Daten für ein klimafreundliches Köln

Wo lässt sich bei Gebäuden Energie einsparen? Und wo lohnen sich erneuerbare Energiequellen oder weitere Wärmenetze? Um diese Fragen zu beantworten, bedarf es verlässlicher Zahlen und Daten zu CO2-Emissionen und dem Energieverbrauch. Das Cologne Institute for Renewable Energy (CIRE) hat solche Informationen für die Stadt Köln ermittelt und Basiskarten für die strategische Energieplanung erstellt.

Porträt Christian Brosig Doktorand Christian Brosig hat das Projekt koordiniert und durchgeführt. (Bild: privat)

Die Untersuchung des CIRE unter Leitung von Prof. Dr. Eberhard Waffenschmidt fand im Auftrag der Koordinationsstelle Klimaschutz der Stadt Köln statt. Im Ergebnis ist ein eigenes Wärme- und Kältebedarfskataster, ein kartographisches Verzeichnis der Energiebedarfe, entstanden, in dem jedes einzelne Gebäude im Stadtgebiet energetisch bewertet wird. Doktorand Christian Brosig, der das Projekt koordiniert und durchgeführt hat, berichtet im Interview darüber.

Herr Brosig, worum ging es bei der Untersuchung?

Der Rat der Stadt Köln hat 2019 den Klimanotstand ausgerufen. Ziele sind die Eindämmung des Klimawandels in der städtischen Politik und die Erreichung der Klimaneutralität für ganz Köln – das sind große Herausforderungen. Für diese braucht es eine strategische Energieplanung, die bereits Anfang 2019 mit dem Programm KölnKlimaAktiv 2022 als Maßnahme beschlossen wurde. Für eine solche Planung ist eine gute Datenbasis unerlässlich. Es bedarf fundierter Zahlen und Informationen zu CO2-Emissionen und dem Energieverbrauch von Gebäuden in Köln. Im Rahmen unserer Untersuchung haben wir daher jedes einzelne Bauwerk im Stadtgebiet anhand öffentlich zugänglicher Informationen der amtlichen Liegenschaftskataster und der Baujahre energetisch bewertet und Basiskarten erstellt.

Wie sind die Basiskarten entstanden?

Wir haben Daten der Liegenschaftskataster – also etwa Angaben zum Grundriss, der Gebäudehöhe oder der Anzahl der Stockwerke – mit den Baujahren, mit deren Hilfe der verwendete Dämmstandard geschätzt werden kann, zusammengeführt. Mit einer Open-Source-Software haben wir Außen- und Dachflächen berechnet, den Anteil der Fenster abgeschätzt und schließlich mittels Wetterdaten für das Kölner Stadtgebiet und einfachen Gebäudemodellen den Wärme- und Kältebedarf für jedes einzelne Bauwerk ermittelt. Daraus ist ein Wärme- und Kältebedarfskataster entstanden, das im Rahmen einer Bachelor-Arbeit um ein vollwertiges Solarkataster erweitert worden ist. Dadurch können Potenziale der Solarenergie pro Gebäude abgeschätzt werden. Darüber hinaus wurden im Zuge der Untersuchung auch die Abwärmepotenziale von Rechenzentren, Supermärkten und Gewässern in Köln ermittelt und kartiert. Diese können innerhalb der Koordinationsstelle Klimaschutz der Stadt Köln nun mit bereits vorhandenen Karten zusammengelegt und genutzt werden. Die so entstandene Datengrundlage inklusive Dokumentation soll in den nächsten Monaten als Open-Access zur Verfügung gestellt werden.

Welchen Beitrag leistet die Arbeit zum Klimaschutz?

Sicherlich wird es nicht den einen Weg zur Klimaneutralität geben. Vielmehr bedarf es der Entwicklung vielfältiger Ansätze, um die zukünftige Wärme- und Stromversorgung für jeden Stadtteil Kölns nachhaltig zu gestalten. Die Potenziale zur Umstellung der Stadt auf eine klimaneutrale Energieversorgung sind aber vorhanden, wenn vorausschauend geplant wird und unterschiedliche Energiequellen sinnvoll miteinander kombiniert werden. Die Bedarfskarten erlauben es, Möglichkeiten der Energieeinsparung sowie den Einsatz von erneuerbaren Energien und weiterer Wärmenetze in die Entwicklungsplanungen von Bestands- und neuen Quartieren zu integrieren. Dadurch kann ein wichtiger Beitrag zu den Klimazielen geleistet werden.

März 2021

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