Zukunftsperspektiven für Energie, Mobilität und zirkuläre Wertschöpfung
Eine Google-Suche verbraucht 0,3 Wattstunden Strom, eine ChatGPT-Anfrage das zehnfache. Bei zehntausenden Interaktionen pro Sekunde summiert sich der CO2-Ausstoß enorm. Wie nachhaltig sind also digitale Services? Unter anderem damit haben sich Forschende, Studierende sowie externe Fachleute beim TH Köln Symposium Nachhaltigkeit und Digitalisierung auf :metabolon beschäftigt.
„Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind zwei der zentralen Herausforderungen unserer Zeit, die mehr denn je miteinander verknüpft gedacht und gestaltet werden müssen.“ So stimmte Prof. Dr. Sylvia Heuchemer, Präsidentin der TH Köln, das Publikum bei ihrer Begrüßung auf die Themen des Tages ein. Konsequent umgesetzt werde dies an der Hochschule unter anderem im Circular Transformation Lab und im KI-Forschungscluster.
Auch das Projekt „PLan_CV: Professur-Laufbahn an HAWs neu denken“, in dessen Rahmen das Symposium veranstaltet wurde, legt mit den Schwerpunktprofessuren von Prof. Dr. Andreas Behrend (Big Data Analytics – Mobilität) und Prof. Dr. Christian Wolf (Zirkuläre Wertschöpfung) einen Fokus auf beide Disziplinen. In seiner Begrüßungsrede beim Symposium sprach Wolf, der als designierter Vizepräsident für Digitalität und Nachhaltigkeit der TH Köln die Themen in Zukunft nach innen und außen stärker sichtbar machen wird, von den großen Chancen der Twin Transformation, also des Übergangs in eine sowohl nachhaltigere als auch digitalere Gesellschaft. Als Beispiel nannte er die Verarbeitung riesiger Datenmengen in Unternehmen, um Energieeinsparpotenziale aufzuspüren. Gleichzeitig könne Künstliche Intelligenz nur zukunftsfähig sein, wenn die Rechenzentren mit erneuerbarer Energie versorgt werden.
Galerie

Das Symposium im Lehr- und Forschungszentrum :metabolon bot nicht nur Keynotes, Workshops und Gelegenheit zum Austausch, sondern auch Ausblicke über den Oberbergischen Kreis. (Bild: Carolin Brühl/TH Köln)

Prof. Dr. Sylvia Heuchemer, Präsidentin der TH Köln, begrüßte das Publikum. (Bild: Carolin Brühl/TH Köln)

Als Schwerpunktprofessor für Zirkuläre Wertschöpfung und designierter Vizepräsident für Digitalität und Nachhaltigkeit der TH Köln hatte Prof. Dr. Christian Wolf gleich zwei Gründe, in die Themen des Tages einzuführen. (Bild: Carolin Brühl/TH Köln)

Prof. Dr. Henning Wilts vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH beschrieb in seiner Keynote ein sinkendes Problembewusstsein für die Kreislaufwirtschaft. (Bild: Carolin Brühl/TH Köln)

Dr. Lisa Broß, Bundesgeschäftsführerin der DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, sprach in ihrer Keynote über die Transformation und Optimierungspotenziale der Wasserwirtschaft. (Bild: Carolin Brühl/TH Köln)

Am Vor- und Nachmittag fanden jeweils drei parallele Workshops statt. Prof. Dr. Andreas Behrend übernahm das Thema „Anwendungsorientierte Künstliche Intelligenz“. (Bild: Michael Bause/TH Köln)

