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Dr. Birgit Szczyrba

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Mündliches Prüfen in Projekten – Bessere Leistungen durch klare Prüfungskriterien

Zorn (Bild: TH Köln)

Frau Prof. Zorn entwickelte für ihre Lehrveranstaltung „Digitale Medien in der Sozialen Arbeit“ gemeinsam mit dem Team Hochschuldidaktik des ZLE ein Lehr- und Prüfungskonzept, um die Leistungen und den Lernerfolg der Studierenden in einem projektorientierten Seminar valide zu bewerten und als transparenten, motivierenden Faktor einzusetzen.

Prof. Dr. Zorns Ausgangsfrage lautete: Wie können Studierende zu sehr guten Leistungen im projektbasierten Lernen motiviert werden? Wie kann projektbasiertes Lernen in einer mündlichen Prüfung angemessen und effizient benotet werden?

In einem projektorientierten Lernformat stellte sich die Frage danach, wie der Lernerfolg zu benoten ist, so dass
a) die Note valide das Gelernte bewertet und dem Projektcharakter Rechnung getragen wird,
b) der Bewertungsprozess ein geeignetes Lernen auslöst,
c) die Lernenden zu Höchstleistungen motiviert werden,
und die Notenvergabe gängigen Bewertungskriterien entspricht.

Student*innen:

...durch die transparenten Kriterien haben wir alle die Niveaustufe erweiterter Abstraktionen erlernt und verwendet sowie Erkenntnisse der Fachliteratur „spielend“ mit unseren Inhalten verknüpft!“

Ich habe mich mehr angestrengt als jemals zuvor, weil ich wusste, wie ich eine 1 erreichen kann.“

Zorn:

Die Studierenden meldeten mir zurück, ich hätte sie so sehr motiviert. Das stimmt nicht: Sie motivierten sich selbst so stark. Mein Beitrag war lediglich, die Erreichung einer sehr guten Note transparent zu machen und zu üben.“

+Näheres zur Veranstaltung

Im zweisemestrigen ProfiL²-Seminar „Digitale Medien in der Sozialen Arbeit“ an der Fakultät 01 für Angewandte Sozialwissenschaften entwickeln die Studierenden zunächst ein Medienpädagogik-Projekt, das sie im folgenden Semester in der Praxis mit KlientInnen der Sozialen Arbeit durchführen.

Das Learning Outcome des Seminars lautet:
Die Studierenden können im Team ein Medienpädagogisches Projekt in der Sozialen Arbeit theoriegeleitet planen und begründen.

Die Prüfungsleistung besteht daraus, das im ersten Semester entwickelte Projekt in einer mündlichen Präsentation zu erläutern und theoretisch zu begründen. Problemstellungen, Ziele und Methoden des Projekts sollen zueinander passend beschrieben werden. Die Idee des Projekts soll in den theoretischen Diskurs eingebettet, getroffene Entscheidungen müssen begründet werden. Die Relevanz des gewählten Themas soll, vom konkreten Projekt abstrahiert, diskursiv herausgearbeitet werden.

+Häufige Probleme bei derartigen Prüfungen

Die Studierenden berichten lediglich beschreibend von ihren Projekten und bringe dabei die erlernten medienpädagogischen Theorien, vergleichbare Medienpädagogik-Projekte und die Passgenauigkeit zu Aufgaben und Zielen der Sozialen Arbeit nicht verknüpfend (zur Begründung ihres Konzepts) ein.

Die Auswahl eines Kriteriums für das Vorgehen in ihrer Präsentation wählen die Studierenden meist nicht theoriegeleitet. Sie gehen nach der chronologischen Reihenfolge der Projekterstellung, der reinen Beschreibung des Projekts, der persönlichen Motivation, gut gelaufen/schlecht gelaufen u.a.m. vor. Es ist ihnen unklar, was genau verlangt wird und/oder wie das Verlangte darzustellen ist. Bei Gruppenarbeiten teilen sich die Mitglieder einer Projektgruppe die anfallenden Arbeiten auf, so dass jede/r nur seinen/ihren Teil des Arbeitspaketes kennt und wiedergeben kann. Es summieren sich Einzelergebnisse in der Gruppe, anstatt einen gemeinsamen Denkprozess zu gestalten. In Präsentationen übernimmt dann jede/r seinen/ihren Teil. Die Ergebnisse sind wenig verflochten.

Im Rahmen der Initiative zur Optimierung/Überarbeitung des Lehr- und Forschungskonzepts für die mündliche Prüfung wurden folgende Aspekte erarbeitet und umgesetzt:

+Transparenz der Bewertungskriterien

Die Bewertungskriterien werden mit den Lernenden 6-8 Wochen vor der Prüfung gemeinsam konkretisiert. Sie werden im Ergebnis transparent und anschaulich mitgeteilt und der Ablauf/die Prüfungssituation auch im Hinblick auf mögliche Prüfungsängste angepasst. Auffallend war hier, dass den wenigsten Teilnehmenden klar war, was genau eine Note 1 von einer 2 unterscheidet. Sie strengen sich in der Regel an und hoffen, damit auch die Erwartungen der Lehrperson zu erfüllen, wissen das aber nicht genau. Mit der beschriebenen Vorgehensweise machen sich Lernende selbst bewusst, was zu einer sehr guten Leistung gehören sollte und können ihr Denken, Handeln, Lesen, Lernen diesbezüglich ausrichten. So üben sie sich beispielsweise darin, zu generalisieren, zu abstrahieren, Hypothesen zu bilden und Theorien nochmals nachzulesen und anzuwenden und zu erweitern, statt Projekte lediglich durch die Nennung von Abläufen zu beschreiben. Zudem wirkt die Transparenz sehr motivierend, da die Erreichung der angestrebten Note nicht mehr einem Glückstreffer, sondern stärker dem zielgerichteten, selbstbestimmten und kontrollierbaren Handeln zugeschrieben werden kann.

+Optimierung der Gesamtleistung

In Gruppen lernen Studierende häufig nur für ihren Teilbereich. Um einen Anreiz zu schaffen, dass alle Gruppenmitglieder in allen Teilbereichen kompetent sind, wird die Präsentation in vier Teile aufgegliedert und am Tag der Präsentation wird ausgelost, wer welchen Teil präsentiert. Dafür müssen alle alles vorbereiten und durchdenken.

+Realitätsnahe Aufgabenstellung mit Theoriebezug

Die Lernenden bekommen eine Ausschreibung des BMBF mitsamt Gliederungspunkten für einen Projektantrag und Kriterien für die Begutachtung an die Hand und werden aufgefordert, anhand der geforderten Kriterien ihr geplantes Projekt entsprechend zu „beantragen“. Dabei lernen sie strukturiertes Darstellen ihrer Projektidee anhand realitätsnaher Anforderungen.

+Übung der Präsentation mit Peer-Feedback anhand der Bewertungskriterien

Die Präsentation wird vorab mit Bewertungskriterien geübt. Die Gruppen präsentieren ihre Projektkonzeption einer Peer-Gruppe mit oder ohne Beteiligung der Dozentin. Die Peer-Gruppe hält Bewertungskriterien in der Hand und gibt Feedback. Dies schult sowohl die präsentierende Gruppe als auch die bewertende Peer-Gruppe. Es ergeben sich lehrreiche Diskussionen untereinander.

+Klärung der Bedeutung von Literatur

Die Lektüre der genannten und selbst recherchierten Texte wird bei der Bewertung insofern relevant, als zu den Bewertungskriterien die Einbettung in theoretische Diskurse sowie die theoriegeleitete Begründung der Projekte gehören.

September 2017

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