Neues Netzwerk zur Förderung von Spieletechnologien
International agierende Publisher, eine starke Entwickler*innenszene, bedeutende Messen: Die Computerspiel-Branche in Deutschland wächst stetig. Um den Games-Standort Nordrhein-Westfalen nachhaltig zu stärken, hat sich die TH Köln nun mit drei weiteren Hochschulen aus NRW zusammengetan. Langfristiges Ziel der Kooperation ist ein Forschungs- und Innovationszentrum für Spiele.
Obwohl die Zeichen für die Computerspiele-Branche auch in Deutschland klar auf Wachstum stehen, spielen hierzulande entwickelte Games auf dem Weltmarkt noch eine verschwindend kleine Rolle. Auch ist die Zahl der Arbeitsplätze in der Spieleentwicklung im internationalen Vergleich eher gering. Eine Ursache dafür liegt darin, dass wissenschaftliche Erkenntnisse und Entwicklungen bislang zu wenig Eingang in die Games-Branche gefunden haben, wie Prof. Dr. Arnulph Fuhrmann vom Institut für Medien- und Phototechnik erklärt: „In Deutschland gab es bislang eher wenig Aktivitäten, die darauf abgezielt haben, hervorragende technologische Innovationen, die in Forschungsprojekten entstanden sind, in Spiele zu integrieren. Dies ist eine Lücke, die wir schließen wollen.“
Ein wesentliches Ziel des nun gebildeten Games Technology Networks ist daher die Förderung von Spieletechnologien. „Um das zu ermöglichen, werden zunächst Workshops mit der Industrie und weiteren Interessenvertreterinnen und -vertretern aus dem Kultursektor, der Wissenschaft und öffentlichen Einrichtungen abgehalten, um Anforderungen zu definieren und Innovationspotenziale auszuloten. Ein Fokus liegt dabei auf Akteurinnen und Akteuren aus der Region“, erklärt Prof. Björn Bartholdy vom Cologne Game Lab (CGL), der neben Prof. Fuhrmann vonseiten der TH Köln an dem neuen Verbund mitwirkt.
TH Köln erforscht Darstellung von Oberflächen und Pathfinding
In einem zweiten Schritt sollen darauf aufbauend Demonstratoren entworfen werden, um die vielversprechendsten Entwicklungszweige weiter zu erforschen. Konkrete Arbeitsfelder des Instituts für Medien- und Phototechnik sowie des Cologne Game Labs werden unter anderem die Erfassung und Darstellung von Oberflächen sein. „Computerspiele sind häufig zwar bereits fotorealistisch im Sinne von glaubhafter Darstellung von Objekten, die präzisen Reflexionseigenschaften von realen Objekten werden jedoch noch nicht akkurat wiedergegeben. Dafür wollen wir Lösungen erarbeiten, welche die optische Qualität von Games erhöhen, gleichzeitig aber möglichst wenig Rechenleistung erfordern“, so Fuhrmann.
Zudem soll auch das so genannte Pathfinding weiter erforscht werden. Pathfinding-Strategien in Games beschreiben, wie sich Charaktere selbstständig durch die virtuelle Welt bewegen. „Das Erstellen solcher Bewegungsprofile ist sehr komplex und kann mit Hilfe von künstlicher Intelligenz mittlerweile revolutioniert werden. Auch in diesem Bereich wollen wir uns mit Akteurinnen und Akteuren austauschen und Innovationspotenziale erschließen“, so Bartholdy.
Sämtliche im Netzwerk gewonnenen Erkenntnisse und entworfenen oder optimierten Spieletechnologien sollen Entwicklerinnern und Entwicklern frei zur Verfügung gestellt werden. Neben der Netzwerkbildung mit externen Partnerinnen und Partnern sowie der Entwicklung von Demonstratoren werden sich auch die beteiligten Hochschulen untereinander in Lehre und Ausbildung – zum Beispiel über interdisziplinäre Promotionen und gemeinsame Veranstaltungen – weiter vernetzen.
Über den neuen Verbund
Neben der TH Köln sind das Institut für Visual Computing der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (Projektkoordination), das Visual Computing Institute der RWTH Aachen und der Fachbereich Medien, Mixed Reality und Visualisierung der Hochschule Düsseldorf am nun gegründeten Games Technology Network beteiligt. Das Projekt ist auf zunächst zwei Jahre angelegt und wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen aus Mitteln des Zukunftsfonds NRW gefördert.
März 2022