Aufbereitung von Sickerwasser aus Mülldeponien

Wie lassen sich Ammonium und Phosphat aus biogenen, also mit organischen Kohlenstoffverbindungen gesättigten, Roh- und Abwässern rückgewinnen? Dieser Frage ist das von der Montanuniversität Leoben geführte Projekt ReNOx 2.0 nachgegangen. Das :metabolon Institute untersuchte dabei, ob das eingesetzte Verfahren auch in der Sickerwasserbehandlung von Nutzen ist.

„Das Ion Ammonium entsteht in großen Mengen in Mülldeponien und kann über das Sickerwasser in die Umwelt gelangen – alleine in Nordrhein-Westfalen sprechen wir von mehreren tausend Tonnen pro Jahr“, sagt Prof. Dr. Astrid Rehorek. Um dies zu verhindern, wird das Sickerwasser in Kläranlagen gereinigt. Große Ammonium-Frachten können aber die Prozesse in den Anlagen stören, so dass eine Vorbehandlung nötig ist. In einer Bachelorarbeit am :metabolon Institute untersuchte Thomas Seibel, ob dafür das Ionentauscher-Loop-Stripping (ILS) eingesetzt werden kann.

Zwei Menschen vor einem Container Container mit der im Projekt entwickelten Technologie. (Bild: Markus Ellersdorfer)

Dafür entnahm er an der Deponie Leppe Sickerwasser mit unterschiedlichen Ammonium-Konzentrationen. Diese wurden in der Versuchsanlage im österreichischen Leoben gereinigt. „Beim ILS wird das Sickerwasser durch Zeolithe geleitet: natürlich vorkommende oder künstlich hergestellte Silikate, die das Ammonium-Ion festhalten können. Ein ‚Stripping‘ genannter Spülschritt reinigt die Zeolithe und das Ammonium wird ausgewaschen und kann wiederverwendet werden“, so Rehorek.

Die Tests mit der Anlage an der Montanuniversität zeigten: Das Verfahren kann große Mengen Ammonium aus dem Sickerwasser herausfiltern. Auch Phosphat wurde dabei zurückgewonnen. Aus beiden Rohstoffen können dann industriell verwertbare, biobasierte Produkte wie Düngerrohstoffe oder Entstickungsmittel für die Rauchgasreinigung entstehen.

Das Forschungsprojekt „ReNOx 2.0 – Simultane Rückgewinnung von Nährstoffen (NH4 & PO43-) aus biogenen Roh- und Abwässern“ wird von Juni 2018 bis Mai 2021 von der Montanuniversität Leoben, der Universität für Bodenkultur Wien, der Johannes Kepler Universität Linz und der TH Köln mit diversen Industriepartnern durchgeführt. Gefördert wird das Vorhaben von Fördermittelgeber FFG, Bund Österreich.

März 2021

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