Artist in Residence: Künstlerischer Zugang zu Digitalität

Im Zuge der Curriculumsentwicklung lädt der Studiengang Kindheitspädagogik und Familienbildung erstmals Künstlerinnen und Künstler als sogenannte „Artists in Residence“ ein. Rochus Aust ist im Wintersemester 2020/21 der erste Residenzkünstler und soll künstlerische Ansätze in und neben der Lehre zur Geltung bringen. Das Projekt wird gefördert über das Programm „Curriculum 4.0 NRW“.

Der Studiengang Kindheitspädagogik und Familienbildung der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften entwickelt zurzeit sein Curriculum im Hinblick auf vielfältige Zugänge zu Digitalität. Um neben didaktischen, pädagogischen, humanwissenschaftlichen und gesellschaftstheoretischen Ansätzen auch künstlerische Perspektiven anzubieten, lädt die Fakultät sogenannte Artists in Residence ein. Darunter versteht man Künstlerinnen und Künstler, die für einen bestimmten Zeitraum in einer Institution kreativ tätig sind. Den Auftakt macht der Installations- und Klangkünstler Rochus Aust.

Zwei Männer bei einer Performance Der Künstler Rochus Aust gestaltet die erste Residence an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der TH Köln. (Bild: Frank Vinken)

„Meine Residence stelle ich unter den Titel ,Digitale Irritationen‘. Diese sollen verschiedenste Formen der aktuellen Kommunikation und Umgangsweisen be- und hinterfragen. Dabei werden digitale Speichermedien an unerwarteten Orten implementiert und genutzt, um individuelle Nähe zu gestalten und neue Austauschmöglichkeiten zu erproben“, sagt Aust. Der 52-jährige Kölner stellte sich beim digitalen Projekttag „Soziale Arbeit auf Distanz“ den Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden der Fakultät mit seiner Medienperformance „No stream, no fear“ vor.

Aust studierte am Royal College of Music in London und komponierte, inszenierte, produzierte und spielte seit 1990 transmediale und interdisziplinäre Großprojekte, Unikat-Aufführungen und Installationen in über 40 Ländern. 2019 wurde ihm der Kölner Kulturpreis für seine kuratorische Tätigkeit im LTK4 – Klangbasierte Künste Köln – verliehen. 2020 erhielt er den interdisziplinären Kunstpreis Beethoven-reloaded und wurde außerdem für seine Telefonkonzerte mit dem Preis „Digitale Musikkulturen“ für innovative Konzertformate ausgezeichnet.    

Künstlerisches Experimentieren in der Bildungswerkstatt

„Da Digitalität sämtliche Aspekte des Studiums betrifft, muss eine reflexive Auseinandersetzung entsprechend auf verschiedenen Ebenen erfolgen. Mit Artist in Residence wollen wir deshalb den Studierenden auch künstlerische, vorzugsweise irritative Perspektiven ermöglichen“, sagt Studiengangsleiter Prof. Dr. Franz Kasper Krönig, der diesen Projektteil gemeinsam mit Kathrin Meiners, Koordinatorin der Bildungswerkstatt der TH Köln, und der wissenschaftlichen Hilfskraft Yasemin Aslanhan verantwortet. Ort des Geschehens ist die Bildungswerkstatt, ein im Studiengang entwickeltes Raumkonzept, das explizit für künstlerische und experimentelle didaktische Zugänge vorgesehen ist.

Die Künstlerinnen und Künstler werden eingeladen, um das Experimentieren mit digitalen Medien zu präsentieren. Dies geschieht sowohl in Kunstaktionen als auch durch Installationen oder Werke, die in den Phasen der Abwesenheit der Artists in der Bildungswerkstatt erlebbar sind. Die durch die Residences angeregten Bildungsprozesse richten sich auch explizit an die Lehrenden. Ihre intensive und dauerhafte Berührung mit digitaler Kunst und digitalen Experimenten lässt sich nachhaltig im Curriculum verankern. Den Schwerpunkt der Arbeit der Artists in Residence bildet die kreative Selbsterfahrung für Studierende und Dozierende.

Zum Curriculum 4.0.NRW

Der Bachelor-Studiengang Kindheitspädagogik und Familienbildung wurde im Zuge einer Curriculumsentwicklung zum Wintersemester 2020/21 neu gestaltet und thematisiert Digitalität nun auf verschiedenen Ebenen. Das dabei entwickelte Projekt Artist in Residence ist im Modul „Bildungszugänge“ verankert, in dem unter anderem die gestaltenden, kreativen und künstlerischen Potentiale digitaler Medien vermittelt werden.

Das Programm Curriculum 4.0 NRW ist eine kooperative Ausschreibung des Stifterverbandes, des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen und der Digitalen Hochschule NRW. Ziel der Förderung ist es, Studiengänge oder Pflichtmodule unter Berücksichtigung der digitalen Transformation umzugestalten. Die curriculare Weiterentwicklung des Studiengangs wird mit knapp 300.000 Euro gefördert.

Dezember 2020

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