Buchmalereien des Mittelalters und der frühen Neuzeit
Im Fachbereich Schriftgut, Grafik und Buchmalerei standen im Wintersemester 2016/17 Pergamentobjekte und Buchmalereien im Fokus. Neben der Restaurierung historischer, meist aufwändig bemalter und beschrifteter Urkunden konnten die Studierenden im zweiwöchigen Praxisblock anhand historischer Rezepte Farbmittel selbst herstellen und anschließend verarbeiten.
Im Fachbereich Schriftgut, Grafik und Buchmalerei der Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften am „Cologne Institute of Conservation Sciences“ standen im Wintersemester 2016/17 Pergamentobjekte und Buchmalereien im Fokus. Neben der Restaurierung historischer, meist aufwändig bemalter und beschrifteter Urkunden konnten die Studierenden im zweiwöchigen Praxisblock anhand historischer Rezepte Farbmittel selbst herstellen und anschließend verarbeiten. Dabei galt es zunächst die zum Teil recht ungenauen oder veralteten Maßangaben der mittelalterlichen Buchmaler zu interpretieren.
Wer weiß heute noch was ein Lot ist und wieviel Eigelb nimmt man, wenn der Autor des Rezeptes im 1 5. Jahrhundert die Mengenangabe „eine halbe Walnuss“ notierte? Auch die Wahl der Zutaten stellte meist eine gewisse Herausforderung dar. So kann eine Kreide je nach Abbaugebiet eine andere stoffliche Zusammensetzung besitzen und so das Endprodukt in seiner Farbgebung erheblich beeinflussen. Eine sogenannte "Bologneser-Kreide" enthält neben der eigentlichen Kreide (Calciumcarbonat) auch Gips (Calciumsulfat), dessen Schwefelanteile einen deutlichen Einfluss auf die spätere Farbwirkung ausüben können. Während der Herstellung wurden die Abläufe genau dokumentiert. Bei Abweichungen vom zu erwartenden Ergebnis konnten so erste Rückschlüsse auf die Rezeptur und ihre genaue Zusammensetzung gezogen werden.
Im Anschluss an die Herstellung konnten die Farbmittel nur zum Teil direkt verarbeitet werden. Aus vielen Rezepten entstanden Feststoffe, die bei Bedarf im Mörser zerkleinert und mit einem Bindemittel verrieben wurden. Dieses sorgt bei der Verarbeitung für eine vermalbare Konsistenz des Gemisches und nach dem Trocknen für den Halt der Farbmittel auf dem Untergrund. Auch die Bindemittel wurden nach entsprechenden Rezepten angesetzt. Als Rohstoffe dienten Eiklar, Gummi Arabicum oder fein zerkleinerte Pergamentabfälle. Die Kombination der Bindemittel mit den Farbmitteln erzeugten wiederum verschiedene Ergebnisse, manche Varianten ließen sich gut, andere weniger gut vermalen. Hier galt es geeignete Kombinationen sowie ein gutes Mischungsverhältnis zu finden.
Während des Buchmalereikurses erlangten die Studierenden auf diese Weise einen guten Einblick in die Verarbeitung historischer Farbmittel und gewannen wichtige Erkenntnisse über eine große Vielfalt an Materialien und Materialkombinationen und deren Eigenschaften. Es entstanden sowohl kleine selbst- oder nach Vorlage gestaltete Malereien, als auch Probenmaterialien für die am Institut durchführbaren instrumentellen Analysen. Mit einem durch diese Eindrücke geschärften Blick, galt es dann, sich den historischen Objekten mit ihren kunstvollen Bemalungen zu widmen und die notwendigen Maßnahmen für deren zukünftigen Erhalt zu ergreifen.
Klaus Pesch, August 2017
November 2017