Werte und Wandel: Interdisziplinärer Austausch als Antreiber für Transformation

Implizites explizit machen: Das ist eine der Voraussetzungen für interdisziplinäre Zusammenarbeit. Ob methodologische Grundsätze, einem Forschungsprojekt inhärente Werte oder Forschungsinteressen – erst, wenn Wissenschaftler*innen sich dieser bewusst und sprechfähig über sie werden, kann der Austausch mit Wissenschaftler*innen anderer Disziplinen sowie außerhochschulischen Akteur*innen gelingen.

Genau um diese Reflexions- und Übersetzungsleistungen ging es im vergangenen sechsten Peer-Group-Treffen des Karriereentwicklungsprogramms K³ auf dem Campus Gummersbach. Im Mittelpunkt stand hierbei der intensive interdisziplinäre Austausch unter den K³-Teilnehmenden. Dafür präsentierten acht Promovierende und Postdocs ihre aktuellen Forschungsprojekte, in welchen sie ihre Arbeit an der TH Köln und bei ihren Praxispartner*innen produktiv zusammenbringen. Die Besonderheit: Die Präsentationen fanden größtenteils in jenen Räumen und Laboren statt, welche entweder selbst Gegenstand des jeweiligen Forschungsinteresses sind oder aber in denen die Teilnehmenden ihren Projekten nachgehen, so etwa in innovativen Lernräumen, im Polymer-Labor oder im Labor für Strömungslehre. Die Materialien, Themen und Prozesse, mit denen sich die Teilnehmenden in ihren Forschungsprojekten beschäftigen, wurden so, ganz im Sinne des Embodied Learning, auch visuell und haptisch erfahrbar.

Polymer-Labor Eine Präsentation fand im Polymer-Labor am Campus Gummersbach statt. (Bild: TH Köln)

In den sich den Präsentationen anschließenden Reflexionen wurden zum einen die disziplinären Standards diskutiert, welche die Präsentationen offenbarten: Welchen gesellschaftlich relevanten Fragestellungen widmet sich das Projekt? Welche Methoden werden dabei eingesetzt? Und welches Verständnis von Wissenschaft liegt diesen Entscheidungen zugrunde? Zum anderen wurden zahlreiche Verbindungen zwischen den Präsentationen und den Arbeiten der anderen Teilnehmenden gezogen. So wurde deutlich, dass die Teilnehmenden über die Fähigkeit verfügen, an die unterschiedlichsten Fragestellungen und Themenfelder mit ihrem Wissen, ihren (Arbeits-)Erfahrungen und ihren eigenen Forschungsschwerpunkten anzuknüpfen.

Stufen im Foyer der TH Köln am Campus Gummersbach In einer Präsentation wurde der Einfluss der Raumgestaltung auf soziales Miteinander, unter anderem auf dem Campus Gummersbach, thematisiert. (Bild: TH Köln)

Zugleich wurde während des Treffens offensichtlich, dass interdisziplinärer Austausch insbesondere die explizite Reflexion der einem Forschungsprojekt inhärenten Annahmen und Werte benötigt, wenn das Ziel eine Transformation in Richtung Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit ist. Nur, wenn sich Wissenschaftler*innen ihrer eigenen Werte sowie der Werte, die ihrem Forschen und Handeln zugrunde liegen, bewusst sind und diese kontinuierlich reflektieren, können sie zielgerichtet transformativ wirken. Und auch dann ist transformatives Handeln immer wieder auch systemischen Restriktionen unterworfen, wie etwa im Bereich von Open-Source-Praktiken, in denen Wissenschaftler*innen Wettbewerbslogiken einerseits und Kollaboration andererseits navigieren müssen.

Über die bereits genannten Kompetenzen hinaus erfordert interdisziplinäre Zusammenarbeit die Fähigkeit, die eigene Arbeit verständlich und anschaulich diversen Akteur*innen zu präsentieren. Letzteres praktizieren die Promovierenden und Postdocs in vielfältigen Settings: in der Kommunikation mit verschiedenen Stakeholdern im Praxisunternehmen, mit Familie und Freund*innen, mit interessierten Schüler*innen, Kund*innen und auf öffentlichen Veranstaltungen wie etwa der Nacht der Technik oder dem FameLab auf dem TH Köln Symposium. All das ist Wissenschaftskommunikation, welche insbesondere in Zeiten einer wahrnehmbaren Wissenschaftsskepsis gefragt ist und welche unerlässlich für die transformative Zusammenarbeit mit diversen Akteur*innen, etwa in transdisziplinären Projekten, ist.

Juli 2025

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