Wie Kölner Studierende die COVID-19-Pandemie erleben

Prof. Dr. Tagay (Bild: Heike Fischer/TH Köln)

Prof. Dr. Sefik Tagay hat gemeinsam mit Studierenden der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften und weiteren Forschenden in einer mehrstufigen Studie die Auswirkungen der Pandemie auf das Erleben von Studierenden untersucht. Im Interview geht er auf erste Ergebnisse der Studie ein, die er am Donnerstag, 17. Juni 2021, in einem Onlinevortrag der Kölner Wissenschaftsrunde vorstellen wird.

An der online durchgeführten Kölner COVID-19 Pandemiestudie (KCP) nahmen von August bis November 2020 mehr als 4000 Studierende von acht Kölner Hochschulen teil. Das durchschnittliche Alter der Studierenden liegt bei 25,46 Jahren, davon geben 59,9 Prozent ein weibliches und 39,2 Prozent ein männliches Geschlecht an, das dritte Geschlecht „Inter/Divers“ liegt bei 0,9 Prozent. Die durchschnittliche Semesteranzahl zum Zeitpunkt der Befragung beträgt 4,77 Semester.

Prof. Tagay, worum ging es bei der Untersuchung?

In unserer Pandemiestudie haben wir die möglichen Auswirkungen von COVID-19 auf menschliches Denken, Erleben und Verhalten sowie verschiedene Sozialisationsinstanzen an unterschiedlichen Populationen untersucht. In den ersten drei Teilstudien widmeten wir uns der großen Gruppe der Studierenden an Kölner Hochschulen mit einem besonderen Fokus auf folgende Fragestellungen: Wie gehen Studierende mit der aktuellen Situation und den damit verbundenen neuen Anforderungsprozessen um? Welche Veränderungen und Folgen bringt die Pandemie möglicherweise in Bezug auf Studium und Beruf, auf soziale Beziehungen, Gesundheit und Gesellschaft mit sich? Welche personalen, sozialen und strukturellen Ressourcen werden von Studierenden bei der Bewältigung der Pandemie als besonders hilfreich erlebt?

Welche Ergebnisse lassen sich aus der Befragung ableiten?

In Bezug auf die psychische Gesundheit berichten die Studierenden über eine hochsignifikante Verschlechterung der psychischen Belastung während der Pandemie im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie. Die stärksten Veränderungen zeigen sich im Bereich Gesundheitssorgen, Gefühle von Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit, finanzielle Schwierigkeiten und Belastung durch Studium.

Die Risikofaktoren, die mit einer höheren psychischen Belastung einhergehen, sind weibliches Geschlecht, finanzielle Belastungen, soziale Isolation, geringere familiäre Unterstützung und die Wohnsituation ,alleinlebend‘ sowie Migrationshintergrund. Dagegen weisen Studierende mit einem höheren Selbstwirksamkeitserleben, dem Erleben von praktischer und emotionaler Unterstützung eine bessere körperliche und psychische Gesundheit auf.

Auf welche Aspekte werden Sie im Rahmen des Onlinevortrages eingehen?

Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass es aufgrund der vielfältigen Belastungsfaktoren im Zusammenhang mit der COVID-19 Pandemie zu einer starken signifikanten Beeinträchtigung des seelischen und somatischen Wohlbefindens von Studierende kommt, die eine besondere Anforderung und Bedrohung für die psychische Gesundheit darstellt. In meinem Vortrag werde ich vor allem die Frage behandeln, welche personalen, sozialen und strukturellen Ressourcen Studierenden helfen könnten, um die Pandemie besser zu bewältigen.

Juni 2021

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