. Mondlandung der Menschheit 20.07.1969“ wie die Aufschrift bestätigt. (Bild: TH Köln - CICS - Konstantin Fischer)
Detailaufnahme der Rückseite des Reliefs mit einem USB-Mikroskop. Deutlich sichtbar Krater und Risse auf der Oberfläche. (Bild: TH Köln - CICS - Konstantin Fischer)
Dozierende berichten: Erfahrungen sammeln mit Kunststoff-Objekten
Nach zwei Jahren coronabedingter Einschränkungen ergab sich die Möglichkeit das Modul „Der Werkstoff Kunststoff: Erkennen und beschreiben von historischen Kunststoffwerkstoffen“ im Depot des MUSIT durch zu führen. Für die Studierenden ist es nach einer eher theorielastigen Veranstaltung im 5. Semester nun im 6. Semester möglich den Werkstoff praktisch und am Objekt kennen zu lernen. Ziel der Veranstaltung ist es, die Studierenden für die Vielfalt der Kunststoffwerkstoffe zu sensibilisieren und sie an den modernen Werkstoff heranzuführen. Im Rahmen des Moduls wird das wichtigste Werkzeug der Restaurator*innen, das Auge geschult und die Vielfalt der möglichen Spuren an Kunststoff-Objekten werden vorgestellt.
Zum Einstieg führen Kolleginnen des Museums Direktorin Dr. Pauline Liesen und Kuratorin Bernadett Fischer in die Sammlung ein. Der Vorsitzende des Vereins Kunststoff-Museum Troisdorf Dr. Volker Hofmann vermittelt an Hand der Objekte die Geschichte der Kunststoffe in Troisdorf. Mit den vielen Eindrücken wählten die Studierenden jeweils ein Objekt aus der Sammlung aus und richteten ihre Arbeitsplätze ein. Zur Unterstützung lagen eigens erstellte Lehrmaterialien zur Objektbeschreibung vor und der Zugriff auf das hauseigene Archiv war im Nebenraum gegeben. An den provisorischen Arbeitsplätzen herrschte Stille und volle Versunkenheit in die Objekte. Die Dozierenden standen für Fragen und gemeinsame Betrachtungen der Objekte zur Verfügung und jeden Nachmittag kamen Studierende und Dozierende zusammen, um den Stand der Dinge vorzustellen. So erfuhren die Studierenden auch von Beobachtungen an den Objekten der Kommiliton*innen und konnten gemeinsam über mögliche Spuren und ihre Interpretationen diskutieren. Diese ruhige und intensive Arbeitsatmosphäre wurde durch einen Besuch in der Produktion und mit einer Führung durch die Ausstellungsräume des MUSIT bereichert.
Unser Eindruck ist, dass die Studierenden diese erste Exkursion nach langer Zeit sehr genossen haben und ihr Verständnis in Bezug auf Kunststoffe enorm gestiegen ist.
Die Umsetzung wäre ohne die großzügige Hilfe vom Verein Kunststoff-Museum Troisdorf, der Unterstützung von Frau Dr. Liesen und Frau Fischer vom MUSIT und Herrn Korp (2. Vorsitzender des Verein Kunststoff-Museum Troisdorf, Geschäftsführer des T-Parks) als Ansprechpartner*innen vor Ort nicht möglich gewesen. Auch Herrn Dr. Hofmann möchten wir nochmals für das Teilen seines so wertvollen Wissens danken. Wir hoffen dies war nicht die letzte Veranstaltung im Museumsdepot!
Dozierende: Prof. Friederike Waentig, Lisa Burkart
August 2022