Gateway TH Köln

Gründungsberatung vom Gateway Gründungsservice

"Bis heute ist die TH Köln eine Riesenhilfe für uns"

Aaron von Lüpke (Bild: Thilo Schmülgen | TH Köln)

Aaron von Lüpke, Absolvent der TH Köln, hat im Team YONA gegründet: eine App, die Augmented-Reality-Kampagnen möglich macht. Im Interview spricht er darüber, wie es ist mit ehemaligen Schulkameraden zu gründen, wieso der größte Rückschlag doch noch ein Erfolg wurde und wo YONA in fünf Jahren steht.

Du hast eine Minute im Fahrstuhl mit einem möglichen Geldgeber. Wie lautet Euer Elevator Pitch?

Eine Minute? Dann los! Seit 2018 gibt es YONA: Eine skalierbare AR-Basislösung, die es möglich macht, jedem Unternehmen individuelle Augmented-Reality-Kampagnen zu verwirklichen. Dabei ist es egal, wie groß Ihr Unternehmen ist oder aus welcher Branche Sie kommen. So kann im Tourismus z. B. längst Vergangenes in 3D dargestellt oder Ihr Stadtplan mit digitalen Informationen ergänzt werden. Komplexe Maschinen oder Abläufe in der Industrie oder Medizin können durch AR-Anwendungen visualisiert und erklärt werden. Oder ihre nächste Marketing-Idee hinterlässt nachhaltig Eindruck, indem Produktverpackungen oder Kundenzeitschriften durch Videos zum Leben erweckt werden.

Sie benötigen auch keinen hohen finanziellen Aufwand geschweige denn technisches Knowhow. Denn wir machen es möglich, Ihr AR-Projekt so einfach wie eine Instagram-Story herzustellen und über die YONA-App zu verbreiten. Zusätzlich ist die App eine White-Label-Lösung: Sie brandet sich immer auf das gewünschte Corporate Design des Kunden um. Mit YONA erschließt sich die Möglichkeit, AR für die breite Masse greifbar zu machen und dem/der User:in viele individuelle Kampagnen-Erlebnisse in nur einer App zu ermöglichen.

Auf eurer Website gibt es einen Artikel mit der Überschrift: „YONA-App: 3 Schulkameraden werden Geschäftspartner“. Wie kam es dazu, was sind Eure fachlichen Hintergründe?

Wir drei – also Mel Richter, Urs Pospischil und ich – kennen uns schon seit der Schulzeit und sind seitdem auch befreundet. Mel und ich haben dann gemeinsam Maschinenbau an der TH Klön studiert. Ich habe mich schließlich auf Datenprogrammierung und Regenerative Energien spezialisiert und mein erstes Unternehmen gegründet, während Mel seinen Fokus auf technische Zeichnung und CAD-Programmierung (3D-Objekte) gelegt hat. Urs hat dagegen erst Logistik und danach Technical Management studiert und bringt so große Expertise in den Bereichen Ingenieurswesen und Wirtschaft mit. Außerdem hat er schon das Thema AR-Anwendungen in seiner Abschlussarbeit thematisiert.

Dadurch haben wir die ideale Grundlage gehabt, um dieses Unternehmen zu gründen. Angefangen mit privaten Interessen in der Schulzeit über den fachlichen Austausch im Studium bis hin zu der Gründung ergänzen wir uns heute mit unseren unterschiedlichen Fachkompetenzen nahezu perfekt.

Noch ein Blick zurück: Wie seid Ihr auf die Idee für das Unternehmen gekommen?

Wir haben klassisch als „Programmierbude“ begonnen. Unsere ersten Projekte waren eine VR-App für die Bayer AG und eine AR-App für den Autohersteller Ford im Rahmen der Caravan Salon Messe. Dabei ist uns aufgefallen, wie viel Potential das Thema Augmented Reality für jedes Unternehmen aus allen Bereichen hat. Bisher wurde AR oft nur als Spielerei verwendet, was wir ändern wollten. Mit YONA wollten wir von Anfang an AR sinnvoll einsetzen und der Technik einen richtigen Nutzen verleihen. Dabei ist dann die Idee entstanden, eine Basislösung zu entwickeln: die YONA-App. Mit unserem Konzept haben wir uns schließlich für das EXIST-Gründungsstipendium beworben. Dieses haben wir dann 2020 auch erhalten und sind vom „Drei-Personen-Gründerteam“ zu einem starken „15-Personen-Team“ herangewachsen.

Plötzlich warst Du kein Student mehr, sondern ein Unternehmer. Inwiefern hat die Dich die TH Köln auf dieses neue Leben vorbereitet?

Zu meiner Studienzeit (Abschluss: 2016) gab es im Gegensatz zu heute leider noch keine Kurse, die sich auf das Unternehmertum spezialisiert haben. Das heißt, in meinem Studium selbst habe ich darüber nicht viel mitnehmen können, konnte aber viel technisches Knowhow erlernen. Und durch meine erste Unternehmensgründung (Rahmlow) 2016 habe ich dann viele Kooperationskontakte knüpfen können, z. B. auch mit dem Start-up-Center der TH Köln (heute Gateway Köln) und Universität zu Köln. Dadurch arbeiten wir mit YONA schon seit Beginn der Selbstständigkeit eng mit der TH Köln zusammen. Das Gründerberatungsteam von Gateway Köln hat uns schon bei dem Antrag für das EXIST-Gründerstipendium enorm unterstützt. Darüber hinaus waren sie immer unsere Anlaufstelle für allgemeine Beratung oder rechtliche Fragen. Bis heute ist die TH Köln deshalb auch unsere Hauptberatungsstelle und in vielen Angelegenheiten noch immer eine Riesenhilfe für uns.

