Bildungsfachkräfte sorgen für mehr Inklusion im Hochschulalltag

Um Teilhabe in der akademischen Ausbildung zu verwirklichen, braucht es Informationen und Wissen aus erster Hand. Das Institut für Inklusive Bildung NRW hat daher sieben Menschen mit sogenannten Lernschwierigkeiten für die Bildungsarbeit an Hochschulen qualifiziert. Mittlerweile arbeiten und lehren diese an der TH Köln und wurden jetzt in einer Feierstunde offiziell an der Hochschule begrüßt.

„Vor 14 Jahren ist die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft getreten, die das Recht auf Teilhabe von Menschen mit Behinderung garantieren soll. Seitdem wird zwar mehr über Inklusion gesprochen, faktisch haben Menschen mit Beeinträchtigungen aber immer noch in zahlreichen Lebensbereichen wie der Schule, dem Wohnort oder dem Arbeitsmarkt nur sehr eingeschränkte Wahlmöglichkeiten,“ sagt Prof. Dr. Andrea Platte von der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, die das Projekt an der TH Köln begleitet hat. „Dass nun alle sieben Bildungsfachkräfte nach ihrer erfolgreichen Qualifizierung an der Hochschule tätig sind, ist eine Möglichkeit, dies im Rahmen unserer Institution und aus dieser herauswirkend zu ändern.“

Seit Oktober 2022 sind die Bildungskräfte an der Hochschule angestellt und beteiligen sich an Lehre, Forschung, Transfer und Fakultätsentwicklung an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften. Sie übernehmen Lehrveranstaltungen in den Studiengängen Soziale Arbeit sowie Kindheitspädagogik und Familienbildung, beraten in Forschungsprojekten und nehmen an hochschulischen Gremien teil.

Gewinn für die gesamte Hochschulgemeinschaft

„Mit ihren Perspektiven und Erfahrungen bereichern die Bildungsfachkräfte nicht nur die Themengebiete Soziale Arbeit und Pädagogik an unserer Fakultät, sondern die gesamte Hochschulgemeinschaft“, erklärt Platte. „Denn auch in anderen Fachbereichen sind Perspektiven auf Barrierefreiheit und Inklusion gefragt, so haben sie zum Beispiel mit der Fakultät für Architektur und der Köln International School of Design in Fragen der Gestaltung des Wohnens und der Mobilität zusammengearbeitet.“ Für das Zentrum für Lehrentwicklung hätten sie schon während ihrer Qualifizierung einen Workshop zu didaktische Methoden in der Online-Lehre gegeben, so Platte weiter.

Im Rahmen der Feierstunde warfen Prof. Dr. Dagmar Brosey und Prof. Dr. Andrea Platte von der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften einen Blick zurück auf die Vorarbeiten bis zur Qualifizierung sowie auf den Übergang der erfolgreichen Absolvent*innen vom Institut für Inklusive Bildung zu Mitarbeitenden an der TH Köln. Fachlich gerahmt wurde dies durch einen Fachvortrag von Prof. Dr. Gertraud Kremsner von der Universität Koblenz zu „Theorien für Alle! Von Experten und Expertinnen in eigener Sache zu Experten und Expertinnen“. Im Anschluss wurden in einer Ausstellung in der Bildungswerkstatt die Wirkungsfelder der Bildungsfachkräfte in zurückliegenden und aktuellen Projekten an der TH und an weiteren Hochschulen in NRW vorgestellt, wobei auch Studierende und Kooperationspartner*innen zu Wort kamen.

Über das Projekt

Das Projekt Inklusive Bildung NRW wurde vom Institut für Inklusive Bildung Nordrhein-Westfalen gGmbH in Kooperation mit der TH Köln durchgeführt und durch den LVR und die Stiftung Wohfahrtspflege anteilig finanziert. Während das Institut für die Ausbildungsinhalte verantwortlich war, bot die Hochschule Räumlichkeiten und Infrastruktur. So konnten die Teilnehmenden insbesondere an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften in eigenen Veranstaltungen und Vorträgen das Handwerk der Wissensvermittlung erlernen. Im März 2022 haben alle sieben Teilnehmenden das Programm erfolgreich abgeschlossen.

März 2023

Ein Beitrag von

Marcel Hönighausen

Team Presse und Öffentlichkeitsarbeit


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