Im Workshop „Dimensionen der Nachhaltigkeit“ diskutierten die Teilnehmenden über unterschiedliche Sichtweisen, die auch zu Zielkonflikten führen können, zum Beispiel im Themenfeld Ökologie. (Bild: Michael Bause/TH Köln)
Theorie und Anwendung
Perspektiven aus Forschung und Verbandswesen brachten im Anschluss die Keynote-Speaker ein. Prof. Dr. Henning Wilts vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH beschrieb ein sinkendes Problembewusstsein für die Kreislaufwirtschaft aufgrund zunehmender geopolitischer und sozialer Unsicherheiten. Welchen ökologischen und sozioökonomischen Preis aber zahlt die Gesellschaft, wenn sie nicht handelt? Das müsse systemisch analysiert werden, so Wilts. Dr. Lisa Broß, Bundesgeschäftsführerin der DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, sprach über die Transformation und Optimierungspotenziale der Wasserwirtschaft, beispielsweise durch den KI-Einsatz für eine vorausschauende Wartung von Netzen.
Danach konnten die knapp 120 Besucher*innen des Symposiums bei sechs parallelen Workshops aktiv werden. Prof. Dr. Ingo Stadler bot Lösungsansätze für die Herausforderungen und Problemstellungen der Teilnehmenden durch „Künstliche Intelligenz für die Energiesysteme der Zukunft“. Um „Datengetriebene Mobilität“, aktuelle Forschungsaktivitäten und den Mobilitätscluster der TH Köln ging es beim Impulsvortrag von Prof. Dr. Toni Viscido, während Prof. Dr. Christian Wolf in seinem Workshop „Zirkuläre Wertschöpfung“ erläuterte, wie Digitalisierung die Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen unterstützen kann. Zusammen mit Prof. Dr. Andreas Behrend konnten Teilnehmende die „Anwendungsorientierte Künstliche Intelligenz“ entdecken. Ganz praktisch wurde es beim Workshop „Steckersolargeräte aufbauen und testen“, angeleitet von Prof. Dr. Ulf Blieske, während Prof. Dr. Miriam Sartor mit einem Rollenspiel an die „Dimensionen der Nachhaltigkeit“ heranführte.
Forschung kurzweilig kommunizieren
Den unterhaltsamen Abschluss des Symposiums bildete das FameLab, das wie das gesamte Symposium von Coach und Moderator Simon Hauser moderiert wurde. Bei diesem Wettbewerb werden komplexe wissenschaftliche Themen unterhaltsam und verständlich in wenigen Minuten erklärt – ohne Präsentationsfolien, dafür aber mit allen Hilfsmitteln, die eigenständig auf die Bühne getragen werden können. Beim Symposium stellten so neun Promovierende und Postdocs der TH Köln ihre Forschung vor:

Anne Maren Feldhof
(Fakultät für Anlagen, Energie- und Maschinensysteme & Fakultät für Kulturwissenschaften):
Kompetent, aber weiblich

Dr. Philip Roth
(Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften):
Falsch verbunden: Warum es zwischen Wissenschaft und Wirtschaft nicht läuft.

Dr. Eva-Maria Grommes
(Cologne Innovation and Transfer Lab, Fakultät für Anlagen, Energie- und Maschinensysteme):
Drei Lügen, die unsere Energiewende ausbremsen

Leonard Traeger
(Institute of Computer and Communication Technology, Fakultät für Informations-, Medien- und Elektrotechnik):
Gute Daten, schlechte Daten

Carolin Schabbing
(Institut für Sprach-, Medien- und Musikwissenschaft, Universität Bonn und Fakultät für Kulturwissenschaft, TH Köln):
»Ich sehe was, das du nicht siehst« – Augmented Reality in Theater und Live Performance

Philippe Rotgänger
(Institut für Allgemeinen Maschinenbau, Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften):
Ausgestanzt, aber nicht ausgedient

Theresa Marie Wobbe
(Institut für Allgemeinen Maschinenbau, Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften):
Aus den Augen, aus dem Sinn – Wer verantwortet nachhaltige Produktnutzung?

Dr. Philipp Bojahr
(Cologne Game Lab, Fakultät für Kulturwissenschaften):
Bitte anfassen! Multimodalität im Museum

Fabian Haak
(Institut für Informationswissenschaft, Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften):
Künstliche Intelligenz, realer Fußabdruck: Wie wir in Forschung und Alltag nachhaltiger mit KI umgehen können
Über das Personalgewinnungskonzept „PLan_CV“
Das Symposium ist eine Veranstaltung der Schwerpunktprofessuren im Projekt PLan_CV („Professur-Laufbahn an Hochschulen für angewandte Wissenschaften neu denken: Collaboration und Vernetzung“). Es soll exzellentes Personal für Professuren an der TH Köln gewinnen und eine bessere Durchlässigkeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft erreichen. Das Projekt wird im Rahmen des Programms zur Förderung der Gewinnung und Qualifizierung professoralen Personals an Fachhochschulen mit 12,4 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Mai 2025