Wichtiger Baustein im bundesweiten Forschungsnetzwerk für Nachhaltigkeit

Mit Pyrolyse und Vergasung aus Abfällen Energie und Rohstoffe erzeugen: Neue Halle für das thermo-chemische Forschungszentrum auf :metabolon eröffnet.

Das Abfallaufkommen in Deutschland betrug 2018 417 Mio. Tonnen, also statistisch pro Kopf rund 500 Kilogramm. Durch den starken Verbrauch schrumpfen die Vorkommen von bestimmten Rohstoffen wie z.B. den „seltenen Erden“, die man zur Produktion von Smartphones braucht. Deshalb wird es immer wichtiger, nicht nur aus weggeworfenen Handys, sogenannte „Sekundärrohstoffe“ zu gewinnen und wiederzuverwenden. Um dafür die Recyclingverfahren zu optimieren, technisch wie wirtschaftlich, haben die TH Köln und der Bergische Abfallwirtschaftsverband (BAV) auf dem :metabolon-Gelände in Lindlar ein thermo-chemisches Forschungszentrum errichtet. Die beiden neuen Anlagen, an denen jetzt Lehrende, Studierende und Doktoranden ihre Versuche durchführen können, dienen der Pyrolyse und der Vergasung. Sie ergänzen die beiden bestehenden Gerätekomplexe für Verbrennung und hydrothermale Karbonisierung.

Verfahren für die Kreislaufwirtschaft entwickeln

Bei der Pyrolyse werden die Reststoffe bei 400 bis 900 Grad ohne Sauerstoffzufuhr behandelt. Die Anlage kann Materialien wie z.B. Elektronikschrott oder Altreifen in Gas, Öl, Koks und weitere Sekundärrohstoffe umwandeln, wie Prof. Dr. Christian Malek, Leiter des Metabolon Instituts der TH Köln, erläuterte. Das Gas lässt sich zum Heizen der Anlage verwenden, die durch die Erhitzung voneinander getrennten Substanzen, wie etwa Metalle, können im Sinne der Kreislaufwirtschaft bzw. zirkulären Wertschöpfung wiederverwendet werden. Bei der Vergasung entstehen energiereiche Prozessgase, die sich unter anderem zur Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff, Methan oder als Synthesegas für die chemische Industrie nutzen lassen.

Landrat Jochen Hagt lobte die Zusammenarbeit des BAV, der Kreise Oberberg, Rhein-Berg, Rhein-Sieg und der TH Köln an diesem Standort. „Ich hoffe, dass viele zukunftsweisende Ergebnisse an diesem Standort zum Wohle unserer Unternehmen, aber auch unserer Gesellschaft erzielt werden können“, so Hagt. Auch der zur Eröffnung angereiste Leiter der Abteilung Kreislaufwirtschaft, Bodenschutz, Wasserwirtschaft im NRW-Umweltministerium, Hans-Jörg Lieberoth-Leden, war beeindruckt vom Projekt :metabolon und den Fortschritten in der Forschung. „Dieses Gemeinschaftsprojekt ist ein wichtiger Baustein im bundesweiten Forschungsnetzwerk für eine nachhaltige Ressourcennutzung,“ erklärte der Ministerialdirigent. Prof. Dr. Klaus Becker, Vizepräsident der TH Köln, zeigte sich begeistert davon, was in den vergangenen zehn Jahren seit dem ersten Förderbescheid in Lindlar entstanden sei. „Ich bin zuversichtlich, dass mit den neuen Anlagen hier innovative Verwertungsmöglichkeiten für Reststoffe erforscht und anwendungsnah entwickelt werden können“, so Prof. Becker.

Förderung durch EU und NRW

Im Rahmen des Strukturförderprogramms Regionale 2010 wurde das Entsorgungszentrum Leppe zu einem Forschungs- und Innovationsstandort für nachhaltige Ressourcennutzung und zirkuläre Wertschöpfung umgewandelt. Das seit Mitte 2017 laufende aktuelle Projekt „:metabolon IIb“ wird mit sieben Millionen Euro gefördert, wovon etwa vier Millionen Euro durch den europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) beigesteuert wurden. Das Land NRW stellt die entsprechende Kofinanzierung in Höhe von rund drei Millionen Euro zur Verfügung.

März 2021

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