Slalom auf Rädern
Mit ihrem Elektroroller Steereo wollen Felix Vreden, Marvin Panek und Maximilian Camp die Light-Electric-Vehicle-Szene aufmischen. Der Prototyp wird Anfang 2018 fertig sein. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig, der Fahrspaß groß.
„Such dir einen Job, der dir Spaß macht, und du wirst nie wieder arbeiten müssen.“ Den Rat seines Vaters im Hinterkopf, sah Felix Vreden während seiner Bachelorarbeit genau dazu die Chance. Denn der Prototyp, an dem er damals mitarbeitete, war ein flotter und faltbarer Elektroroller. Mit jeweils einem Trittbrett rechts und links der Lenkstange steht der Fahrer ähnlich wie beim Hoverboard oder einem Segway. Mit dem E-Roller sollte die sogenannte „letzte Meile“ zurückgelegt werden, zum Beispiel zwischen der S-Bahn-Station und dem Büro. Eine Ergänzung für die Fahrt mit öff entlichen Verkehrsmitteln also.
Diesen Ursprungsgedanken hatte Prof. Dr. Michael Frantzen am Institut für Fahrzeugtechnik als Aufgabenstellung formuliert. Am Ende stand ein fertiger Roller im Labor. Sein Name: Steereo. Sein Potenzial: Auf dem dynamischen neuen Markt emissionsfreier Fahrzeuge ein gehöriges Wort mitreden. Der Beginn eines neuen Start-ups.
Zum Patent angemeldete Lenkung
Zweieinhalb Jahre später sitzen Felix Vreden und seine Geschäftspartner Marvin Panek und Maximilian Camp in einem Büro auf dem Campus Deutz, gleich gegenüber ihrem Mentor Professor Frantzen. Die Stimmung im Team ist gut und zuversichtlich: Anfang 2018 wird der neue Steereo-Prototyp fertig sein; deutlich weiter entwickelt als das Modell aus Studententagen. Ein großer Schritt in Richtung Marktreife.
Das Besondere an dem E-Roller ist seine Anfang 2016 zum Patent angemeldete Lenkung, die Vreden bereits für das Ursprungsmodell entwickelt hat. Diese Lenkung macht Steereo besonders agil und bietet großen Fahrspaß: Man kann wie auf Skiern carven und mit etwas Übung einen Slalom-Parcours mit extrem engen Radien fahren. Das Fahrzeug ist nicht nur flink und wendig, sondern lässt sich auch auf die Größe eines Klapprades zusammenfalten. Lag bei dem ersten Prototyp der Fokus noch darauf, einen faltbaren Roller-to-go für Bus und Bahn zu bauen, haben sich Anspruch und Technik in den vergangenen zwei Jahren konzeptionell deutlich weiterentwickelt. „Wir bieten das, was andere kompakte emissionsfreie Roller oder Segways nicht haben: agile Fahrdynamik und sportliches Design“, sagt Vreden.
Fahrdynamik mit 30 km/h
Steereo hat durch eine inzwischen integrierte Sitzmöglichkeit eine Straßenzulassung und soll in zwei Ausführungen angeboten werden: Eine Cityvariante mit 350 Watt, die 20 km/h schnell ist, sowie eine Sportversion mit 500 Watt und 30 km/h Spitze – für dieses Modell gilt dann eine Helmpflicht. Beide Modelle haben je nach Akkuvariante eine Reichweite von 40 bis 60 km. Steereo bietet neben der agilen Fahrdynamik dank der breiten Luftreifen auch hohen Fahrkomfort. Dass ein Großteil der Komponenten aus dem Fahrradzubehör stammt, ist kein Zufall. So können sie vom Besitzer oder Fahrradtechniker einfach gewartet und repariert werden.
Panek, Vreden und Camp sehen mehrere Zielgruppen für ihren Markteintritt. „Neben Privatpersonen sind der Tourismusmarkt sowie der B2B-Bereich interessant. Der Roller ist nicht nur intermodal, lässt sich also mit verschiedenen Verkehrsmitteln kombinieren”, erklärt Panek, „er ist auch innerhalb von Gebäuden einsetzbar.” Weitläufige Firmengelände könnten so leicht für die Mitarbeiter erschlossen werden. Derzeit prüft das Trio die marktwirtschaftlichen Potenziale der verschiedenen Branchen. Wo sie den größten Erfolg sehen, soll Steereo Premiere feiern. Maximilian Camp, der Digital Management an der Hochschule Fresenius studiert hat, kümmert sich im Team vor allem um die betriebswirtschaftlichen Aspekte und die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Die beiden TH-Alumni und Fahrzeugtechniker Felix Vreden und Marvin Panek verantworten Konstruktion und Produktentwicklung.
Weitere Prototypen geplant
Bis Oktober 2018 wird Steereo über das Programm START-UP-Hochschul-Ausgründungen NRW gefördert, das mit Landesmitteln und Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) fi nanziert wird. Bis dahin sollen noch zwei weitere Prototypen fertiggestellt sein. Die Versionen vier und fünf sind dann speziell zugeschnitten auf das erste Anwendungsgebiet, in dem das Trio mit dem Roller auf den Markt geht. Bis dahin müssen die Fertigungspartner gefunden und die Serienproduktion geprüft sein.
Text: Monika Probst
Februar 2018