Cologne Institute of Conservation Sciences

Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft

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Prof. Dr. Friederike Waentig

Prof. Dr. Friederike Waentig

Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS)

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Anschauen, berühren, erhalten - Studierende der TH Köln entwickeln ein Schaudepotkonzept für KOLUMBA

Wie erhält man Gegenstände, die ursprünglich als Gebrauchsobjekte geschaffen wurden und nun als Kulturgut betrachtet werden? Wie lagert man empfindliches Kulturgut, ohne es vollständig vor Blicken & Händen zu verbergen? Studierende des CICS beschäftigten sich mit diesen Fragen und entwickeln ein Depotkonzept für die Werk- und Formensammlung Schriefers in KOLUMBA - Kunstmuseum des Erzbistums Köln.

Von der Schreibmaschine bis zum Staubsauger - die Sammlung von Werner Schriefers (1926-2003) umfasst an die 26.000 Gegenstände, die einst für den alltäglichen Gebrauch geschaffen wurden. Gesammelt hat Werner Schriefers bis ins Jahr 1999 so ziemlich jedes Designobjekt aus der Zeit zwischen Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhundert als Gegenstand mit künstlerischem Wert. Hierbei faszinierte ihn der Wandel des Designs der Gebrauchsgegenstände, angepasst an die Bedürfnisse der Benutzer*Innen und die Moden der Zeit, sowie die in ihnen angestrebte Einheit von Form und Funktion. Im Jahr 2002 schenkte Werner Schriefers den größten zusammenhängenden Teil seiner Sammlung - die Werk- und Formensammlung mit etwa 6000 Objekten - dem Kunstmuseums des Erzbistums Köln, im Bestreben ein Miteinander von Kunst, Kunstgewerbe und Design zu erzeugen. Wie sein Vater kennt und schätzt auch Thomas Schriefers die Sammlung und kümmert sich seit dessen Tod darum, sie für ein größeres Publikum zugänglich zu machen.

Die Sammlung lagert derzeit sehr kompakt auf langen Metallregalreihen in einem Außendepot des Museums und ist dort auf den ersten Blick eigentlich gut untergebracht. Unter konservatorischen Blickpunkten fallen jedoch Dinge auf, die verbessert werden können oder auch müssen, um die zahlreichen Objekte adäquat zu lagern und ihren Erhalt auch für zukünftige Generationen zu sichern. Besonders erschwerend gestaltet sich dabei der Anspruch, neben dem Objektschutz auch eine gleichzeitige Nutzung zu gewährleisten. KOLUMBA möchte die Sammlung Schriefers, ganz dem Wunsch des ursprünglichen Sammlers entsprechend, als Schaudepot einer (ausgewählten) Öffentlichkeit zugänglich und damit unmittelbar erfahrbar machen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Objekte nicht verpackt, sondern auf offenen Regalen dem interessierten Betrachter präsentiert werden - das Depot wird also gleichzeitig zur Ausstellungsfläche!

Die Aufgabe, die Lagerungsbedingungen für die Werk- und Formensammlung zu verbessern, wurde von Student*innen des CICS in Angriff genommen. Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Methoden der präventiven Konservierung im Depot” beschäftigten sich sechs Studierende verschiedener Studienrichtungen eine Woche lang mit der Sammlung und den besonderen Ansprüchen eines Schaudepots. Verschiedenste Lösungsansätze, die konservatorischen Anforderungen genügen, eine gute Zugänglichkeit gewährleisten, dabei auch noch optisch ansprechend sind und natürlich kostengünstig und einfach umgesetzt werden können, werden an einem Musterregal exemplarisch durchgeführt. Betreut wurden die Studierenden von Prof. Dr. Friederike Waentig, Melanie Dropmann, Dipl. Rest., M.A., sowie Christina Nägler, Diplomrestauratorin des Museums / an Kolumba.

