Ein Artikel aus dem Hochschulmagazin Inside out 4/2015

Sprachbegleitung für Geflüchtete

Ellen Alshut (Bild: privat)

Arztbesuche, Behördengänge oder Wohnungsbesichtigungen sind für viele geflüchtete Menschen eine große Hürde, da sie kein oder nur wenig Deutsch sprechen. Hier setzt das studentische Projekt Conn[ε]ction an, das ehrenamtliche Sprachbegleitungen anbietet. Seit einem Jahr besteht die Initiative, die ihren Pool an Ehrenamtlichen weiter ausbauen will.

Gesucht werden vor allem Menschen, die Serbo-Kroatisch, Albanisch, Arabisch, Persisch, Kurdisch und Türkisch verhandlungssicher sprechen. Ellen Alshut, Gründungsmitglied von Conn[ε]ction und Bachelorstudentin der Sozialen Arbeit, über die Arbeit der Initiative.

Wie ist Conn[ε]ction entstanden?
Ellen Alshut: Wir – das sind fünf Studierende der TH Köln und eine Studentin der Uni Köln – haben Conn[ε]ction vor einem Jahr gegründet. Einige von uns waren bereits in Projekten mit Geflüchteten aktiv. Uns ist dabei aufgefallen, welche großen Probleme etwa ein Termin beim Arzt auslöst. Wir haben dann eine Situationsanalyse gemacht, Flüchtlingswohnheime besucht und mit den SozialarbeiterInnen gesprochen. Das Ergebnis war, dass es einen großen Bedarf an Sprachbegleitung gibt. Darum haben wir Conn[ε]ction ins Leben gerufen.

Wie funktioniert die Initiative?
Ellen Alshut: In unserem Sprachbegleitungs-Pool sind zurzeit über 30 Menschen, die sowohl Deutsch als auch eine Fremdsprache verhandlungssicher, also ungefähr mit Sprachniveau B1, sprechen. Zurzeit haben zwei Flüchtlingsunterkünfte direkten Zugriff auf die Liste und können bei Bedarf von sich aus mit den Ehrenamtlichen in Kontakt treten. Auch andere Wohnheime und Initiativen wenden sich an uns und wir vermitteln eine passende Sprachbegleitung.

Was ist die Rolle einer Sprachbegleiterin oder eines -begleiters?
Ellen Alshut: Es geht primär um die reine Vermittlung. Das heißt, wir übersetzen das Gesprochene ohne Zusammenfassung, Kommentare oder Wertungen. Unsere Aufgabe ist es, trotz der vorhandenen Sprachbarriere die Kommunikation zu ermöglichen, beispielsweise zwischen den Geflüchteten und einem Arzt.Jedoch handelt es sich bei Sprachbegleitenden nicht um professionelle DolmetscherInnen, sondern um unausgebildete Ehrenamtliche. Eine häufige Schwierigkeit ist es, dass wir als (Sprach-)Begleitende direkt angesprochen werden. Das soll nicht passieren, da sonst die Kommunikation über den Kopf unserer MandantInnen hinweg stattfinden würde, statt mit ihnen.

Was sind Ihre nächsten Schritte?
Ellen Alshut: Wir möchten das Projekt weiter ausbauen. Wir suchen nach Sprachbegleiterinnen und -begleitern, vor allem in Serbo-Kroatisch, Albanisch, Arabisch, Persisch und Türkisch. Aber auch in Tigrinisch, Kurdisch, Mongolisch und Russisch möchten wir uns breiter aufstellen. Außerdem wollen wir mit weiteren Unterkünften oder Initiativen feste Kooperationen aufbauen. Beide Aspekte müssen natürlich im gleichen Maße wachsen, damit die Ehrenamtlichen nicht überfordert werden. In einem ProfiL²-Seminar erarbeiten Studierende zurzeit eine Strategie, wie wir den Sprachbegleitungs-Pool ausbauen und uns mit weiteren Partnern vernetzen können. Eine Kollegin aus dem Gründungsteam und ich fungieren dabei als Tutorinnen. Auch in der Anfangsphase von Conn[ε]ction hat uns ProfiL² unterstützt. Im Seminar "Mein Praxisentwicklungsprojekt" haben wir viel fachlichen Input zu unseren ersten Schritten und zur Vorgehensweise bekommen. Ein weiterer wichtiger Schritt für unser Projekt ist die Gründung eines (eingetragenen) Vereins, welche wir gerade vorbereiten.

Interview: Christian Sander

Januar 2016

Ein Artikel aus dem Hochschulmagazin Inside out 4/2015


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