Ein Beitrag von

Sybille Fuhrmann

Hochschulreferat Kommunikation und Marketing

Referatsleitung

Jahrestag der Bücherverbrennung: "Zensur verändert die Realität, in der wir leben"

Gedenkfeier anlässlich der Bücherverbrennung am 17. Mai 1933 (Bild: Costa Belibasakis/TH Köln)

Welche Wirkmacht haben Wörter und Texte? Unter dem Titel „Worüber wir sprechen müssen“ erinnerte die TH Köln an den Jahrestag der Bücherverbrennung in Köln am 17. Mai 1933.

„Bücherverbrennungen sind Warnzeichen für das Erstarken faschistischer und totalitärer Regime“, unterstrich die Amerikanistin Prof. Dr. Heike Schäfer (Goethe-Universität Frankfurt) in ihrem Impusvortrag. Dies träfe nicht nur auf die Vergangenheit zu, sondern gelte weiterhin. Es gehe darum, erst Unliebsames symbolisch aus dem kulturellen Leben zu löschen, Autor*innen dann mit Berufsverboten zu belegen, sie schließlich ihrer Identität zu berauben und in ihrer Existenz zu vernichten. „Zensur verändert die Realität, in der wir leben“, so Schäfer, die über Bücherverbote wie sie in den USA insbesondere in Bibliotheken und Schulbibliotheken um sich greifen, den Bogen schlug in die heutige Zeit. Mehr als 10.000 Bücher sind mit einem Verbot belegt. „Bücherverbote summieren sich zu einem Angriff auf Meinungsfreiheit.“ Diversität, Pluralität, Möglichkeiten der politischen Teilhabe sollen verhindert werden. „Es geht um die Frage, wer dazugehört und wer nicht.“

Was also ist zu tun? Eine Antwort hat bereits 1939 der amerikanische Philosoph John Dewey gegeben. Unter dem Titel „Kreative Demokratie – die Aufgabe, die vor uns liegt“ forderte Dewey ein, Demokratie nicht nur als Regierungsform zu verstehen, sondern als Lebensweise zu begreifen. „Demokratie ist eine Lebensweise, die durch einen angewandten Glauben an die Möglichkeiten der menschlichen Natur gekennzeichnet ist. Vertrauen in den einfachen Menschen (common man) ist ein bekannter Grundsatz des demokratischen Glaubensbekenntnisses. Dieses Vertrauen ist jedoch ohne Basis und Gehalt, solange es nicht einen Glauben an die potentiellen Möglichkeiten der menschlichen Natur umschließt, wie sie sich in jedem Menschen ausdrückt, ohne Ansehung seiner Rasse, Hautfarbe, Abstammung und Familie, seines Geschlechts und materiellen oder kulturellen Wohlstands. Dieser Glaube mag in Rechtssätzen niedergelegt sein, doch findet er sich nur auf dem Papier, solange er nicht durch Haltungen verlebendigt wird, die Menschen in allen Betätigungen und Beziehungen ihres täglichen Lebens einander gegenüber zum Ausdruck bringen“, heißt es darin.

In Köln fand die Bücherverbrennung von 1933 vor dem heutigen Hauptsitz der TH Köln, Claudiusstraße 1, statt. Zu diesem Zeitpunkt war sie Sitz der Universität zu Köln. Seit 2001 erinnert das Bodendenkmal „Namen der Autoren“ vor dem Haupteingang an dieses Geschehen. Stellvertretend für die große Zahl von Autor*innen, Publizisten, die dem Regime nicht genehm waren, sind  95 Namen dort eingemeißelt. Einen konkreten Bezug zum Bodendenkmal setzte die Schauspielerin Janina Sachau mit einer Lesung aus dem Werk „Nach Mitternacht“ von Irmgard Keun. Die aktive Auseinandersetzung mit Zitaten aus weiteren Werken von Autor*innen vertieften den Blick auf die Wirkmacht von Literatur und Poesie. Diese gelte es auch heute zu nutzen, warb Dr. Simone Scharbert-Hemberger, Fellow des neuen Stiftungsfellowships Inklusive Quartiersentwicklung an der TH Köln, die durch den Abend führte. 

Mai 2025

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Sybille Fuhrmann

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