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Dr. Birgit Szczyrba

Dr. Birgit Szczyrba

Zentrum für Lehrentwicklung

  • Standort Mülheim
    Schanzenstraße 28
    51063 Köln
  • Raum 504
  • Telefon+49 221-8275-3622

Von der Vorlesung zum Projekt

Initiative_Berlin (Bild: Frau Dahmer/TH Köln)

Frau Dahmer und Frau Meyer haben eine Vorlesung mit Exkursion, die sie bisher selbst geplant und durchgeführt haben, in Studierendenhände übergeben. Sie sollten selbst die Exkursion planen und durchführen. Dafür haben sie Antworten entwickelt z.B. auf folgende Fragen: Wie viel Verantwortung können die Studierenden übernehmen? Was müssen wir wann begleiten? Und wie kann man das Ganze benoten?

Projektbasierte Exkursion mit Studierenden im 4. Semester des Bachelorstudiengangs "Mehrsprachige Kommunikation"

Bis zum Sommersemester 2015 wurde die Lehrveranstaltung "Vertiefung Kulturraumstudien Grundsprache" als Vorlesung durchgeführt. Im Bereich "Deutsche Kulturraumstudien" gab es außerdem eine extracurriculare Exkursion in die deutsche Hauptstadt Berlin, bei der die Dozentinnen das Programm gestaltet haben. Die Exkursion ermöglichte zwar vielfältigere Lernerfahrungen als sie im Hörsaal möglich wären, die Studierenden blieben aber weitgehend auf das Rezipieren vorgegebener Inhalte beschränkt. Deshalb wurde diese Veranstaltung so weiterentwickelt, dass die Studierenden die Exkursion selbst gestalten. 

Frau Dahmers und Frau Meyers Ausgangsfrage lautete: Wie können Vorlesung und Exkursion zu einer Projektlehrveranstaltung integriert werden, bei der die Studierenden selbst aktiv werden und sich Inhalte erarbeiten? Könnten sie z.B.  die bisherige Rolle der Lehrenden übernehmen, d. h. ein zu vertiefendes Thema auswählen und dieses den Kommilitonen in ansprechender und einprägsamer Weise vermitteln?
Bei der Umgestaltung der Exkursion beriet Susanne Gotzen vom Zentrum für Lehrentwicklung.

Für uns Lehrende, die wir vorher einige Berlin-Exkursionen durchgeführt hatten, war überraschend, dass die Themen und Aktivitäten, die die Studierenden bearbeitet hatten, sich sehr von den von uns geplanten unterschieden."

Wie sah die Lehrveranstaltung konkret aus?

+Das Learning Outcome

Was?
Die Studierenden sollen lernen, aus einem landeswissenschaftlichen Thema auf Basis fachlicher Kenntnisse ein instruktives und ansprechendes Lernprogramm für eine bestimmte Zielgruppe zu entwickeln, zu organisieren, durchzuführen und zu dokumentieren und dabei auch ihre eigene Einstellung zu dem Thema zu reflektieren.

Womit?
…indem sie …
• sich zu einem selbst gewählten landeswissenschaftlichen Thema mit Berlin-Bezug arbeitsteilig in Kleingruppen Wissen aneignen, und
• einen für das jeweilige Teil-Thema geeigneten Lernort in Berlin und eine geeignete und dabei möglichst einprägsame und attraktive Form der Wissensvermittlung recherchieren.
• unter Einsatz von Techniken des studienrelevanten Projektmanagements eine Gesamtplanung erstellen, in der sich die Vermittlung der einzelnen Teilthemen zu einem inhaltlich sinnvollen und praktisch realisierbaren Gesamtprogramm für die Berlin-Exkursion zusammenfügt.
• das Gesamtprogramm vor Ort eigenständig durchführen und dabei jeweils für einen der Programmpunkte als Arbeitsgruppe die Verantwortung für die Organisation, inhaltliche Gestaltung und spätere Dokumentation in einem Wiki übernehmen.
• das gewählte Thema auf Basis der (in der Vorbereitung und vor Ort) erworbenen Kenntnisse in Text und Bild dokumentieren und dabei auch eine Reflexion über die eigene Haltung zu dem Thema einbeziehen.

