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Vom Rechenschieber zum Großrechner

Reinhard Dicken begann 1970 sein Studium der Nachrichtentechnik. Taschenrechner waren bei Klausuren verboten. Diskutiert wurde nur über Kurven.


Reinhard Dicken 1974 Reinhard Dicken 1974 (Bild: privat)

"Von 1970 bis 1973 habe ich an der FH Köln (zuerst noch Ingenieurschule Köln) Nachrichtentechnik studiert. Mein Interesse an der Technik wurde durch den Kosmos-Baukasten Radiomann geweckt. Am 1. September 1970 starteten wir mit ca. 60 Studenten – Studentinnen gab es nicht – fröhlich unser Studium am Campus Ubierring. Unsere Dozenten waren u.a.:

  • Dr. Bernd Klüser: Mathematik I, II
  • Karl Langguth: Allgemeine Elektrotechnik
  • Wilhelm Garthoff: Niederfrequenztechnik, Hochfrequenztechnik
  • Dr. Rolf Brinkmann: Theoretische Elektrotechnik, Datenverarbeitung
  • Wilhelm Nüchel: Nachrichtenverarbeitungstechnik
  • Georg Schaller: Regelungstechnik
  • Burghard Kinzel: Physik

Wir hatten auch noch weitere Studiengebiete wie Chemie, Technische Mechanik, Fertigungstechnik und Grundzüge der Technologie.

Im Jahr 1971 wurde ein wenig gestreikt. In der Nachrichtentechnik wollten wir mit den Dozenten diskutieren. Da waren wir bei Dr. Bernd Klüser genau an den Richtigen geraten. Seine Antwort: Sie wollen diskutieren? Mit dem größten Vergnügen. Wir machen eine Kurvendiskussion!

1972 kam der erste technisch-wissenschaftliche Taschenrechner HP 35 von Hewlett-Packard auf dem Markt. Sein Preis war in Deutschland 2.000 DM – das entsprach dem damaligen Monatsgehalt eines Ingenieurs. Der Taschenrechner war ein riesiger Erfolg und löste sehr schnell den Rechenschieber ab. Die weltweite Nachfrage konnte durch die Fertigung nicht gedeckt werden. Dr. Rolf Brinkmann bemerkte dazu: „Das Gerät ist ja ganz nett. Leider kann es nicht mit komplexen Zahlen rechnen.“ Für uns arme Studenten war es viel zu teuer und außerdem war der Einsatz eines Taschenrechners bei Klausuren verboten!

Rechenschieber 1970 Rechenschieber 1970, Einsatz im Studium 1970 - 1973 (Bild: Reinhard Dicken)

Bei Wilhelm Garthoff – einem alten Praktiker mit großer Erfahrung aus der Industrie – stand die Elektronenröhre im Mittelpunkt. Er konnte wunderbar das „R“ röhren. Der Transistor und integrierte Schaltungen war nicht mehr seine Welt. Trotzdem haben wir bei ihm in Hochfrequenztechnik viel gelernt. Ein Spruch von ihm war: 'Um das elektrische Licht zu erfinden, war es sinnlos, die Kerze zu verbessern!'

Datenverarbeitung wurde nur in der Theorie mit den Grundzügen der Programmiersprache FORTRAN gelehrt. Die FH Köln hatte 1972/1973 noch keinen Computer. Sehr dankbar bin ich auch heute noch, dass Prof. Dr. Rolf Brinkmann es einem auserwählten Kreis ermöglichte, kleine FORTRAN-Programme auf der CDC 6400 der RWTH Aachen testen und ausführen zu lassen. Eingabemedium waren Lochkarten. Man legte den Lochkartenstapel auf ein langes Förderband und nach ca. 2 Tagen bekam man eine Errorlist zugestellt.

Rechenzentrum AEG Telefunken TR 440 Rechenzentrum AEG Telefunken Frankfurt 1974 (Bild: Reinhard Dicken)

1973 war es als Ingenieur der Nachrichtentechnik kein Problem, eine gute Anstellung zu finden. Die Großindustrie suchte Nachwuchs und machte sehr lukrative Angebote. Ich entschied mich für das AEG Telefunken Forschungsinstitut Frankfurt Niederrad. Dort hatten wir mit dem TR 440 einen Hochleistungsrechner zur Verfügung (damals schnellster Computer Europas mit 1 MIPS Leistung und 1,5 MB Hauptspeicher in Halbleitertechnik), mit dem sich die komplexesten Probleme der Elektroindustrie lösen ließen. Der Computer kostete im Vollausbau inkl. der Peripheriegeräte 20 Millionen DM. Für mich war der Telefunken Rechner TR 440 der Beginn einer erfolgreichen, langen Karriere in der Industrie."

Reinhard Dicken Reinhard Dicken heute (Bild: privat)

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