"Ich wollte im Bereich Automotive über den Tellerrand schauen" – im Gespräch mit Henning Kohl

Alumni Henning Kohl – Weiterbildung Automotive Insurance Manager*in (Bild: Henning Kohl)

Er gehört zu den ersten Absolvent*innen der Weiterbildung „Automotive Insurance Manager*in“. Henning Kohl bezeichnet sich selbst als Quereinsteiger in die Versicherungswirtschaft. Wir sprechen mit ihm über „Weiterbildung in Zeiten der Pandemie“ und warum für ihn das fundierte und kompakte Angebot der TH Köln genau das Richtige war.

Lieber Herr Kohl, stellen Sie sich doch bitte in wenigen Sätzen vor.

Ich bin 43 und arbeite seit 2008 in verschiedenen Funktionen für die Zurich Gruppe Deutschland. Anfangs war ich Sachbearbeiter im Kundenservice (Schadenaufnahme), die längste Zeit aber Coach und später Teamleiter in derselben Abteilung. Seit Oktober 2019 bin ich Experte im Prozess- und Qualitätsmanagement "Motor Claims".

Welche Motivation für die Weiterbildung hatten Sie?

Ich war Quereinsteiger in die Versicherungsbranche und hatte mögliche Weiterbildungsangebote nicht wahrgenommen, da ich mir nicht sicher war, ob ich neben dem Arbeitsalltag eine mehrjährige Fortbildung (beispielsweise zum Fachwirt) durchhalten würde. Der Lehrgang der TH Köln schien mir daher genau passend, da er zeitlich kürzer, inhaltlich aber genau auf den Bereich Motor zugeschnitten ist.

Inhaltlich wurden meine Erwartungen absolut erfüllt. Ein Hauptpunkt war die Schadenbearbeitung, doch nicht nur beschränkt auf den KFZ- bzw. Sachschaden. Ebenso wurden Personenschäden, internationales Verkehrsrecht, Betrug und Regresse beleuchtet.

Mit welchen Erwartungen sind Sie in die Weiterbildung gestartet?

Wichtig für mich war, bereits bekannte Inhalte zu vertiefen, dazu aber auch über den Tellerrand zu schauen und Themen zu betrachten, mit denen ich aufgrund meines Quereinstiegs bislang kaum oder gar nicht in Berührung gekommen war. Etwas Sorge bereitete mir eine Fortbildung während der Pandemie, die ausschließlich online stattfand. Ich bin aufgrund der menschlichen Komponente ein Freund von Präsenzveranstaltungen. Online bedeutet auch mehr Selbstdisziplin und man ist wesentlich mehr von der Technik abhängig.

Und welche Erfahrung haben Sie letztendlich in der Weiterbildung gemacht?

Bezüglich der Pandemie war positiv, dass es so keine Reisezeiten gab und während des Lockdowns kaum Freizeitaktivitäten möglich waren, sodass ich meinen Fokus stark auf die Weiterbildung legen konnte. Auch die Technik funktionierte weitestgehend stabil. Schade war natürlich, dass man weder die Dozent*innen noch die anderen Teilnehmer*innen „in echt“ kennenlernen konnte. Private Gespräche und das „Netzwerken“ wurden so natürlich auf ein Minimum beschränkt.

Inhaltlich wurden meine Erwartungen absolut erfüllt. Ein Hauptpunkt war die Schadenbearbeitung, doch nicht nur beschränkt auf den KFZ- bzw. Sachschaden. Ebenso wurden Personenschäden, internationales Verkehrsrecht, Betrug und Regresse beleuchtet. Des Weiteren standen u. a. Produktgestaltung, AKB (: "Allgemeine Kraftfahrtbedingungen" – Anm. d. Redaktion) und Underwriting auf dem Programm. 
Die Dozent*innen boten ein hohes, aber nie überforderndes Niveau und waren top vorbereitet. 

Die Projektarbeit ist Teil der Prüfungs- und Studienleistung. War sie eine Herausforderung?

Bei der Projektarbeit ging es im ersten Teil darum, eigene AKB zur Cyber-Versicherung Motor zu entwerfen und zu schreiben. Durch meine tägliche Arbeit kann ich AKB zwar lesen und anwenden, musste aber solche noch nie selbst schreiben. Ich stellte schnell fest, wie schwierig es ist, Bedingungen zu entwerfen, die zwar auf der einen Seite verständlich sind, auf der anderen Seite im Zweifel aber auch vor Gericht Bestand haben würden. Ein einzelnes falsches oder ausgelassenes Wort kann die gesamte Beurteilung eines gesamten Schadenfalls massiv beeinflussen.

Empfehlen kann ich die Weiterbildung mit Sicherheit jedem, der sich in einer ähnlichen Situation befindet wie ich. Dazu muss man nicht unbedingt Quereinsteiger sein, aber gewillt, im Bereich Motor über den Tellerrand zu schauen.

Im zweiten Teil der Projektarbeit mussten dann Fallbeispiele anhand der entworfenen AKB beurteilt werden. Hier wurde schnell klar, ob die AKB funktionierten oder modifiziert werden mussten.

Eine weitere Herausforderung war der Umfang der Projektarbeit, da ich mir anfangs nicht vorstellen konnte, mehrere Seiten mit Erklärungen über meine AKB zu schreiben. Dieses Gefühl legte sich aber mit der Zeit, denn ich interessierte mich immer mehr für das Thema Cyberrisiken, und nachdem ich erst mal einen roten Faden gefunden hatte, war der Umfang kein Problem mehr. 

Wem würden Sie die Weiterbildung zum*zur „Automotive Insurance Manager*in“ empfehlen?

Empfehlen kann ich die Weiterbildung mit Sicherheit jedem, der sich in einer ähnlichen Situation befindet wie ich. Dazu muss man nicht unbedingt Quereinsteiger sein, aber gewillt, im Bereich Motor über den Tellerrand zu schauen; in Bereiche, mit denen man im Arbeitsalltag bislang kaum oder wenig Berührungen hatte. Es ist aber ratsam, dass bereits Vorkenntnisse im Bereich Motor vorhanden sind.

Juli 2021


M
M