+Gestaltung und Ablauf der Lehrveranstaltung

Die Studierenden konnten sich bereits in der vorlesungsfreien Zeit bei einer Vorbesprechung über die Lehrveranstaltung informieren und sich anmelden, so dass die Rahmenbedingungen (Fahrt, Unterkunft, Seminarraum vor Ort, finanzieller Eigenbeitrag) geklärt und über Ilias erste Ideen gesammelt werden konnten. Zu Semesterbeginn entschieden sich die Studierenden für ein Vertiefungsthema – "Medienstadt Berlin", unterteilten dieses in ihnen reizvoll erscheinende Unterthemen, zu denen sie in Kleingruppen von 2 bis 4 Studierenden jeweils einen frei zu wählenden Programmpunkt für die Exkursion und ein Kurzreferat vorbereiteten. Dieser Arbeitsprozess wurde begleitet durch die Kommunikation über ein Forum in Ilias und die gemeinsamen Sitzungen, bei denen die Lehrenden nach Bedarf zusätzlichen fachlichen Input und Hinweise zur Projektplanung gaben. Im Vordergrund stand aber der Ideenaustausch, die gegenseitige Beratung und inhaltliche wie organisatorische Abstimmung der Arbeitsgruppen untereinander. Das Ergebnis war eine inhaltlich und organisatorisch von den Studierenden gestaltete Exkursion, bei der jede Kleingruppe im Wechsel die Rolle der "Dozenten" übernahm und den Kommilitonen ein Teil-Thema nicht nur durch Referat, sondern auch durch Besichtigungen und praktische Aktivitäten vor Ort nahe brachte. Die Dokumentation der Recherche-Ergebnisse in Verbindung mit dem in Berlin erlangten Erkenntniszuwachs sollte nach der Exkursion in ein gemeinsam zu erstellendes Wiki einfließen und als Leistungsnachweis dienen.

+Rückmeldungen der Studierenden

Den Studierenden gefiel besonders gut der „Praxisbezug zum Projektmanagement, Eventmanagement und die Teamarbeit“. Sie schätzten, dass man „eigene Ideen einbringen“ konnte und nicht „an ein vorgegebenes Muster, das strikt eingehalten werden musste“, gebunden war. Die Themen wurden als „interessant und vielfältig“ eingeschätzt.

Weitere Schritte

Aus Rückmeldungen der Studierenden ergibt sich ein Änderungsbedarf vor allem in zwei Punkten: Erstens sollte in der Anfangsphase noch mehr Anleitung zur selbständigen Arbeit in Kleingruppen gegeben werden und ein intensiverer Austausch der Gruppen untereinander in Bezug auf die Gesamtplanung angeregt werden. So können Planungsfehler und Zeitdruck seitens der Studierenden minimiert werden. Zweitens sollte die Wiki-Dokumentation nicht als abschließender letzter Schritt erfolgen, sondern schon begleitend zur Planung der Exkursion begonnen werden, damit sie tatsächlich die Funktion einer sich kontinuierlich vervollständigenden Dokumentation erfüllt und nicht erst dann in Angriff genommen wird, wenn die Eindrücke bereits verblassen. Weiterhin sollte auch die vorab geleistete Recherche und Vorbereitung der Exkursion als Teilleistung in die Benotung einfließen.

+Literatur

Bremer, Claudia (2012): "Wikis in der Hochschullehre". In: Beißwenger, Michael (Hg.): Wikis in Schule und Hochschule. Boitzenburg: Hülsbusch.

Frey, Karl (2012): Die Projektmethode: "der Weg zum bildenden Tun". Weinheim u. a.: Beltz.
Traub, Silke (2012): Projektarbeit erfolgreich gestalten: über individualisiertes, kooperatives Lernen zum selbstgesteuerten Kleingruppenprojekt. Bad Heilbrunn, Klinkhardt.

September 2017

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