FAKULTÄT FÜR ANGEWANDTE SOZIALWISSENSCHAFTEN

Campus Südstadt
Ubierring 48, 50678 Köln

Pädagogik der Kindheit und Familienbildung (B.A.) studieren? - Worum geht es da?

BA Pädagogik der Kindheit und Familienbildung (Bild: PädKiFa)

Die sensible Förderung kindlicher Bildungsprozesse und die Stärkung der Eltern in ihrer Erziehungskompetenz sind auf das Engste miteinander verbunden. Mit dem grundständigen Bachelor-Studiengang (BA) macht sich die Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften an der TH Köln die Herausbildung eines integrierten Berufsprofils für die Arbeit mit Kindern und Familien zur Aufgabe.

Das Konzept des Studiengangs

Die Bedingungen familiärer Lebenssituationen und der institutionellen Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern sind anhaltend in den Fokus eines breiten gesellschaftlichen Interesses gerückt. Durch verschiedene Studien, wie durch den OECD-Bericht Starting Strong, den 12. Kinder- und Jugendbericht, den 7. Familienbericht der Bundesregierung u. a. wurden wiederholt die Bedeutung der frühkindlichen Bildungsprozesse, die ungerecht verteilten Bildungschancen von Kindern in Deutschland und in diesem Zusammenhang auch die Notwendigkeit von Reformen in der Ausbildung der Fachkräfte deutlich. Verstärkt wurden in der allgemeinen und fachlichen Öffentlichkeit zudem Debatten über bisher eher verdrängte Themen wie Exklusion und Benachteiligung, Kinderarmut, Kinderschutz und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geführt. Inhaltlich erscheinen für die Ausrichtung des Studiengangs „Pädagogik der Kindheit und Familienbildung“ innerhalb dieser Diskussionen besonders Ergebnisse der fachpolitischen, insbesondere der sozialpädagogischen Debatte zur Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern von Bedeutung.

Der Studiengang etabliert eine Verknüpfung von Pädagogik der Kindheit und Familienbildung als akademische Grundqualifikation, um so für beide Handlungsfelder eine breite wissenschaftliche und forschungsorientierte Fundierung  zu ermöglichen.

Es wird zunehmend deutlich,

  • dass es einer Politik und Ethik bedarf, die die unverfügbaren Rechte des Kindes zum Ausgang nimmt,
  • dass Bildungsprozesse von Kindern nicht nur institutionell bedingt sind, sondern von ihnen selbst ausgehen, mit der Geburt ihren Anfang nehmen und durch eine Vielzahl unterschiedlicher Bildungsorte und Lernwelten bestimmt sind,
  • dass informelle Bildungsgelegenheiten wie Medien und peer groups bisher noch unzureichend pädagogisch beachtet wurden,
  • dass es einen eklatanten Unterschied in der Chancengerechtigkeit des Aufwachsens in Deutschland gibt und Bildungswege zu einem erheblichen Teil von der sozialen und kulturellen Herkunft und der jeweiligen Lebenssituation des Kindes und seiner Familie abhängig sind,
  • dass Kinder unabhängig von ihren konstitutionellen und herkunftsbedingten Voraussetzungen das Recht auf inklusive Bildung, d.h. auf gemeinsames Aufwachsen, Spielen und Lernen haben,
  • dass viele Familien nicht nur zwischen Beruf und Erziehung, sondern auch aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebenslage, Integration und Partizipationsmöglichkeit erheblichen Belastungen ausgesetzt sind,
  • dass es deshalb neuer Formen der Stärkung von Eltern und Familien bedarf, die sich durch vernetzte Strukturen, Alltagsnähe und eine sozialraumorientierte Familienberatung- und -bildung sowie Möglichkeiten der Mitwirkung auszeichnen,
  • dass es einer fachlich hochwertigen Förderungspolitik, Förderungspraxis und Präventionsarbeit bedarf, indem entwicklungs- und bildungsrelevante Faktoren wie Gesundheit, Bindung, Interkulturalität, Sozialität und Kindeswohl eng miteinander verknüpft werden.

Diese Entwicklungen haben Einfluss auf Berufsbilder kindheitspädagogisch tätiger Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen und Schulen, sowie im Feld einer familiennahen und sozialraumorientierten Arbeit. „Ein ausgeweitetes Konzept der Kinder- und Jugendhilfe mit ausdifferenzierten und vernetzten Angebotsstrukturen stellt zusätzliche Anforderungen an die Fachkräfte. Dies betrifft sowohl das professionelle Selbstverständnis als auch die erforderlichen Kompetenzen. Notwendig wird u. a. der Blick auf die Familie als System, auf die Dynamik sozialer Netzwerke […]“, schreibt der Deutsche Verein in einem Positionspapier von 2007. Auch im 2010 für die Fachschulausbildung von ErzieherInnen und die Bachelorstudiengänge der Pädagogik der Kindheit eingeführten Orientierungsrahmen der JFMK wird gefordert, dass pädagogische Fachkräfte eine professionelle Haltung entwickeln, „die eine Entfaltung frühkindlicher Lern- und Entwicklungsprozesse und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Eltern ermöglicht und gleichzeitig den Schutz, die Sicherheit und die Pflege der Kinder als einen Teil des Bildungsauftrages versteht. Sie müssen sich zudem auch neuen erweiterten Aufgaben in der Arbeit mit Kindern, wie z.B. Heterogenität, Inklusion und Prävention, stellen“. Diese Dimensionen „sind in ihrer Ausrichtung eher auf integrative Konzepte als auf Segregation ausgelegt. Hinzu kommen neue Bezüge zum Sozialraum der Einrichtungen und vernetzte Formen der Bildungsförderung“

