Mit KickStart@TH Köln eigene Ideen umsetzen – Bewerbungsphase für die zweite Runde läuft

Exo-Orthese (Bild: Mario Mosler)

Eine Box für 3D-Aufnahmen von Pflanzenwachstum und der Prototyp einer Exo-Orthese: Das sind nur zwei von insgesamt zwölf innovativen Ideen, die in der ersten Runde von KickStart@TH Köln unterstützt wurden. Nun geht das Förderprogramm in die zweite Runde und neue Teams können sich bewerben. Die Studenten Tim Scheller und Mario Mosler berichten im Interview von ihren Erfahrungen mit dem Programm.

Das Förderprogramm KickStart@TH Köln unterstützt Einzelpersonen oder Teams der Hochschule dabei, ihre innovativen Ideen in Prototypen umzusetzen. Es richtet sich sowohl an Studierende als auch an alle weiteren Hochschulangehörigen und steht allen Fachrichtungen offen – das heißt, es werden technische Ideen gefördert, aber auch solche aus den sozialen, wirtschaftlichen, nachhaltigen, digitalen und allen weiteren Bereichen. Für die Förderdauer von sechs Monaten erhalten die Teilnehmenden bis zu 7.500 Euro sowie ein Coaching. In der ersten KickStart-Runde wurden insgesamt zwölf Ideen unterstützt. Nun können sich neue Teams um Förderung und Coaching bemühen: Bewerbungsfrist für die zweite Runde des Programms ist der 24. Oktober 2021.

Skizze Exo-Orthese Das Team um Mario Mosler hat an einer Exo-Orthese gearbeitet. (Bild: Mario Mosler)

Herr Scheller, Herr Mosler, an welchen Ideen haben Sie im Rahmen von KickStart gearbeitet?

Scheller: Bei ,PhoGrow‘ geht es darum, das Wachstum von echten Pflanzen oder Pilzen im Internet verfügbar und erlebbar zu machen. Dazu haben wir eine Box gebaut und mit zahlreichen Kameras ausgestattet. Mit Hilfe dieser können wir Pflanzen fotorealistisch in 3D-Modellen darstellen. In der Anwendung, die wir entwickelt haben, lassen sich Parameter wie Sonnenlicht, Feuchtigkeit, Bodenbeschaffenheit oder Düngung beeinflussen und Veränderung auf das Pflanzenwachstum in Echtzeit sichtbar machen. Unser Ziel ist es, mit ,PhoGrow‘ das ökologische Bewusstsein zu stärken.

Mosler: Ein Mitglied meines Teams hat einen gelähmten Arm – das ist im Alltag mit zahlreichen Einschränkungen verbunden. Während der Förderung haben wir daher an einem Prototyp einer Exo-Orthese gearbeitet. Das ist eine Armschiene, mit der gelähmte Gliedmaßen aktiv unterstützt werden können. Unser Entwicklungsziel ist es dabei, dass die Schiene aktiv von der Trägerin oder vom Träger durch Muskelkontraktionen angesteuert werden kann. So sollen Arm- und Fingerbewegungen unterstützt werden können.

Das 3D-Modell zeigt das Wachstum eines Lauchs. PhoGrow möchte mit solchen Visualisierungen ein ökologisches Bewusstsein schaffen.

Wie lief das Förderprogramm KickStart für Sie ab?

Mosler: Wir mussten zunächst ein Bewerbungsformular ausfüllen – das war wie ein kleiner Forschungsantrag. Darin haben wir unsere Idee, das Team und ein Konzept zur Umsetzung vorgestellt. Zusätzlich benötigten wir ein professorales Empfehlungsschreiben – da hat uns Prof. Dr. Jörg Luderich unterstützt. Im zweiten Schritt des Bewerbungsverfahrens haben wir unsere Idee einer Jury vorgestellt.

Scheller: Die Bewerbungsphase war wirklich sehr spannend und wir mussten uns gut vorbereiten, wurden dabei auch umfangreich von unserem Unterstützer Prof. Dr. Arnulph Fuhrmann und ebenfalls vom KickStart-Organisationsteam begleitet. Während des Programms wurden wir dann finanziell gefördert, beraten, konnten Räumlichkeiten nutzen und uns mit anderen Gründungsinteressierten austauschen.

Menschen im Labor Das Team von PhoGrow um Tim Scheller (rechts im Bild) hat eine Box entwickelt, mit der 3D-Aufnahmen von Pflanzenwachstum gemacht werden können. (Bild: Tim Scheller)

Welche anderen Gründungsstrukturen der Hochschule konnten Sie nutzen?

Scheller: Wir konnten den Mini-Inkubator des Cologne Game Labs nutzen – das war vor allem deshalb ausgesprochen nützlich für uns, weil wir dort den Prototyp unserer Box lagern konnten. Am Ende unserer Förderzeit haben wir darüber hinaus im Maker Space des StartUpLab@TH Köln am Campus Deutz gearbeitet. Dort herrscht eine sehr inspirierende Atmosphäre, nicht nur durch die gute Ausstattung, sondern auch durch den Austausch mit den anderen Teams.

Mosler: Während unserer Förderung haben wir komplett im Maker Space gearbeitet. Dort können Maschinen wie 3D-Drucker, Fräse oder Gussmaschine genutzt werden – das erleichtert die Entwicklungsarbeit extrem. Die Möglichkeit des interdisziplinären Austauschs mit anderen Teams haben wir auch als sehr bereichernd empfunden.

Wie bewerten Sie das Förderprogramm rückblickend?

Scheller: Die Entwicklung unseres Prototyps war schon arbeitsreich, aber die Förderung und das Coaching haben die Prozesse erleichtert und beschleunigt. Es war eine spannende Erfahrung, sich mit Menschen austauschen zu können, die sich mit Gründungen auskennen und zusätzlich auch mit anderen Teams zu sprechen.

Mosler: Man benötigt tatsächlich die richtige Mentalität, um neben Studium und Klausuren auch noch einen Prototyp zu entwickeln – aber es lohnt sich. Das Programm und auch die anderen Gründungsstrukturen sind aus meiner Sicht bemerkenswert und ein Highlight meiner Zeit an der Hochschule. Dass man während des Studiums eigene innovative Ideen umsetzen kann, ist wahnsinnig wichtig – nicht nur für die Teams oder die Hochschule, sondern auch für die Gesellschaft.

Wie geht es jetzt mit Ihren Prototypen weiter?

Scheller: Unser Team wächst weiter und wir werden unser Projekt auf jeden Fall fortsetzen. In den nächsten Schritten wollen wir das Programm optimieren und zusätzlich eine App entwickeln, mit der Pflanzen und deren Gesundheitszustand erkannt werden kann.

Mosler: Wir sind zurzeit bei der Validierung am Menschen. Das heißt, dass wir die Alltagstauglichkeit unserer Exo-Orthese testen, um diese dann Schritt für Schritt zu weiterzuentwickeln – schließlich muss die Trägerin oder der Träger die Armschiene jeden Tag möglichst unkompliziert nutzen können. KickStart war für uns also tatsächlich nur der Startschuss – jetzt wollen wir mit weiteren Projektarbeiten an die bisherige Entwicklung anschließen.

September 2021

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