Rita Süssmuth-Forschungspreis NRW für Wissenschaftlerin der TH Köln

Dr. Barbara Umrath vom Institut für Geschlechterstudien der TH Köln hat den Rita Süssmuth-Forschungspreis des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW erhalten, der Forschung mit Geschlechterbezug würdigt. Die Preisträgerin wird in der mit 25.000 Euro dotierten Kategorie „Impulse“ geehrt.

„In der Alltagswelt unserer Kultur wird nur von zwei Geschlechtern, Männern und Frauen, ausgegangen. In diese Muster werden wir hineinsozialisiert. So ist etwa Männlichkeit eng mit Wettbewerb verknüpft und eine entsprechende Haltung wird früh und immer wieder eingeübt. Zum Beispiel im Sport, aber auch auf dem Weg in Vorstandsetagen. Geschlechterforschung trägt dazu bei, solche Dynamiken zu erkennen. Sie stellt Wissen über Ungleichheit zur Verfügung und schafft damit Voraussetzungen, um Gesellschaft demokratischer und gerechter gestalten zu können“, sagt die Preisträgerin Dr. Barbara Umrath. Sie ist derzeit Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der TH Köln und leitet das Projekt „Gender als Handlungskompetenz und transdisziplinäre Analyseperspektive – Soziale Innovation in Lehre und Studium“.

Alltagsweltliche Geschlechter-Stereotype können sich auch in der Lehre festschreiben. Um dem vorzubeugen, werden im Projekt Lehrende bei der Weiterentwicklung von Studiengängen und Lehrveranstaltungen unterstützt, indem Erkenntnisse der Geschlechterforschung hinzugezogen werden. Dafür werden die Lehrenden unter anderem mit Expertinnen und Experten ihres jeweiligen Fachgebiets zusammengebracht, die zudem auch über Qualifikationen in Hinblick auf die Genderperspektive verfügen. Diese geben wichtige Impulse, wie Lehrinhalte geschlechtergerecht präsentiert werden können. „Es geht darum, Lehre auf der Basis wissenschaftlichen, nicht alltagsweltlichen Geschlechterwissens zu gestalten und dies in die Breite der Hochschule zu tragen“, so Projektleiterin Umrath.

Für Studierende wird seit 2016 das Zertifikat „Genderkompetenz“ als Zusatzqualifikation der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften angeboten. Das Programm soll im Rahmen des Projekts sukzessive für Studierende aller Fakultäten der TH Köln ausgeweitet werden. Die Studierenden erwerben Wissen über die Relevanz von Geschlecht, vertiefen Reflexionskompetenzen und lernen Ansätze für ein geschlechtersensibles und -gerechtes Handeln kennen. Sie werden darauf vorbereitet, Innovations- und Veränderungsprozesse in Gesellschaft, Wirtschaft und Technik sozial verantwortlich zu gestalten. Mit dem Zertifikat eröffnet sich der Zugang zum Master-Studiengang Gender und Queer Studies, an dessen Implementierung Dr. Umrath maßgeblich beteiligt war. Der Studiengang wird von der TH Köln gemeinsam mit der Universität zu Köln und unter Beteiligung der Hochschule für Musik und Tanz Köln angeboten.

Über Dr. Barbara Umrath

2018 promovierte Umrath in Soziologie an der Europa-Universität Flensburg mit der Dissertationsschrift „Geschlecht, Familie, Sexualität – Die Entwicklung der Kritischen Theorie aus der Perspektive sozialwissenschaftlicher Geschlechterforschung“. Darin arbeitete sie heraus, dass die sogenannte Frankfurter Schule zwischen den 1930er- und 1960er-Jahren erste Schritte einer kritischen Betrachtung gesellschaftlicher Geschlechterverhältnisses unternahm und eröffnete damit eine neue Lesart dieses Klassikers der Gesellschaftstheorie. Parallel zu ihrer Tätigkeit für die TH Köln macht Umrath seit 2019 als Referentin für Evaluation bei der international tätigen feministischen Frauenrechts- und Hilfsorganisation medica mondiale e.V. ihre wissenschaftliche Expertise für die Praxis fruchtbar.

Der Rita Süssmuth-Forschungspreis

Der Rita Süssmuth-Forschungspreis wird in zwei Kategorien vergeben. Die mit 50.000 Euro dotierte Kategorie „Forschung plus“ ist an Professorinnen und Professoren von Hochschulen aus NRW gerichtet, während die mit 25.000 Euro dotierte Kategorie „Impulse“ an promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nordrhein-westfälischer Hochschulen verliehen wird.

Die Auszeichnung wurde im Jahr 2019 zunächst unter dem Namen Genderforschungspreis ausgeschrieben und wird im Turnus von zwei Jahren durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft vergeben. Mit der Umbenennung wird das Lebenswerk der ehemaligen Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth gewürdigt, die ihr Wirken als Forscherin mit dem politischen Einsatz für die Rechte von Frauen verbunden hat.

Februar 2022

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