Pflegende Männer, Probleme der Kulturfairness und die Stadt der alten Menschen

Vortragsreihe „Umbrüche Aufbrüche“ zur Gesellschaft im Wandel.

Die deutsche Sprache im Laufe eines Menschenlebens, pflegende Männer, Trans*Personen,  oder die zentralen Megatrends unserer Zeit – in sieben Vorträgen beleuchten Professorinnen und Professoren der Fachhochschule Köln zwischen April und November 2015 den Wandel der Gesellschaft. Die Vortragsreihe mit dem Titel „Umbrüche Aufbrüche“ ist der Beitrag der Hochschule zum Themenjahr „Älter – bunter – Kölner“ der Kölner Wissenschaftsrunde. Alle Vorträge finden dienstags um 18.30 Uhr in der Fachhochschule Köln, Ubierring 48, Hörsaal 201, statt. Der Eintritt ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Weitere Informationen gibt es unter www.fh-koeln.de/themenjahr.

21. April 2015

Die Stadt der alten Menschen – Urbanisierung und demographischer Wandel
Prof. Dr. Herbert Schubert, Leiter des Instituts für Angewandtes Management und Organisation in der Sozialen Arbeit

Seit einiger Zeit sind zwei große Trends zu erkennen: Die Urbanisierung – immer mehr Menschen leben in der Stadt – und die demographische Alterung, nach der sich die Proportionen der Altersgruppen zugunsten der Älteren verschieben. Wie können wir uns die Zukunft vorstellen, wenn die beiden Trends integriert betrachtet werden? In der Stadt der alten Menschen erlebt die – mit Jungsein assoziierte – urbane Lebens- und Kulturform möglicherweise einen Umbruch. Damit sollten wir uns schon heute beschäftigen, um präventiv die Anpassungsfähigkeit und Resilienz der städtischen Strukturen zu fördern.

19. Mai 2015

Älter, Bunter, Schneller: Zehn zentrale Megatrends und ihre Auswirkungen auf Wirtschaft, Politik und Individuum
Prof. Dr. Jan Karpe, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Distance Learning & Further Education

Älter, Bunter, Schneller: dahinter stehen Megatrends wie Überalterung, Globalisierung und Beschleunigung. Der Vortrag gibt einen Überblick über Kennzeichen und Entwicklungen der wichtigsten zehn „Driving Forces“ in Deutschland, in Europa und in der Welt. Diese Megatrends werden beschrieben und in ihren wichtigsten politischen, gesellschaftlichen, individuellen und ökonomischen Auswirkungen diskutiert.

23. Juni 2015

Männer zwischen Erwerbstätigkeit und Pflege
Prof. Dr. Sigrid Leitner, Prodekanin und Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften und Prof. Dr. Simone Leiber, Prodekanin für Forschung und Evaluation des Fachbereichs Sozial- und Kulturwissenschaften der Fachhochschule Düsseldorf

Der demographische Wandel und die Alterung der Gesellschaft gehen mit der Versorgung einer steigenden Zahl von Pflegebedürftigen einher. Mittlerweile beteiligen sich auch immer mehr erwerbstätige Männer an der häuslichen Pflege von Angehörigen. Wie ihnen die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf gelingt, ob Männer anders pflegen als Frauen und wie die Betriebe ihre pflegenden Beschäftigten in dieser schwierigen Vereinbarkeitssituation unterstützen können, sind Themen dieses Vortrags. Präsentiert werden die Ergebnisse eines aktuellen Forschungsprojekts, in dem rund 40 pflegende Männer in elf Betrieben interviewt wurden. Ein Forschungsprojekt der Fachhochschule Köln, der Fachhochschule Düsseldorf und der Justus-Liebig-Universität Gießen.

7. Juli 2015

Probleme der „Kulturfairness“ in beruflichen Auswahlverfahren. Erfolgschancen von Bewerberinnen und Bewerbern mit Migrationshintergrund
Prof. Dr. Rainer Leenen, Forschungsschwerpunkt Migration und Interkulturelle Kompetenz, Institut für interkulturelle Bildung und Entwicklung

Neben „Teilhabe“ und „interkultureller Kompetenz“ ist „Kulturfairness“ einer der Schlüsselbegriffe in der politischen Diskussion um eine „interkulturelle Öffnung“ der öffentlichen Verwaltung. Man spricht von einem „cultural bias“, wenn Test- und Auswahlverfahren Verzerrungen aufweisen, die die Chancen bestimmter sozialer Gruppierungen positiv bzw. negativ beeinflussen. Eine solche kulturelle Verzerrung kann auftreten, wenn vor dem Hintergrund einer bestimmten Kultur ein Verhalten als „richtig“ oder erwartbar unterstellt wird, das nicht in jedem kulturellen Umfeld als normal angesehen wird. Das könnte z. B. die Art des Auftretens vor einer Auswahlkommission, die Reaktion
im Rollenspiel eines Assessment Centers oder auch eine bestimmte Fragestellung in einem Intelligenztest betreffen. Anhand von Daten eines Auswahlverfahrens für den öffentlichen Dienst wird analysiert, inwieweit die Erfolgschancen von Bewerberinnen und Bewerbern mit Migrationshintergrund dem Kriterium der Kulturfairness entsprechen und diskutiert, ob und wie man solche Verfahren hinsichtlich ihrer „Kulturfairness“ optimieren kann.

