Nachgefragt bei Prof. Dr. Tilly Laaser

Porträt (Bild: Ulrike Sommer)

Prof. Dr. Tilly Laaser ist im Wintersemester 2021/22 für das Lehr- und Forschungsgebiet Konservierung und Restaurierung von Gemälden an die Fakultät für Kulturwissenschaften berufen worden.


Studium
Konservierung und Restaurierung von Gemälden und gefassten Skulpturen an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart sowie am Institut National du Patrimoine, Paris und am Courtauld Institute of Art, London

Promotion
„Mahlen und Illuminir Büchlein von Friedrich Brentel dem Älteren, 1642. Eine kunsttechnische Quellenschrift des 17. Jahrhunderts im Vergleich mit Werken ihres Autors“ an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Berufliche Stationen (Auszug)
- Postdoktorandin und Projektkoordinatorin eines Graduiertenkollegs an der Universität Konstanz
- Teilvertretungsprofessorin für Kunstwissenschaft/Kunstgeschichte an der Universität Konstanz
- Vertretungsprofessorin für Archäometrie und Konservierungswissenschaften an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
- Lehrbeauftragte an der Universität Konstanz und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
- Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Bildende Künste, Dresden

Als Kind wollte ich lange Ärztin werden, bis ich merkte, dass ich kein Blut sehen kann. Dann fand ich meinen Traumberuf der Gemälderestauratorin, der dem der Ärztin in vielen Dingen ähnelt: Für verschiedenste Schadensbilder gilt es die richtige Behandlung zu finden, damit die Werke konserviert und in ihrer Bedeutung erhalten werden können – nur das Blut gibt es glücklicherweise nicht.

Das Beste an meinem Studium waren die gemeinsamen Exkursionen und die Praktika im In- und Ausland. Im Frühling 2006 verbrachte ich mit einigen Kommilitoninnen und Lehrenden vier Wochen in Aleppo bei der Restaurierung der gefassten Vertäfelung eines ehemaligen Empfangszimmers. Es gab dort viele wunderbare Dinge zu entdecken, aber die (politische) Atmosphäre war auch manchmal bedrückend und wir mussten auf unserer Baustelle sehr kreativ mit der Beschaffung von Material und Werkzeugen umgehen.

Der Stellenwert von Kulturgütern: Kulturgüter besitzen für mich einen großen Stellenwert, weil sie unmittelbare Zeugen vergangener Zeiten sind. Wenn wir lernen, sie zu „lesen“, können wir viel über die Gesellschaften und Kontexte erfahren, in denen sie entstanden sind: in solche Werke einzutauchen ist manchmal wie eine kleine Zeitreise.

Mein fachliches Steckenpferd ist der interdisziplinäre Dialog mit Kunstwissenschaften und Naturwissenschaften, um Objekten in ihrer Materialität, ihrer Bedeutung und ihrem Erhalt gerecht werden zu können.

Ich möchte einen Schwerpunkt setzen in der transdisziplinären objektbasierten Forschung und Lehre, um Restaurator*innen für vielfältige Berufsfelder auszubilden.

Ich würde gerne herausfinden, wie es sich als Künstlerin im 17. Jahrhundert gelebt hat.

Der beste Ort für gute Ideen ist auf dem Fahrrad.

Das letzte gute Buch, das ich gelesen habe, ist Marianengraben von Jasmin Schreiber, eine sehr berührende Geschichte über den Umgang mit dem Tod und dem Sterben, bei der es oft auch heiter zugeht. Eine weitere absolute Leseempfehlung ist Winternähe von Mirna Funk: nicht nur weil es zum Teil in meiner Heimatstadt Berlin spielt, sondern auch, weil es ohne erhobenen Zeigefinger von Antisemitismus in Deutschland und vom Nahostkonflikt handelt.

Februar 2022

Vorgestellt: Prof. Dr. Tilly Laaser

"Was mich beschäftigt, ist das Wissen, das von Person zu Person weitergegeben wird - durch intensives Üben, Zeigen und Nachahmen", erklärt die Professorin für Gemälderestaurierung am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft.

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