Was war Euer größter Rückschlag? Wie bist Du damit umgegangen?

Ein Start-up aufzubauen, bedeutet immer auch zeitweise finanziell sehr unsicher aufgestellt zu sein, was für einen persönlich natürlich von Anfang an ein hohes Risiko bedeutet. Das war uns aber auch bewusst. Jedoch erinnere ich mich genau an unseren größten Rückschlag. Und zwar wurde unser erster Antrag für das EXIST-Gründungsstipendium damals abgelehnt. In diesen Antrag sind viele Monate Vorbereitung und Arbeit geflossen. Wir haben auf vielen Seiten unsere Idee detailgetreu aufgeschrieben und uns große Mühe gegeben. Dass wir dann trotzdem abgelehnt wurden, hat uns damals hart getroffen – unsere Existenz stand auf dem Spiel.

Es bestand aber die Möglichkeit, diesen Antrag noch einmal zu korrigieren. Also haben wir unser Konzept nochmal komplett überarbeitet und glücklicherweise im zweiten Anlauf eine Zusage erhalten. Denn ohne dieses Stipendium würden wir und unser Unternehmen wahrscheinlich heute nicht hier stehen. Immerhin können wir für das Jahr 2022 mit einem sechsstelligen Umsatz rechnen – darauf sind wir wirklich stolz und dankbar.

Was würdest Du jemanden mit auf den Weg geben, der überlegt, selbst zu gründen?

Auf jeden Fall machen! Ich finde es super, wenn jemand eine Idee hat und die realisieren möchte. Als erstes solltest du deine Idee gut durchplanen und unbedingt runterschreiben. Danach ist das Netzwerken alles: Der Austausch mit Gründerzentren wie die IHK Köln und das Gateway Köln sind meiner Meinung total wichtig. Hier kann gemeinsam über die Idee diskutiert und geeignete Stipendien rausgesucht werden. Ich persönlich empfehle anfangs immer gerne die Bewerbung um das NRW-Gründerstipendium, denn hier hat man einen kurzen Pitch mit realistischem Aufwand. Außerdem bekommt man bei Erfolg für die erste Zeit schonmal eine Grundfinanzierung, mit der die Idee weiter ausgearbeitet werden kann.

Neben Beratungsstellen und Gründerzentren ist auch der private Austausch mit Freund*innen, potenziellen Kund*innen oder anderen Unternehmer*innen hilfreich. Versuche, deine Idee so oft wie möglich zu Pitchen, um umfangreiches und hilfreiches Feedback zu bekommen und deine Idee voranzutreiben.

Noch einmal kurz zurück zu EXIST: Ihr habt 2020 das EXIST-Gründerstipendium erhalten. War das sehr aufwendig?

Wie schon kurz erwähnt, war die Bewerbung wirklich aufwendig. Wir haben mehrere Monate daran gearbeitet und mussten durch die Neubeantragung nochmal viel verändern, was uns noch mehr Zeit gekostet hat. Das war eine Phase, wo wir sehr viel über unsere Idee, das Konzept und unser Unternehmen gelernt haben. Es war auch deshalb eine anstrengende Zeit, weil wir schon mit vielen Interessenten und potenziellen Kunden in Kontakt standen, aber noch keine finanziellen Mittel für die Umsetzung hatten.

Als dann die Zusage kam, waren wir überglücklich und natürlich ist auch das ein oder andere Kölsch geflossen. Allerdings hieß das für uns auch direkt der Startschuss, endlich loszulegen und die ersten Projekte direkt zu realisieren. Das Stipendium war sozusagen der Lebensretter unserer Idee, der YONA-App. Daher blieb gar nicht so viel Zeit zum Feiern!

Kürzlich konnte man die Schlagzeile zu YONA lesen: „Medizintechnik trifft Augmented Reality: Exoskelett virtuell testen“. Jedes Wort hier ist Zukunftstechnologie. Wo seht ihr euch und YONA in fünf Jahren?

Wir lieben es Zukunftstechnologien miteinander zu verknüpfen, daher haben wir uns auch die Vision „Mehr sehen, mehr lernen, mehr wissen – all in one, one for all mit der YONA-App“ gesetzt. Wir wollen mit YONA Lösungen schaffen: Zum einen sollen komplexe Zusammenhänge und Lernprozesse über Augmented Reality leichter erklärbar gemacht werden (Stichwort: „Educational AR“) und zum anderen soll YONA der virtuelle Alltags-Assistent in der Hosentasche für Jeden und Jede sein. Angefangen im Tourismus, indem richtige Informationen zur richtigen Zeit am richtigen Ort vermittelt werden bis hin zu Bedienungshilfen und Anleitungen für deine Kaffeemaschine oder den WLAN-Router zu Hause.

Zusammengefasst wollen wir mit der YONA-App also bereichs- und themenübergreifend ein Tool und einen alltäglichen Helfer schaffen, der bundesweit bekannt ist und vielseitig genutzt werden kann. Wenn sich also ein Unternehmen in fünf Jahren zur Aufgabe nimmt „Wir wollen eine neue AR-Kampagne starten“, soll die Antwort sein: „Wir kontaktieren YONA für die Umsetzung!“.

Weitere Informationen zu YONA gibt es auch hier.

Juni 2022

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