Barcamp zu Open Science

Porträt (Bild: ZB MED / Michael Wodak)

Zum ersten Mal wird das „Barcamp Open Science on Tour“ durch Studierende der TH Köln organisiert. Am 25. und 26. Juni können alle, die sich für Open Science interessieren, mitdiskutieren. Prof. Dr. Ursula Arning vom Institut für Informationswissenschaft spricht im Interview darüber, was Open Science bedeutet und welche Vorteile dadurch entstehen.

Prof. Arning, was bedeutet Open Science?

Open Science ist ein Überbegriff und umfasst mehrere Aspekte: Dazu gehören Open Data, das sind offene Forschungsdaten, Open Source, offen gestellte technische Infrastrukturen sowie Open Peer Review – damit ist ein offener und transparenter Begutachtungsprozess von Publikationen gemeint. Des Weiteren zählen Open Methodology, also die Methoden, mit denen ich meine Forschungserkenntnisse erreicht habe, und Open Access dazu. Letzteres meint kostenlose sowie für jeden offen und barrierefrei zugreifbare und nachnutzbare wissenschaftliche Publikationen. Open Educational Ressources haben die Nachnutzung von didaktischen Materialien im Fokus.

Open Science ist nah am Forschungskreislauf ausgerichtet, sodass man von der ersten Idee über die angewandte Methodik bis hin zur Publikation der Erkenntnisse Einblicke in die Forschung erhält und die Entwicklung transparent nachvollziehen sowie sie nachnutzen kann.

Warum ist Open Science wichtig?

Die wichtigsten Schlagwörter sind die Qualitätssicherung und Nachnutzbarkeit, da der Forschungskreislauf mit Hilfe von Open Science so offen wie möglich und somit nachprüfbar ist. Selbst wenn ein Fehler unterläuft, kann dieser schnell von Fachkolleginnen und -kollegen korrigiert werden. Open Science verhindert außerdem die Doppelforschung, indem einsehbar ist, wer an welchen Themen forscht. Es werden Zeit, Personen und finanzielle Ressourcen gespart, weil Daten nicht doppelt erhoben, sondern nachgenutzt werden. Insbesondere wird aber kollaboratives Arbeiten einfacher möglich, auch international. Zusätzlich wird die Interdisziplinarität gefördert – es eröffnen sich ganz neue Forschungszweige.

Ziele sind Reproduzierbarkeit der Forschung, Transparenz, schnelle Kommunikationswege, Förderung von Austausch und die Wiederverwertbarkeit von Forschungserkenntnissen. Die Forschung wird insgesamt effizienter.

Wie hat die Corona-Pandemie Open Science beeinflusst?

Der wissenschaftliche Publikationsprozess ist oftmals recht langwierig, weil ein durchaus wichtiger Begutachtungsprozess dahintersteckt. Durch Corona wurden Preprints gefördert. Das sind Publikationen, die noch nicht durch einen Gutachtungsprozess gelaufen sind, aber schon veröffentlicht werden. In einigen Fällen schließt sich ein Open Peer Review oder ein klassisches Begutachtungsverfahren an. Durch die Notwendigkeit der raschen Veröffentlichung aufgrund der Pandemie ist es zu einem schnelleren Forschungsaustausch und der Akzeptanz von Preprints gekommen.

In die Gesellschaft hinein ist der wissenschaftliche Prozess aus meiner Sicht durch die Präsenz von Herrn Drosten bekannter geworden. Forschen bedeutet auch, unterschiedliche Meinungen zu vertreten, die entsprechend ausdiskutiert werden. Das hat immer schon so funktioniert. Jetzt ist der Prozess aber stärker in der Öffentlichkeit wahrgenommen worden.

Am 25. und 26. Juni findet das Barcamp Open Science digital statt, das die TH Köln ausrichtet. Worum geht es beim Barcamp?

Wir werden uns mit der eben vorgestellten Vielfalt von Open Science beschäftigen. Alle Interessierten können teilnehmen. Vorwissen ist nicht nötig. Es wird Gruppen mit circa zwölf bis fünfzehn Personen zu den verschiedenen Themen geben. Die Sessions laden zum Mitdiskutieren ein und leben auch genau von diesem Austausch.

Das Open Science Barcamp an sich wird vom Leibniz-Forschungsverbund Open Science organisiert. Es findet jährlich vor der Open Science Konferenz in Hamburg oder Berlin statt. Nun wird das Barcamp auch regional als Open Science Barcamp on Tour verankert, zum Beispiel dieses Jahr an der TH Köln. Die Federführung hat die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin – ZB MED Informationszentrum Lebenswissenschaften. Die Studierenden der Lehrveranstaltung „Open Access, Digitales Publizieren und Lizenzmanagement“ haben es mit vorbereitet. Sie pitchen einige Themengebiete, die sie anschließend mit den Teilnehmenden diskutieren möchten. Aber alle Teilnehmenden sind aufgefordert, zu Beginn des Barcamps eigene Themen vorzustellen und somit das Programm mitzugestalten. Auf unserem Miroboard können sie auch jetzt schon Themen ankündigen.

Juni 2021

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