Aktion des Forschungsinstituts STEPs im Rahmen der Deutschen Aktionstage für Nachhaltigkeit (DAN) 2

Das Forschungsinstitut STEPs der technischen Hochschule Köln organisierte am 01.06.2017 am Campus Deutz eines Dikussionsrunde zum Thema: „Aktuelle Themen der Nachhaltigkeitsforschung: Wissenschaft oder populäre Mythen?“.

In acht Kurzvorträgen wurden Aspekte der Nachhaltigkeitsforschung von Wissenschaftlern erläutert. Diese gehören zu unterschiedlichen Fakultäten der TH Köln (F07, F09, F10 und F11, siehe Schaukasten links) und beleuchteten das Thema so aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Aktion war mit über 35 Zuhörern gut besucht und alle Gäste nahmen interessiert an den Diskussionen teil.

Die Moderation übernahm Professor Heinrich Dederichs. Einleitend klärte er die Zuhörer über den Begriff Nachhaltigkeit auf, der zwar bereits seit mindestens 1730 in Deutschen Wörterbüchern zu finden ist, dessen Bedeutung damals jedoch eingeschränkt war und sich lediglich auf die Baumbestände der Wälder bezog. Heute hingegen, ist Nachhaltigkeit ein allgegenwärtiger Begriff, der immer weiter in den Fokus der Öffentlichkeit, aber auch der Wissenschaft rückt.

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Die Akteure der STEPs Diskussionsrunde. (v.l.n.r. Heinrich Dederich, Eberhard Waffenschmidt, Stéphan Barbe, Matthias Balsam, Astrid Rehorek, Christoph Steiner, Ingo Stadler und Christian Brosig).
@ TH Koeln

Im Anschluss gab es spannende Vorträge zu unterschiedlichen Themen. Den Start machte Matthias Balsam, Doktorand bei STEPs, mit einem Beitrag zur Wertschöpfungskette von Gülle. Er legte dar, wie heutzutage der Kreislauf zwischen Gülleproduktion und Aufbringung als Düngemittel ins Wanken gerät. Ursache sind einerseits eine lokale Gülleüberproduktion und außerdem die zunehmende Spezialisierung der Bauern auf einen bestimmten Zweig der Landwirtschaft mit z.B. nur Tierzucht ohne Getreideanbau.

Danach war Christian Brosig an der Reihe, ebenfalls STEPs Doktorand. Sein Beitrag „Kraftakt Energiewende, oder: Einfach mal Ballast loswerden?" war ein Aufruf an die Zuhörer: Wenn die Erderwärmung in Grenzen gehalten werden soll, muss jeder mitmachen. Seine zentrale Idee war die Forderung nach mehr Minimalismus, also mehr Suffizienz, um z.B. das Energienetz effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Muss man alles selbst besitzen? Welche Möglichkeiten gibt es Elektrogeräte, Wohnungen oder auch Autos zu teilen?

Professor Stéphan Barbe erläuterte im Anschluss in seinem Vortrag „Industrielle Prozesstechnik: Mehrzweck-Prozesse und Nachhaltigkeit", den oft empfundenen Widerspruch zwischen Industrie bzw. Rentabilität und Nachhaltigkeit. Barbe zeigte auf, dass dies kein Widerspruch sein muss und in vielen industriellen Prozessen Produkte entstehen, wie z.B. Chemikalien oder warmes Wasser, die nachhaltig nutzbar wären.

Die vierte Vortragende war Professorin Astrid Rehorek, Direktorin des Forschungsinstituts STEPs, die einen Vortrag zur Grünen Chemie (Green Chemistry) zum Besten gab. Zentrale These des Beitrages war, dass Chemie nicht so schlecht ist wie ihr Ruf und in den letzten Jahren viele Anstrengungen unternommen wurden, um Prozesse umweltfreundlicher zu gestalten. So hat unter anderem der Großkonzern Bayer (Leverkusen) in der Chlor Herstellung von dem Quecksilber benötigenden Amalgam-Verfahren auf das umweltfreundlichere Membranverfahren umgestellt. Auch z.B. in der Gummi Herstellung wird durch die Produktion aus Naturkautschuk mittlerweile auf nachwachsende Rohstoffe gesetzt.

Dann ging es um das Thema Braunkohle, dass von Professor Ingo Stadler beleuchtet wurde. Intention war es, mit dem besonders im Rheinland weit verbreiteten Gerücht aufzuräumen, dass diese Art der Stromerzeugung nicht subventioniert wird. Stadler überzeugte die Zuschauer mit vielen Beispielen (u.a. keine Zahlungen für Edukt, Steuererleichterungen), wie der Braunkohleabbau indirekt gefördert wird.

Als nächstes wurden bekannte Müll- und Recyclingmythen von STEPs-Doktorand Christoph Steiner unter die Lupe genommen. Zum Beispiel existiert der weit verbreitete Irrglaube, dass Glas in jedem Fall nachhaltiger sei als Plastik. Dies ist jedoch nur für Mehrwegglas richtig, Einwegglas ist sogar schlechter als Einwegplastik. Ein anderer Mythos besagt, dass Recycling sinnlos ist. Jedoch stimmt auch dies nicht, wie Steiner betonte, denn Recycling im Allgemeinen ist von großer Wichtigkeit, da auf diesem Wege viel CO2 eingespart und viele Ressourcen zurückgewonnen werden können. Trotzdem lautete die zentrale Take-Home Message, dass die Vermeidung von Müll an erster Stelle stehen sollte.​

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Frank Strümpler bei seinem Vortrag „Die Rolle der Sektorenkopplung Power-to-Gas in einer optimierten Energieversorgung städtisch geprägter Gebiete“.
@ TH Koeln

Frank Strümpler stellte Teile seiner Promotion vor, die sich mit der Sektorenkopplung Power-to-Gas beschäftigt. Zentrale Frage ist, ob man die derzeit anfallende hohe Ausfallarbeit im Bereich der Erneuerbaren Energien nutzen kann. Mögliche Lösungsansätze liegen in der Sektorenkopplung und Speichertechnologie. Innerhalb seiner Promotion soll nun eine mathematisch optimale Methode gefunden werden, um solche „Energieverluste“ zu vermeiden. ​

Last-but-not-least präsentierte Professor Eberhard Waffenschmidt einen Vortrag zu Erneuerbaren Energien. Hier ging es um die EEG-Umlage, deren Zweck es ist, Investitionen in dem Feld der Erneuerbaren Energien zu ermöglichen. Diese Umlage ist jedoch in den letzten Jahren stärker gestiegen, als die Kosten, die sie decken soll. Waffenschmidt erläuterte oft nicht bekannte, dahinterstehende Mechanismen.

Die Diskussionsrunde klang aus mit Fingerfood und Kölsch. Die Teilnehmer tauschten sich weiter über die interessanten und oft auch polarisierenden Themen aus. Einen sehr angenehmen Abschluss fand das Forum durch den Auftritt eines von Professor Gerhard Ise geleiteten Trios aus Mitgliedern des Sinfonieorchesters der TH Köln. Die Akteure und Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig, dass die DAN ein guter Anstoß waren, im Rahmen des STEPs-Kreises, welcher konzeptionell der Nachhaltigkeitsforschung in Produktion und Umwelt besonders eng verbunden ist, ein thematisch spannendes Veranstaltungsformat zu gestalten. Es erlaubte über den Tellerrand zu schauen, echtes Wissen zu populären und gesellschaftlich relevanten Themen anzubieten, aber auch persönlich zu diskutieren.

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