Wie viel Zeit braucht ein Studium?

Prof. Dr. Rolf Schulmeister erläutert die ZeitLast-Studie (Bild: Prof. Dr. Matthias Hochgürtel/TH Köln)

Am 1. Februar 2017 nahmen über ein Dutzend Teilnehmende aus verschiedenen Fakultäten der TH Köln am Expertengespräch „Wie viel Zeit braucht ein Studium?“ am Campus Leverkusen teil. Als Gast war der Hamburger Hochschuldidaktiker Prof. Dr. Rolf Schulmeister gekommen.

Am 1. Februar 2017 nahmen über ein Dutzend Teilnehmende aus verschiedenen Fakultäten der TH Köln am Expertengespräch „Wie viel Zeit braucht ein Studium?“ teil. Prof. Dr. Yvonne-Beatrice Böhler und Prof. Dr. Dirk Burdinski aus der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften hatten zwei Studien zum Zeitaufwand in Flipped-Classroom-Konzepten durchgeführt. Als Gast war der Hamburger Hochschuldidaktiker Prof. Dr. Rolf Schulmeister gekommen.

Während des Expertengesprächs wurden Ergebnisse, Erfahrungen und Konsequenzen aus den Untersuchungen vorgestellt. Die Teilnehmenden wollten Möglichkeiten prüfen, solche Erhebungen mit der großen ZeitLast-Studie von Schulmeister und Metzger (vgl. Vortrag am 25. November 2014) zu verbinden und weiterzuführen. Die ZeitLast-Studie hat gezeigt, dass Studierende weniger Zeit in ihr Studium investieren, als durch die in den Studiengängen definierten Workloads vorgesehen. Sie erleben jedoch subjektiv eine große Belastung. Gleichzeitig existiert keine Korrelation zwischen verwendeter Zeit und Studienerfolg bei starker Streuung der Zeitaufwände in den untersuchten Studiengängen.

Die ZeitLast-Studie wurde in den Medien stark rezipiert, da sie ursprünglich mit der These angetreten war, dass der reale Workload für Studierende zu hoch ist. Aus den Ergebnissen leiteten Schulmeister und Metzger ein Konzept  für eine geblockte Semesterstruktur ab und untersuchten diese in mehreren Studiengängen verschiedener Hochschulen. Es zeigte sich, dass Studierende nach der Blockung nicht nur mehr Zeit in das Selbststudium, sondern auch in die für den Studienerfolg besonders wichtigen Präsenzphasen investierten. Auch die Lehrenden profitierten, indem sie in zusammenhängenden Zeitblöcken intensiver mit Studierenden die gemeinsame Wissenskonstruktion gestalten konnten und „dadurch mehr Freude am Lehren erlebten“ – so Schulmeister in Leverkusen.

Die Teilnehmenden diskutierten mögliche nächste Schritte, um eigene Untersuchungen nach dem ZeitLast-Verfahren auch in Studiengängen an der TH Köln zu initiieren und im Rahmen von Studiengangentwicklungen die Blockung in den Blick zu nehmen. Am Campus Leverkusen werden die Studiengänge bereits geblockt in zwei siebenwöchigen Semesterabschnitten durchgeführt. Durch die an der TH Köln hochschulweit eingeführte interdisziplinäre Projektwoche jeweils in der Semestermitte wird eine solche Strukturierung der Lehre maßgeblich unterstützt.

Initiiert wurde die Veranstaltung durch einen Beitrag von Yvonne-Beatrice Böhler und Timo van Treeck auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik in Bochum, durch den Christiane Metzger und Rolf Schulmeister auf das Projekt aufmerksam wurden.[1] Die Einladung erfolgte gemeinsam durch die Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften und das Kompetenzteam Hochschuldidaktik.

Schulmeister war bereits 2013 am 4. Tag für die exzellente Lehre zum Thema „Lehrerfolg = Lernerfolg“ zu Gast an der TH Köln, in einem Interview betonte er u.a. die große Bedeutung von Betreuung der Studierenden beim Selbststudium: Interview mit Prof. Dr. Rolf Schulmeister. Die Teilnehmenden dankten ihm herzlich  für die Einblicke in seine Erkenntnisse sowie sein Untersuchungsdesign und diskutierten über die Veranstaltung hinaus intensiv die erhaltenen Anregungen.

[1] Es handelte sich bei dem Vortrag um einen Bericht über ein Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) Projekt, d.h. um die Erforschung der eigenen Lehre. Mehr zu SoTL

Februar 2017

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