Fachkraft für Frühpädagogik U3

Kinder unter drei Jahren verstehen, begleiten und fördern - Qualifizieren Sie sich jetzt berufsbegleitend im Zertifikatslehrgang!

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Jacqueline Heyer

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Kinder durch partizipative Ansätze in ihrer Individualität fördern

Erzieherin Anna Müller (Bild: Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung TH Köln)

Sichere Bindungserfahrungen, mehr Teilhabe für die Kinder und die Berücksichtigung individueller Meinungen und Bedürfnisse – Pädagogin Anna Müller legt viel Wert auf einen achtsamen Umgang mit ihren Kindergartenkindern im Waldkindergarten „Stadtwaldfrösche“ in Hürth-Efferen.

2020 absolvierte Anna Müller die Weiterbildung zur „Fachkraft für Frühpädagogik U3“ an der Technischen Hochschule Köln. Ihr Ziel? Neue Handlungskompetenzen erwerben, um vor allem die zwei- bis sechsjährigen Kinder noch empathischer und bedarfsgerechter begleiten zu können. Warum es hierfür ebenso feinfühlige wie mutige Erzieher*innen braucht, erklärt sie im Interview.

Liebe Frau Müller, welche Ziele hatten sie vor Beginn der Weiterbildung?

In unserer Einrichtung arbeiten Fachkräfte aus vielen unterschiedlichen Professionen, keine der Erzieher*innen hatte sich bisher jedoch auf den U3-Bereich spezialisiert. Ich habe die Weiterbildung absolviert, um die Qualitätssicherung im frühpädagogischen Bereich weiterzuentwickeln und neue Denkanstöße in das gesamte Team einbringen zu können. In unserem Waldkindergarten gibt es drei altersgemischte Gruppen mit Kindern zwischen zwei und sechs Jahren. Ab der Mittagszeit beginnt in unserem Waldkindergarten eine separate U3-Zeit, die ich begleite. In diesen Stunden singen wir zum Beispiel Lieder, machen Fingerspiele oder schauen uns gemeinsam Bücher an. Bei Bedarf werden die Kleinen gewickelt, nehmen am Mittagessen und anschließend je nach Bedürfnis am Mittagsschlaf teil. Um die individuellen Ressourcen, Interessen und Bedürfnisse dieser U3-Kinder gezielt und bewusst wahrnehmen und auf sie abgestimmte Entwicklungs- und Förderbedingungen schaffen zu können, wollte ich in der Weiterbildung neue Handlungskompetenzen erwerben.

Welchen Einfluss hatten die im Lehrgang erworbenen Kenntnisse auf Ihre pädagogische Arbeit?

Jedes einzelne Modul des Lehrgangs hat meinen Wissenshorizont auf diversen Ebenen erweitert. So konnte ich nach der Weiterbildung von jedem bearbeiteten Thema bewusst Wissen mit dem pädagogischen Alltag verknüpfen. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir die Bedeutung des pädagogischen Grundverständnisses „Bindung geht vor Bildung“. Eine sichere Bindung ist neben den körperlichen Bedürfnissen ein ganz zentrales Bedürfnis in der frühen Kindheit. Die stärkste Bindung erfahren die meisten Kinder bei den Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten – aber auch die Bindung zu den pädagogischen Fachkräften ist in der frühen Entwicklung eines Kindes besonders bedeutsam. Nur wenn ein Kind sichere Bindungserfahrungen macht, kann es das intrinsische Interesse an der Welt und an anderen Menschen frei ausleben. Um diese Sicherheit geben zu können, braucht es feinfühlige Pädagog*innen, die die kindlichen Signale wahrnehmen und auf diese zugewandt und empathisch reagieren können. Diesbezüglich haben wir in der Weiterbildung das Wahrnehmende Beobachten kennengelernt, das ein Verfahren ist, mithilfe dessen frühkindliche Bildungsprozesse beobachtet und dokumentiert werden können. So konnte ich meine eigene Haltung während der Weiterbildung immer wieder reflektieren und bis heute fortlaufend weiterentwickeln. Das Wahrnehmende Beobachten ist für mich ein wichtiges Instrument geworden, um die Besonderheiten sowie die individuellen Ressourcen, Interessen und Bedürfnisse der Kinder wahrnehmen und an diese anknüpfen zu können.