Nach einer kritischen Begutachtung der derzeitigen Depotsituation wurden zunächst bestehende oder zukünftig mögliche Gefahrenpotentiale erkannt und die Bedürfnisse der Objekte und Objektgruppen erarbeitet. Am auffälligsten ist dabei, dass diese im Depot zu dicht beieinanderstehen und mehr Raum zwischen und für die einzelnen Objekte geschaffen werden muss. Daher wird die Objektmenge auf den einzelnen Regalböden reduziert und es werden für kleinere Objekte Stufensysteme im hinteren Regalbereich gebaut, sodass diese nun besser zu sehen und zu erreichen sind. Außerdem soll der Untergrund, auf dem die Objekte lagern, verbessert werden, um eine rutschfeste und sichere Ablage für die Objekte zu gewährleisten. Dazu eignet sich am besten ein dickerer Museumskarton, welcher passgenau auf die Regalböden zugeschnitten wurde. Um schnell zu erkennen, wohin ein Objekt gehört, wenn es erlaubt (Leihverkehr, Untersuchung, Ausstellung) oder unerlaubt (Diebstahl!) von seinem Platz entfernt wird, wurden die Umrisse der einzelnen Gegenstände, ihr Inventarnummern und die Markennamen auf die Objektunterlage gezeichnet. Dies ist besonders wichtig für die Gegenstände, die aus mehr als nur einem Teil bestehen: beispielsweise gehört zu vielen elektrischen Rasierern zusätzlich ein Täschchen und ein aufgewickeltes Kabel. So hat jedes Teil seinen festen Platz im Regal und kann durch die Zeichnung nicht verwechselt werden.

Apropos Kabel: die vielen elektrischen Geräte mit ihren zum Teil aufgewickelten, zum Teil nicht aufgewickelten Kabeln stellen ebenfalls eine Herausforderung dar. Denn wie können so viele verschiedene Kabel optisch ansprechend und gleichzeitig sicher in einem Schaudepot präsentiert werden? Für dieses Problem wurden verschiedene Modelle zur Aufwicklung der Kabel auf kleinen zylindrischen Körpern erdacht, die neben oder hinter dem Objekt sicher abgestellt werden können.
Um auch kleinere Teile an den Objekten, die sonst gerne übersehen werden, zu schützen, befinden sich jetzt beispielsweise schwere Küchenmaschinen mit porösen Standfüßen aus altem Gummi auf „Unterbauungen" aus festem, zuschneidbarem Schaum. Die Standfüßchen berühren so nun nicht mehr den Boden, sind von dem Gewicht der Küchenmaschine entlastet und werden somit vor weiteren Beschädigungen bewahrt.
Für einen sicheren Schutz vor Staub sorgt nun ein abnehmbarer Vorhang aus transparenter Folie, der mit Magneten außen an das Regal angebracht wird, und durch den immer noch alle Objekte auf dem Regal problemlos zu erkennen sind. Ein weiterer Vorteil des Vorhangs: es wird auch eine Barriere als Schutz vor unüberlegter Berührung durch Besucher geschaffen, da nicht mehr einfach in das Regal hinein gegriffen werden kann.  

Ein zusätzlicher Vorschlag der Studierenden ist die Anschaffung einer mobilen Arbeitsstation in Form eines Rollwagens, ausgestattet mit Handschuhen, Taschenlampe und Ablagefläche. Diese soll den MuseumsmitarbeiterInnen und BesucherInnen zukünftig bei ihrer Arbeit und Recherche im Depot als Hilfsmittel zur Verfügung stehen.

Nach einer intensiven und spannenden Arbeitswoche konnte das Musterregal fertiggestellt werden. Das Resultat zeigt eine ausgewogene Mischung verschiedener Haushaltsgeräte, die nun geschützt vor Staub und ungünstigem Handling, aber auch geordnet und ansprechend gelagert werden können. Nicht nur die Studierenden konnten für die Zukunft eine Menge mitnehmen, auch steht die Hoffnung im Raum, dass die am Schauregal umgesetzten Ideen langfristig für eine Verbesserung der gesamten Depotsituation als Beispiel dienen.

August 2018

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