Schluss mit A+++: Was die neuen Energielabel bringen

Stromfresser oder Stromsparer? Die bunten Energielabel dienen beim Kauf von neuen Elektrogeräten wie Kühlschränken oder Waschmaschinen als Orientierungs- und Entscheidungshilfe. Seit dem 1. März 2021 gilt ein neues EU-Energielabel. Prof. Dr. Thorsten Schneiders vom Cologne Institute for Renewable Energy (CIRE) klärt im Interview über die Umstellung auf.

Wozu dienen die Energielabel?

Die Label haben die Aufgabe, den Verbrauch des jeweiligen Elektrogeräts transparent zu machen. Anbieter sind zur Kennzeichnung verpflichtet. Gleichzeitig kann das Label auch für die Werbung eingesetzt werden. Laut Studien beziehen 80 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher das Energielabel in die Kaufentscheidung ein.

Warum wurden die Label jetzt geändert?

Die alten Label wurden in den 2000er Jahren eingeführt und haben dadurch das Thema Energieverbrauch für Käuferinnen und Käufer erst transparent gemacht. Die ursprüngliche Skala reichte zu Beginn von den Energieklassen A bis absteigend G. Die Geräte haben sich allerdings fortlaufend so weit in der Energieeffizienz verbessert, dass die ursprünglich vorgesehenen Klassen nicht mehr gereicht haben. Also wurde die Skala um A+ und mit der Zeit um A++ sowie A+++ erweitert. Das sorgte jedoch dafür, dass die Energieklassen zunehmend unübersichtlich wurden.

Welche Umstellung wurde vorgenommen und was bringt sie?

Die verwirrenden „A+“-Kennzeichnungen fallen weg und die Bandbreite der Kennzeichnung wird an die mittlerweile besser und sparsamer gewordenen Geräte angepasst. Es besteht jetzt wieder eine Skala von A bis absteigend G, aber die dahinterliegenden Werte haben sich verändert. Die aktuellen Geräte landen bei B oder C. Die Energieklasse A ist momentan der Sonderfall und eher für zukünftige, noch energiesparendere Geräte gedacht. Durch die Umstellung soll nämlich auch der Druck auf die Hersteller erhöht werden, diese noch sparsamer zu machen. Zudem stehen auf den Labeln auch Zusatzinformationen wie Geräuschemission oder Nutzinhalt von Kühlschrankfächern. Ein QR-Code führt zu weiteren detaillierten Informationen.

Wie groß sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Stufen?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern hängt vielmehr von dem jeweiligen Gerätetyp ab. Für jede Geräteklasse wird eine „Referenznutzung“ definiert, mit der der Stromverbrauch gemessen wird. Dahinter stecken strenge Standards, nach denen das Label zugeteilt wird. So müssen die Hersteller nachweisen, wie viel ihr Gerät in einem bestimmten Anwendungsfall verbraucht. Bei Waschmaschinen sind es beispielsweise 100 Wäschen mit unterschiedlicher Wäschemenge im Standardwaschgang. Die Ergebnisse für diesen Anwendungsfall werden miteinander verglichen.

Worauf sollten Verbraucherinnen und Verbraucher achten?

Sie sollten auf einen möglichst geringen Stromverbrauch bei den Geräten achten und darauf, dass diese auch in ihr Budget passen. Dabei müssen sie aber nicht nur an den Anschaffungspreis im Hier und Jetzt denken, sondern auch an die Folgekosten, die vor allem durch den Stromverbrauch entstehen. Ein Beispiel: Bei einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde macht ein Mehrverbrauch von 100 Kilowattstunden bei der gleichen Anzahl Wäschen 30 Euro jährliche Mehrkosten für Strom aus. Sie können also auf eine hoffentlich lange Lebensdauer von zehn Jahren mindestens 300 Euro Stromkosten sparen. Da kann sich eine sparsamere Waschmaschine schnell lohnen. Sie sollten also vergleichen: Wie viel spare ich durch das sparsamere Gerät über die realistische Lebensdauer und wie viel kostet das sparsamere Gerät mehr. Wenn die Mehrkosten geringer sind als die Ersparnis, dann lohnt sich die Anschaffung des sparsameren Gerätes auf jeden Fall.

März 2021

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