29. September 2015

Trans*Personen: Zwang zur Zweigeschlechtlichkeit?
Dr. Monika Götsch, Institut für Angewandtes Management und Organisation in der Sozialen Arbeit

Menschen leben nicht nur als entweder „Frauen“ oder „Männer“. Menschen können ebenso gut ihr Geschlecht (zeitweise oder dauerhaft) wechseln oder geschlechtliche Uneindeutigkeit beanspruchen. In einer ökonomisch orientierten Gesellschaft, die Vielfalt und Eigenverantwortung postuliert, scheint die Ausgestaltung individueller Geschlechtlichkeit selbstbestimmt möglich zu sein. Zugleich sind wichtige Bereiche gesellschaftlicher Anerkennung wie die Erwerbs- und Konsumsphäre weiterhin geschlechtsspezifisch strukturiert, was von Trans*Personen abverlangt, sich für eines der beiden Geschlechter zu entscheiden. Der Vortrag beleuchtet das Spannungsfeld zwischen Pluralisierung einerseits und dem Zwang zur Zweigeschlechtlichkeit andererseits und den daraus resultierenden Chancen und Risiken für Trans*Personen.

27. Oktober 2015

Die deutsche Sprache im Wandel (eines Menschenlebens)
Prof. Dr. Ute Barbara Schilly und Prof. Dr. Ursula Wienen, Institut für Translation und Mehrsprachige Kommunikation

Wer ungefähr ab Mitte des letzten Jahrhunderts aufgewachsen ist, versteht heute oft die Welt nicht mehr. „Verstehen“ ist hier in einem wörtlichen Sinne gemeint, denn die deutsche Sprache hat sich in vielen Bereichen des täglichen Lebens erheblich gewandelt. Das macht sich vor allem am Wortschatz bemerkbar, der mehr und mehr von der englischen Sprache durchdrungen wird. Auch Fachsprachen prägen unseren Alltag, wie beispielsweise insbesondere die Informationstechnologie zeigt. Ferner beeinflussen die vielen verschiedenen Sprachen unserer multikulturellen Gesellschaft ebenso wie Formen der Jugendsprache deutlich auch die grammatischen Strukturen des Deutschen. Jugendliche und junge Menschen verstehen daher andererseits das Deutsch des vergangenen Jahrhunderts immer schwerer, wie aktuelle Diskussionen über die geringer werdenden Fähigkeiten des Leseverständnisses, aber auch des Verstehens und Verwendens von Sprachstrukturen zeigen. Die beiden Referentinnen illustrieren Phänomene des Wandels der deutschen Sprache anhand zahlreicher Beispiele aus den Bereichen Literatur, Medien, Fach- und Alltagssprache.

24. November 2015

Soziale Ungleichheit und kulturelle Diversität als gesellschaftspolitische Herausforderungen
Prof. Dr. Markus Ottersbach, Leiter des Forschungsschwerpunkts Migration und Interkulturelle Kompetenz, Institut für interkulturelle Bildung und Entwicklung

Soziale Ungleichheit bezieht sich auf die Lebenslage der Menschen und beinhaltet Aspekte wie Armut und Reichtum, Bildung, Gesundheit, Wohnen, soziale Netzwerke und politische Partizipation. Kulturelle Diversität umfasst Phänomene wie Lebensstile und soziale Milieus, die sich aus gleichen Werten und Normen, Einstellungen, Geschmacksrichtungen, Interaktionsformen, Wissensbeständen und gemeinsamen Verhaltens- und Lebensweisen zusammensetzen. Beide Aspekte, soziale Ungleichheit und kulturelle Diversität, stellen wichtige gesellschaftspolitische Herausforderungen dar – jedoch in einem sehr unterschiedlichen Maß. Vor dem Hintergrund eines in der Soziologie breit akzeptierten Modells der Integration der Menschen in modernen Gesellschaften – das Modell der System- und Sozialintegration nach Jürgen Habermas – wird Professor Ottersbach diese beiden Integrationsformen einordnen, empirische Ergebnisse aus aktuellen Studien vorstellen und Schlussfolgerungen für Politik und Soziale Arbeit ziehen.

April 2015


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