Viele Kinder tun sich schwer mit dem Start in die Kita oder den Kindergarten. Was können Erzieher*innen tun, um Kindern die Eingewöhnung zu erleichtern?

Damit die zuvor beschriebene Bindung zwischen Kind und Fachkraft von Anfang an gelingen kann, ist eine sanfte Eingewöhnung in den Kindergarten fundamental. In der Weiterbildung an der TH Köln haben wir das partizipatorische Eingewöhnungsmodell kennengelernt. Bei diesem liegt der Fokus auf der Bindung. Signale von Kindern und Eltern sollen ernst- und wahrgenommen und im Eingewöhnungsverlauf berücksichtigt werden. Nach Absolvierung meiner Weiterbildung haben wir einen pädagogischen Teamtag zu dem Thema abgehalten, im Rahmen dessen ich das Modell vorgestellt habe. Alle waren begeistert und wir haben uns einstimmig dafür entschieden, es in unserem Kindergarten einzuführen. Seit Sommer 2021 arbeiten wir in unserer Einrichtung nun nach dem partizipatorischen Eingewöhnungsmodell und haben sehr schnell positive Rückmeldungen von den Eltern erhalten. Diese hatten den Eindruck, dass ihren Kindern ein besonders sanfter Übergang in die Kita ermöglicht wurde.

Haben Sie den Eindruck, dass sich die Kinder durch partizipative und inklusive Ansätze mehr gesehen und besser verstanden fühlen?

Die Besonderheiten von Kindern als Mehrwert zu erkennen und Kinder zu beteiligen, ist ein Grundsatz, der in Kindertageseinrichtungen von immenser Bedeutung und sogar verpflichtend ist. Damit dies gelingen kann, sehen wir Kinder als kompetente und gleichwertige Akteur*innen an, die das Recht haben, an Entscheidungen teilzuhaben. Vor allem in Pflegesituationen spielt Partizipation eine große Rolle. Die Pflege von Kindern ist ein sehr intimes Thema, bei dem es wichtig ist, besonders achtsam und beziehungsorientiert vorzugehen. Die Kinder dürfen bei uns selbst entscheiden, wo und von wem sie gewickelt werden möchten. Außerdem kann der Zeitpunkt des Wickelns mit den Kindern ausgehandelt werden, so dass diese die Möglichkeit haben, erst ihre Beschäftigung zu beenden, anstatt diese zwischendurch unterbrechen zu müssen. Ein weiteres Beispiel für einen partizipativen Ansatz ist unser tägliches Gruppenritual: der Morgenkreis. Jeden Tag wird ein Morgenkreiskind ausgelost, das den Morgenkreis und den Tagesablauf mitbestimmen darf. Dieses Ritual ermöglicht den Kindern, einmal die Führungsrolle zu übernehmen und sich selbst als handelnde Person wahrzunehmen. Ich erlebe durch solch partizipative und inklusive Ansätze, dass Kinder in ihrer Individualität gefördert werden und sich gleichzeitig als Teil einer sozialen Gemeinschaft erleben können. Das wirkt sich positiv auf die Selbstwirksamkeit der Kinder aus, die die eigenen Interessen und Bedürfnisse erkunden und ausdrücken dürfen. Es wird ein respektvoller Umgang mit Unterschiedlichkeiten vermittelt, so dass die Kinder lernen: Jeder Mensch ist anders und hat andere Bedürfnisse. Dadurch entstehen in vielen Momenten Aushandlungsprozesse, bei denen aufeinander eingegangen werden muss und Kompromisse ausgehandelt werden können. Das erfordert meiner Meinung nach mutige Fachkräfte, die es schaffen, Situationen auch mal auszuhalten und zuzulassen.

Juli 2022

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