Interdisziplinär und innovativ: Studierenden-Wohnheim in Modulbauweise
Master-Studierende „Produktdesign und Prozessentwicklung“ präsentieren ihren Entwurf
Von Studierenden für Studierende – unter diesem Motto entwickelten 16 Masterstudierende der Fachhochschule Köln in diesem Wintersemester ein Wohnheim in Modulbauweise. Das Projekt war Teil des Studiengangs „Produktdesign und Prozessentwicklung“ (PRODES), ein interdisziplinäres Angebot der Hochschule mit direktem Praxisbezug. Die Absolventinnen und Absolventen der Bereiche Maschinenbau, Betriebswirtschaft und Design arbeiten dabei gemeinsam an Problemstellungen aus der Wirtschaft, jeweils in Teams von fünf Personen. Nicht nur die Studierendengruppen sind interdisziplinär, auch die Lehrenden kommen aus unterschiedlichen Fachgebieten: beteiligt sind die Studiengänge Maschinenbau, Design und Wirtschaftsingenieurwesen an den Standorten Gummersbach und Köln.
Für „das große Projekt“ des Teams im ersten Semester hatte die Stadt Gummersbach die Daten eines 3800 qm großen Grundstücks gegenüber dem Campus als Planungsvorgabe zur Verfügung gestellt. Dort ist zwar kein neues Wohnheim geplant, der Entwurf könnte aber Grundlage für Neubauten an anderen Hochschulstandorten sein.
Das Modell des Studierendenwohnheims zeigt zwei würfelförmige, vierstöckige Baukörper, die durch eine verglaste Brücke in der zweiten Etage verbunden sind. Das Haus bietet auf jeder Etage Platz für eine Wohngemeinschaft von jeweils 10 Personen. Es gibt mit 102 qm jeweils eine großzügige Gemeinschaftsfläche mit einem begrünten Lichtschacht in der Mitte, der Privatraum des Einzelnen hat 17 qm und enthält ein eigenes Bad. Die Miete würde ca. 225 Euro betragen, dazu kämen rund 50 Euro Nebenkosten. Durch eine raffinierte Staffelung der Privaträume ergeben sich fünf kleine Balkone pro Etage. Was sich Studentinnen und Studenten wünschen für ihr Wohnheim, wurde per online-Fragebogen ermittelt. Aus 122 Antworten ergab sich ein Meinungsbild, das in die Konzeptentwicklung einfloss.
Umweltschutz und Energieeinsparung sind umfassend berücksichtigt, vorgesehen ist u.a. eine Anlage zur Wiederverwendung von Duschwasser für die Toilettenspülung. Dach und Fassade werden begrünt. In der 220 Seiten starken, hochwertig bebilderten Konzept-Broschüre sind alle Aspekte ausführlich behandelt: Die Bedürfnisse von Studierenden, der Wohnungsmarkt, die technischen Anforderungen, Materialien, Inneneinrichtung, Lichtkonzept, und Wirtschaftlichkeitsberechnungen für einen Investor, aber auch der spannende Prozess der Konzeptfindung. Bei einer Realisierung würde der Bau rund 5,6 Mio. Euro kosten. Die Bauvoranfrage zur Bebauung hat das Bauamt der Stadt Gummersbach geprüft und genehmigt.
„Der Wohnheim-Entwurf ist attraktiv, wäre für Studenten als Mieter aber auch bezahlbar. Es ist dem Team hervorragend gelungen, die Balance zwischen Baurecht, technischer Machbarkeit, Wohnlichkeit und Wirtschaftlichkeit zu finden.“ erläuterte Prof. Dr. Thomas Münster, Studiengangsmanager für „Produktdesign und Prozessentwicklung“. Ähnlich bewertete Prof. Wolfgang Laubersheimer, Lehrender im Studiengang PRODES und Direktor der Köln International School of Design an der FH Köln, die Projektergebnisse: „Im Grenzbereich zwischen Architektur und Design standen die Bedürfnisse der Nutzer im Vordergrund. Als „Quereinsteiger“ haben wir eine andere Perspektive eingenommen als die „Profis“ und haben so zwangsläufig andere Lösungen gefunden. Wir sind mit dem Ergebnis außerordentlich zufrieden.“
Industriepartner des Projekts ist die ALHO Gruppe mit Stammsitz in Morsbach, ein führender Hersteller für modulare Gebäude. „Als Firma ALHO haben wir zum ersten Mal bei einer studentischen Projektarbeit mitgewirkt. Die kreativen Impulse der Studierenden waren für uns sehr interessant, wir hatten viel Freude an der konstruktiven Zusammenarbeit mit Hochschule und Studierenden.“, erklärte Architekt Michael Lauer, Vertriebsleiter Nord der ALHO Systembau. „Das Projekt hat bewiesen, dass der Modulbau als standardisierte Bauweise sehr viel Raum für Kreativität bietet. Er verbindet die Gestaltungsvielfalt, die man von konventionellen Bauweisen gewohnt ist, mit den Vorteilen der industriellen Fertigung, wie hohe Qualität, Witterungsunabhängigkeit und bis zu 70 Prozent kürzerer Bauzeit“, so Lauer.
Um im Masterstudiengang „PRODES“ studieren zu können, muss man sich bewerben, mit einer guten Abschlussnote im Erststudium, aber auch mit einem bestandenen Test. Von 70 Bewerbungen aus ganz Deutschland wurden zum Wintersemester nur 16 angenommen. Die FH Köln bietet seit 2008 den bundesweit einzigartigen Masterstudiengang an, er ist ein Kooperationsangebot der Gummersbacher Fakultät und des Kölner FH-Instituts „KISD – Köln International School of Design“.
Februar 2015