Studieninhalte und Studienverlauf

Das Studium umfasst 6 Studienhalbjahre mit 180 Creditpoints (cp) und einem Workload von 5400 Stunden. Jedes Studienhalbjahr beinhaltet 4-6 Module, mit unterschiedlicher cp-Anzahl. In der Regel schließen die Module mit einer benoteten Prüfungsleistung ab. Einige Module sind unbenotet. Die Prüfungsleistungen beziehen sich gleichermaßen auf das Wissen, Verstehen und die Reflexion wissenschaftlicher Theorien und Begriffe, auf die Einübung in Beobachtungs- und Forschungsmethoden und, in Vermittlung mit Theorie und Forschung, auf den Erwerb reflexivpraktischer Kompetenzen. Neben klassischen Prüfungsformen wie Klausuren oder Hausarbeiten wird seit Gründung des Studiengangs ein besonderes Gewicht auf die Entwicklung einer Reihe von Prüfungsformen gelegt, die selbstgestaltete Lernprozesse unterstützen und häufig konkreten Anwendungen in Praxis und Forschung entsprechen.

Die Inhalte des Studiengangs sind in 5 Studienbereiche gegliedert:

Im Studienbereich „Bildung, Sozialisation und Erziehung in Biographie und Lebenswelt“ befassen sich die Studierenden mit dem Wissen, Verstehen und Reflektieren von human- und sozialwissenschaftlichen Grundlagen der Pädagogik der Kindheit und Familienbildung. Darauf aufbauend können im fünften und sechsten Semester exemplarisch vertiefende Lehrveranstaltungen in human- und sozialwissenschaftlichen Themenstellungen, insbesondere im Kontext von Heterogenität gewählt werden.

Im Studienbereich „Forschung in Praxis und Wissenschaft“ erwerben sich die Studierenden anhand praxisorientierter Verfahren Fähigkeiten in der differenzierten Wahrnehmung und Beobachtung kindlicher Bildungsprozesse. Aufbauend erlernen sie Grundbegriffe, Theorien und Verfahren der quantitativen und qualitativen Forschung, die sie in einer Reihe von weiteren praxis- wie forschungsorientierten Modulen und der Bachelor Thesis anwenden können.

Im Studienbereich „Professionelles Handeln in Kindheitspädagogik und Familienbildung“ lernen die Studierenden Institutionen und Lernwelten in Kindheit und Familie kennen. Darauf aufbauend erwerben sie parallel forschungsgeleitet und praxisorientiert Fähigkeiten in der Didaktik der Kindheitspädagogik, der Familienbildung, -beratung und Erziehungspartnerschaft, der Sozialraumorientierung und Organisationsentwicklung. Der Studienbereich leitet mit einem Modul zur Reflexion des eigenen ethischen und professionellen Selbstverständnisses als Kindheits- und Familienpädagogin und -pädagoge ins Berufsleben oder ein weiterführendes Studium über.

In den Studienverlauf sind im Rahmen dieses Studienbereichs zwei Praktika integriert, jeweils in der vorlesungsfreien Zeit zwischen Ende des 2. und Anfang des 3. Studienhalbjahres bzw. zwischen Ende des 4. und Anfang des 5. Studienhalbjahres. Die Praxisstudien können alternativ schon zu Beginn des 2. und 4. Semesters lehrveranstaltungsbegleitend an ein bis zwei Wochentagen angetreten werden. Sie verkürzen sich um diesen Zeitrahmen in der vorlesungsfreien Zeit. Das erste Praxisstudium richtet sich auf die Kindheitspädagogik, das zweite auf die Familienbildung. Die einzelne Praxisphase wird mit 20 cp, bzw. in den jeweilig angrenzenden Studienhabjahren mit je 10 cp gerechnet. Die Praxisphasen sind mit fachlichen Aufgaben verbunden und werden fachlich und supervisorisch begleitet. In verschiedenen Modulen werden zudem Exkursionen, Hospitationen und Kurzpraktika integriert.

Im Studienbereich „Bildungswerkstatt“ wird zunächst in Bildungszugänge von Kindern und in die unterschiedlichen Bildungsbereiche wie Sprache, Bewegung, künstlerisch-ästhetische Bildung u. a. eingeführt. Darauf aufbauend können ab 2013 in eigens dafür eingerichteten Räumen Werkstätten gewählt werden, in denen exemplarisch und projektorientiert, bereichsübergreifend didaktische Konzeptionen erforscht und entwickelt werden – häufig in Kooperation mit der Praxis.

Im Studienbereich „Praxisfelder“ schließlich können die Studierenden eigene vertiefende Schwerpunkte zu Handlungsfeldern der Kindheitspädagogik und Familienbildung wählen, wie z. B. Inklusion, Leitung und Fachberatung, Schulsozialarbeit an Grundschulen, Bildung, Betreuung und Erziehung unter Dreijähriger, etc. (in wechselnden Angeboten).

Das Studium schließt mit einer Bachelor Thesis ab, zu der vorbereitend ein Bachelorforum angeboten wird.

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