KI wird sozial
Künstlicher Intelligenz mangelt es noch an der sozialen, empathischen Seite. Diese Lücke möchte Prof. Dr. Anja Richert, Leiterin des Cologne Cobots Lab, mit ihrem Forschungsteam schließen, indem sie das KI-basierte sozioempathische Gesprächssystem „SKILLED“ gemeinsam mit der DB Systel GmbH entwickelt. Und Seniorinnen und Senioren mittels neuer Technologien unterstützt.
Bei beiden Projekten ist ein bereits bekanntes Gesicht dabei: Roboter Pepper.
Im Ozeanmuseum in Stralsund zeigt SKILLED im Rahmen einer Testphase den Weg zum nächsten Ausstellungsobjekt, zur Toilette oder zum Ausgang und unterhält sich dabei mit den Besucherinnen und Besuchern des Museums. Als Verkörperung des SKILLED-Systems kommen Roboter wie zum Beispiel Furhat oder Pepper zum Einsatz. Pepper ist ein humanoider Roboter. Er wurde gemeinschaftlich von einem französischen und einem japanischen Unternehmen konzipiert. Pepper erkennt Gesichter und einfache menschliche Emotionen. Anders als Siri oder Alexa, die bisher eher Befehle verstehen und einfachere Dialoge anbieten, soll SKILLED auf Augenhöhe kommunizieren. Das erfordert aktives Zuhören, Äußerungen, die sich aufeinander beziehen, und Wertschätzung – so wie in Dialogen zwischen Menschen.
Zwischen Mensch und Maschine soll eine Art Beziehung, auch Bonding genannt, entstehen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Dr. Anja Richert gehen der Frage nach, was passieren muss, damit Menschen gerne mit einem System interagieren. Zu untersuchende Parameter sind u.a. die Lautstärke, Redegeschwindigkeit, Stimme, physische Nähe und sprachliche Inhalte. Das Forschungsteam untersucht außerdem, welche Reaktion auf Emotionen empathisch genug ist: Reicht es aus, menschliche Gefühle widerzuspiegeln, oder soll das System eigene Gefühle zeigen? Ziel ist es, ein sozioempathisches, multilinguales und authentisches Dialogsystem zu entwickeln, das unter anderem Bahnreisende serviceorientiert und empathisch mit Informationen versorgt.
Ausgangspunkt ist das bereits bestehende System der Deutschen Bahn „SEMMI“ (Sozio-Empathische-Mensch-Maschine-Interaktion). „Wir gestalten das System für verschiedene Anwendungen. Neben den Robotern arbeiten wir auch mit einem digitalen Avatar, der in einem ortsfesten Auskunftssystem oder in einer Smartphone-App eingebettet werden kann“, sagt Projektleiterin Prof. Dr. Anja Richert vom Cologne Cobots Lab.
Hilfe und Unterhaltung für Ältere
Zukünftig haben die Roboter wie Pepper des Cologne Cobots Labs weitere Einsätze: Das Projektteam GeneRobot entwickelt für Pepper hilfreiche Apps für Seniorinnen und Senioren. Workshops und eine Erprobungsphase fanden in einem innovativen Wohnformat der Diakonie Michaelshoven in Köln statt, in dem ältere Menschen zusammen mit Studierenden unter einem Dach leben. Das Projekt GeneRobot möchte ältere Generationen zum einen dabei unterstützen, technische Entwicklungen zu verstehen und zu nutzen, beispielsweise für Video-Anrufe mit der Familie oder digitale Spiele. Zum anderen soll der Roboter dafür sorgen, dass die Seniorinnen und Senioren länger sicher und selbstständig leben. Das Cologne Cobots Lab betreibt am Campus Deutz ein Gesundheits-Living-Lab, welches Szenarien häuslicher Pflege untersucht. Dazu zählt die Unterstützung ambulanter Pflegedienste durch Tracking von Vitalwerten sowie subjektivem Befinden, wodurch Pflegerinnen und Pflegern mehr Zeit für persönliche Interaktion mit den Personen bleibt.
Im Wettbewerb „Gesellschaft der Ideen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hat sich GeneRobot gegen mehr als tausend andere Ideen durchgesetzt. Es befindet sich nun unter den Top 10 und hat eine Förderung von 200.000 Euro erhalten, um das Konzept in den nächsten zwei Jahren weiter auszuarbeiten.
August 2022