CAPuS – Conservation of Art in Public Spaces
Street Art und Urban Art: Wie kann Kunst im öffentlichen Raum erhalten werden? Im internationalen Forschungsprojekt "CAPuS – Conservation of Art in Public Spaces" wird dieser Frage nachgegangen.
Weiterführende Informationen
Die verwendeten Materialien der Kunstwerke und ihre Zersetzungsprozesse werden analysiert und Restaurierungsmaterialien und -methoden untersucht. Das Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS) erforscht als Projektpartner den Aspekt, welche Schutzmaßnahmen für die präventive Konservierung eingesetzt werden können.
Ann-Katrin Breßer ist als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Projekt beteiligt. Sie erklärt im Interview das Vorgehen und erste Ergebnisse.
Frau Breßer, was haben Sie im CAPuS-Teilprojekt am CICS erforscht?
Wir haben die Anwendbarkeit eines speziellen Schutzüberzugs für die Belange der Konservierung von Skulpturen aus Metall getestet.
Ein in der Konservierung gängiger Schutz für Außenskulpturen aus Metall ist Wachs. Das Klima in Köln, insbesondere die große Niederschlagsmenge, sind jedoch ein Problem für die Schutzwachsbeschichtungen, d.h ein Schutzüberzug aus Wachs auf Außenskulpturen in Köln ist nicht so widerstandsfähig, wie er eigentlich sein sollte.
Wir haben daher im Rahmen des Projekts einen Überzug aus organischem Polysilazan getestet, der eine glasähnliche Oberfläche bildet, aber der eigentlich nicht für Kunstwerke gedacht ist. Die Deutsche Bahn verwendet diesen Überzug zum Beispiel für ihre Waggons, um Graffiti besser entfernen zu können. Kunstwerke im öffentlichen Raum sind ja nicht nur der Witterung ausgesetzt, sondern werden häufig auch durch Vandalismus oder etwa Graffiti beschädigt.
Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Wir haben uns eine Skulptur in Köln gesucht, die vielen Einflüssen von außen ausgesetzt ist. Aufgrund ihres Standorts am Aachener Weiher haben wir uns für die aus Bronze gegossene „Uralte Form“ von Lajos Barta entschieden. Der Hiroshima-Nagasaki-Park wird von vielen KölnerInnen aktiv genutzt. Eine häufige Schadensursache bei dieser Skulptur und anderen Kunstobjekten des freien öffentlichen Zugangs ist Vandalismus. Meist sind es Graffiti oder Aufkleber, aber es finden sich auch Spuren vom Öffnen von Flaschen mit Kronkorken. Ein anderer Faktor für unsere Wahl waren die Umgebungsparameter. Die Skulptur steht in der Nähe eines sandigen Fußweges, daher setzen sich Staub und Verschmutzungen in Form von Erde und Sand regelmäßig auf der Skulptur ab und immigrieren in den Wachs. Umgeben von zwei Hauptverkehrsstraßen finden zudem auch viele Schadstoffe ihren Weg zur Skulptur.
Um zu testen, ob der Lack als Schutzüberzug für Skulpturen denkbar wäre, haben wir zunächst Probeplatten aus Bronze und Messing anfertigen lassen, diesen Lack darauf appliziert und die Platten der natürlichen Witterung auf dem Gelände der TH Köln ausgesetzt. Veränderungen der Oberfläche haben wir fotografisch festgehalten und Querschnitte angefertigt.
Und zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?
Nach etwa sechs Monaten Beobachtung konnten trotz der Schutzschicht erste Schäden festgestellt werden. An zwei Testplatten mit rauer Oberfläche konnten punktuelle Korrosion und Oxidation festgestellt werden. Aufnahmen im Rasterelektronenmikroskop zeigten, dass nach einem Jahr natürlicher Bewitterung die Lackschicht auch auf glatten Oberflächen spröde wird und sich von der Metalloberfläche ablöst.
Die Probeplatte, die in der Dunkelkammer bei konstantem Klima verblieb, zeigt dagegen weiterhin eine dünne Beschichtung, die sich nicht vom Substrat gelöst hat. Somit hat sich der Lack leider als nicht geeignet für die Verwendung von Kunst im öffentlichen Raum herausgestellt.
Das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt wird von der Universität Turin gemeinsam mit der Akademie der Feinen Künste in Warschau, der Universität Parma, der Universität Split, der Universität Vigo, den Unternehmen AN.T.A.RES, Conservation Technologies, Medhiartis, Montana Colors und Schmincke, sowie dem Zentrum für Konservierung und Restaurierung "La Venaria Reale", dem Forschungszentrum für Metalle in Istria (METRIS), dem Stadtmuseum Sisak in Kroatien, dem Zentrum für die Untersuchung von Restaurierungsmaterialien (CESMAR7) und dem Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft (CICS) der TH Köln bearbeitet. |
Dezember 2020