Nachgefragt bei Prof. Dr. Laura Popplow

Prof. Dr. Laura Popplow (Bild: Heike Fischer/TH Köln)

Fakultät für Kulturwissenschaften, Professur für Designing Technological Futures


Studium Mediale Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln; Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim

Promotion „Co.making – design participation in transformation“ an der Kunstuniversität Linz, Österreich

Berufliche Stationen (u. a.)

  • Selbstständige Gestalterin und Dozentin

  • Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Design und Kunst an der Bergischen Universität Wuppertal

  • Wissenschaftliche Mitarbeiterin Kommunikationsdesign an der Hochschule Mainz

  • Verschiedene Lehraufträge, u. a. an der HS Mannheim, Kunstuniversität Linz, der Kunsthochschule für Medien und der TH Köln

  • Co-Gründerin des co.city lab

Als Kind habe ich am liebsten draußen gespielt oder mir Geschichten in Bildern ausgedacht. Dann habe ich angefangen die örtliche Bibliothek leer zu lesen und wollte unbedingt Schriftstellerin werden.

Das Beste an meinem Studium war, dass ich mich nicht zwischen Theorie und Praxis entscheiden musste, sondern immer dazu ermutigt wurde, beides miteinander zu verbinden. Ich bin extrem dankbar, dass ich in meinem Studium sehr viel Freiheiten genießen durfte und Dozenten hatte, die offen zugaben, dass sie von meinen Themen keine Ahnung hatten, mich aber trotzdem unterstützten. Ich habe Studieren als Experimentierfeld kennengelernt, in dem ich mir meine eigenen Themen suchen und erarbeiten konnte (und musste).

Unter Transformation Design verstehe ich die gestalterische und gestaltende Auseinandersetzung mit unserer Gegenwart und die Ermöglichung von Zukunft. Design ist eng mit einer auf Wachstum basierten Wirtschaftsweise verknüpft, in der Dinge produziert und konsumiert werden, ohne die Endlichkeit unserer Ressourcen zu bedenken. Dieses System befindet sich seit längerem in der Krise – was wir gerade auf allen Ebenen erleben. Wenn wir Transformation, also Umformung und Wandel an die Stelle von Wachstum setzten, dann geht es im Design auf einmal um ganz andere Fragen: Wie kann ich Dinge so gestalten, dass sie in der Nutzung an Wert gewinnen? Was können wir als Designerinnen und Designer dazu beitragen, um Dinge, Technologien und Verhaltensweisen zu verändern, die uns schaden? Wie begleite ich als Designerin Transformationsprozesse mit den Mitteln des Entwerfens?

Mein fachliches Steckenpferd ist das Feld des Participatory Design und die Frage, wie wir in kollektiven Gestaltungsprozessen demokratischere Zukünfte aushandeln können. Dabei interessiert mich auch die Rolle von mehr-als-menschlichen Akteuren, also die Frage, welche Rollen beispielsweise Workshop-Materialien, Pilze und  Algorithmen neben den verschiedenen menschlichen Akteurinnen und Akteuren in solchen Prozessen spielen.

In der Lehre möchte ich folgenden Schwerpunkt setzen: In konkreten Projekten werden Studierende lernen, im jeweiligen Kontext zu designen. Dazu gehört die Einbindung diverser Stakeholder in den Entwurfsprozess, generatives Feedback und das Verständnis von Produkten als „permanent beta“. Designerinnen und Designer liefern nicht mehr fertige Dinge sondern begleiten die Gestaltung im Prozess.

Ich würde gerne herausfinden, wie wir die Demokratie mit Mitteln der Gestaltung zukunftsfähig machen.

Der beste Ort für kreative Ideen ist beim Fahrradfahren oder beim Spielen mit meinem Sohn.

Das letzte gute Buch, das ich gelesen habe, ist Der Wal und das Ende der Welt von John Ironmonger. Das habe ich kurz vor Corona gelesen, und es gibt mir immer noch Hoffnung, dass wir aus der aktuellen Krise mit einem gestärkten Bewusstsein für das Miteinander herauskommen.

Dezember 2020

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