Nachgefragt bei Prof. Ciro Cappellari

Porträt (Bild: Ciro Capellari)

Prof. Ciro Cappellari ist im Wintersemester 2021/22 als Professor für Filmisches Erzählen an die Internationale Filmschule Köln berufen worden.


Studium
Filmregie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin
Berufliche Stationen (Auszug)
- Professor am California Institute of the Arts, Los Angeles, USA
- Lehrbeauftragter an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, Potsdam
- Lehrbeauftragter an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin
- Freiberuflicher Kameramann, Regisseur, Autor von Dokumentar- und Spielfilmen

Als Kind bin ich in Patagonien, Argentinien, aufgewachsen und habe im Alter von 12 Jahren angefangen zu fotografieren und filmen – was ich später studiert habe und was bis heute das Zentrum meiner Arbeit als Professor und Künstler darstellt.

Das Beste an meinem Studium: Die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin war während meines Studiums ein Freiraum, in dem die Auseinandersetzung mit der Filmkunst im Mittelpunkt stand. Ich habe damals paradoxerweise in Westberlin, umgeben von der Mauer, die beste Institution gefunden, um mich frei als Künstler entwickeln zu können.

Das europäische Autorenkino hat traditionell eine gesellschaftskritische Haltung, was mich persönlich anspricht. Mich hat vor allem der italienische Neorealismus geprägt, aber auch die Nouvelle Vague. In Deutschland bin ich ein großer Bewunderer von Rainer Werner Fassbinder, der provokative und grenzüberschreitende Filme realisierte, die ein wichtiger Beitrag zur Weltkultur sind.

Mein fachliches Steckenpferd: Regie, Drehbuch und Kinematographie. Ich möchte in der Lehre versuchen, meine Haltung den Studierenden weiterzugeben, offen mit Inhalten und Materialien zu experimentieren, um künstlerische Ziele zu erreichen. Das Herzstück meines Unterrichts liegt in der Grammatik der audiovisuellen Sprache für bewegte Bilder. Dies beinhaltet Fragen der Erzählung, Komposition, der Erfordernisse der Zeit, in der wir leben, des Rhythmus einer bestimmten Szene usw., die es den Studierenden ermöglichen, zu analysieren, wie unterschiedliche Techniken eine charakteristische Ästhetik erzeugen, und ihnen dabei helfen zu konzipieren, wie sie ihre eigene Filmsprache erstellen können.

Das würde ich gerne herausfinden: Es ist dringend erforderlich, Filme zu machen, die die vom Markt auferlegten veralteten Regeln für das Erzählen von Geschichten ändern. Wir können dies nur erreichen, indem wir akzeptieren, unsere Rolle als Schöpfer*innen in Frage zu stellen. Welche Geschichten erzählen wir und warum? Wie können wir unsere Erzähltechniken erweitern und bereichern? Welche unerforschten Perspektiven können untersucht werden? Wie können wir die Kunst des Kinos nicht als alleinige Autor*innen, sondern als gemeinsame Praxis verstehen? Dies sind einige der Fragen, um ein neues Kino zu denken. Und vielleicht ist es auch Zeit, mit dem Individualismus zu brechen und uns als Künstler zu verstehen, die in ein Künstlerkollektiv eingebunden sind.

Der beste Ort für gute Ideen ist am Meer.

Der letzte gute Film, den ich gesehen habe, ist „Druk“ (Another Round) von Thomas Vinterberg.

März 2022

Vorgestellt: Prof. Ciro Cappellari

"Die kollektive und co-kreative Zusammenarbeit der Studierenden ist wichtig, denn wir denken im Master darüber nach, welche FIlme unsere Gesellschaft braucht", sagt der Professor für Filmisches Erzählen an der Internationalen Filmschule Köln.

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