Nachhaltig, sozial und digital

Seit diesem Semester bietet die Fakultät für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften eine Start-up-Beratung für ihre Studierenden an. Neben allgemeine Ratschlägen stehen Professorinnen und Professoren für einzelne Themen als Experten zur Verfügung. Prof. Dr. Annette Blöcher und Lukas Gawlik über das Beratungsmodell und welche Ideen die Studierenden bewegen.

Warum engagiert sich die Fakultät so deutlich für die Unternehmensgründung von Studierenden?
Annette Blöcher:
Es geht uns nicht nur ums Gründen. Wichtig ist für uns die Vermittlung des unternehmerischen Denkens. Die Studierenden sollen lernen proaktiv, innovativ und kreativ zu sein und auch mal ein Risiko zu tragen – das sind wichtige Komponenten bei der Entscheidungsfindung. Diese Fähigkeiten braucht man für Start-ups ebenso wie im Unternehmen, das heißt Corporate Entrepreneurship gehört für uns ganz klar dazu. Natürlich sind Start-ups wichtig, weil sich die Arbeitswelt für unsere Studierende stark verändert. Langfristige Arbeitsverhältnisse mit hoher Sicherheit werden unsere Studierende kaum noch erfahren. Schon jetzt werden viele Arbeitsverhältnisse von Unternehmen ausgelagert in selbstständige Tätigkeiten. In Zukunft wird sich die Gesellschaft in eine Unternehmergesellschaft wandeln. Deswegen ist es wichtig, die Selbstständigkeit nicht nur als Plan B im Kopf zu haben sondern als Karriereoption zu sehen. Uns ist bewusst, dass das Beratungsangebot in Köln für Start-ups groß ist. Wir haben uns aber für ein eigenes Angebot entschieden, weil unseren Studierenden ein direkter Anlaufpunkt in der Hochschule wichtig ist. Das hat unsere Umfrage zur Start-up-Kultur ergeben, an der 327 Studierende unserer Fakultät teilgenommen haben: 60 Prozent wünschen sich eine Beratung an der Hochschule.

Geht es den Studierenden in der Beratung darum, zu klären, ob ihnen die Selbstständigkeit liegt oder sind die Fragen konkreter?
Annette Blöcher:
Unsere Befragung hat auch ergeben, dass rund ein Viertel  unserer Studierenden schon selbstständig ist oder schon erste Schritte in diese Richtung unternommen hat. Für ein Drittel ist Selbstständigkeit keine Option, aber die Mehrheit hat eine hohe Gründungsaffinität. Und diejenigen, die in die Beratung kommen, haben sehr konkrete Umsetzungsideen.

Mit welchen Fragen kommen die Studierenden auf Sie zu?
Lukas Gawlik:
Oft geht es um rechtliche Komponenten, also beispielsweise welche Rechtsformen passen, außerdem personenrechtliche Fragestellungen zum Geschäftsmodell und zum Marketing und Vertrieb.

Annette Blöcher: Die Studierenden benötigen außerdem ein Feedback zur Stimmigkeit: Kann ich damit Geld verdienen? Teilweise wird auch nach einer Zusammenarbeit mit den Ingenieuren und Informatikern gesucht. Hier versuchen wir zu vermitteln.

Welche Geschäftsideen liegen im Trend?
Lukas Gawlik:
Fast alle Geschäftsideen haben eine digitale Komponente und basieren beispielsweise auf einer App. Aber auch Virtual Reality und 3D-Druck sind ein Thema.

Annette Blöcher: Außerdem sind Nachhaltigkeit und soziales Engagement den Studierenden sehr wichtig. Meist sind die Zielgruppen Studierende im weiteren Sinne, für die Probleme erkannt und nach Lösungen gesucht werden.

Gibt es ein Grundrezept für eine gute Geschäftsidee?
Annette Blöcher:
Oft ist es ja so, dass man selbst ein Problem hat, und erkennt, dass viele andere dieses Problem teilen. Wer hier also eine passende Lösung anbieten kann, hat oft die Basis für ein gutes Geschäftsmodell. Allerdings ist die Idee alleine nicht ausreichend. Das Team ist entscheidend für den Erfolg. Um ein Geschäft systematisch zu entwickeln und den Sprung zur Umsetzung zu schaffen braucht es immer gute Mitstreiter, die mitdenken und mithandeln. Tatkraft und Leidenschaft sind sehr wichtig.


Steht die Start-up-Beratung allen Studierenden unserer Hochschule zur Verfügung?
Annette Blöcher:
Das Engagement der Professorinnen und Professoren ist sehr groß und die Bereitschaft und Offenheit bei den Kollegen auch über die Fakultät hinaus gegeben. Tatsächlich haben wir auch schon einen Architekturstudenten beraten. Aber wir müssen jetzt erst einmal schauen, wie sich die Nachfrage weiter entwickelt.

Haben Sie weitere Angebote geplant?
Annette Blöcher:
Wir haben unser Vorlesungsangebot hinsichtlich Entrepreneurship erweitert. Außerdem gibt es jetzt einen Entrepreneurs-Club, in dem sich Studierende austauschen und netzwerken können. Zum Programm gehören auch Expertenvorträge und Pitchs von Studierenden, die bereits ein Startup entwickelt haben.

März 2017

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