Mehr zum Thema Existenzgründung an der TH Köln

Ein Artikel aus dem Hochschulmagazin

Initiativ, mutig, innovativ

Papierflieger (Bild: TH Köln)

Köln will für die deutsche Gründerszene attraktiver werden. Gute Voraussetzungen sind gegeben und als drittgrößter Hochschulstandort Deutschlands bietet Köln ein breites fachliches Know-how und viele junge Talente mit frischen Ideen und Initiative. Im Netzwerk der Kölner Hochschulen baut die TH Köln derzeit die nötige Infrastruktur weiter aus.

Es klingt vielleicht etwas romantisch verklärend, wenn die Firmenlegende davon erzählt, dass alles in einer Garage begann – Global-Player wie Google, Amazon oder Hewlett-Packard haben nach eigenen Angaben genau dort losgelegt. Dieses Narrativ passt zum US-amerikanischen Selbstverständnis vom dort formulierten Traum des Tellerwäschers, der zum Millionär wird. Viele Ideen und Innovationen entstehen vielleicht tatsächlich in den heimischen vier Wänden, sind oft aber Teil des akademischen Umfelds, weil sie während des Studiums „geboren“ werden oder die Gründerinnen und Gründer studiert haben. Das gilt nicht nur für die USA. 

Inkubatoren an den Hochschulstandorten  

Auch an deutschen Hochschulen werden gute Bedingungen für Unternehmensgründungen zunehmend Teil des Selbstverständnisses und der strategischen Ausrichtung. Die TH Köln engagiert sich seit einigen Jahren verstärkt darin, unternehmerisches Denken und Handeln zu fördern und stärker in die Lehre zu integrieren. Nicht nur in den betriebswirtschaftlich ausgerichteten Studiengängen, auch in den technischen, ingenieurwissenschaftlichen und sogar sozialwissenschaftlichen Disziplinen sind Entrepreneurship, Unternehmensführung und Management mit entsprechenden Professuren vertreten. Und werden weiter ausgebaut. Daran anknüpfend sind an unseren Hochschulstandorten Mini-Inkubatoren im Aufbau oder bereits etabliert. Sie bieten Studierenden, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Ort, ihre technischen Entwicklungen und Geschäftsideen auszubauen.

Doch neben der kostenfreien Arbeitsfläche, durch die nicht der heimische Küchentisch herhalten muss, liegt das große Plus der Inkubatoren in der fachlichen Unterstützung und dem Know-how, das die Lehrenden und der hochschuleigene Gründungsservice bieten. „Wir haben als Hochschule den Anspruch, das in unserem Haus generierte Wissen für die Gesellschaft nutzbar zu machen. Forschungs- und wissensbasierte Unternehmensgründungen sind dabei eine besonders nachhaltige Form des Transfers“, sagt Prof. Dr. Klaus Becker, Vizepräsident für Forschung und Wissenstransfer der TH Köln.

Wissen für die Gesellschaft nutzbar machen

Dieser Anspruch hat durch das EXIST-Verbundvorhaben „Fit for Invest“ 2020 eine finanzielle Bestätigung und damit einen zusätzlichen Schub bekommen: Gemeinsam mit der Universität zu Köln, der Deutschen Sporthochschule und der Rheinischen Fachhochschule Köln möchte unsere Hochschule im Zusammenspiel mit der regionalen Wirtschaft das „Rheinland Valley“ zu einer der erfolgreichsten Start-up-Regionen in Deutschland machen.

Ökosystem der Kölner Gründerszene stärken  

Neben der politischen Unterstützung setzen die Kölner Hochschulen dabei auch auf Wirtschaftspartner: Im August 2020 fiel der Startschuss für das 5G Co:Creation Lab. Eröffnet wurde das mit dem Studiengang Code & Context angebundene Lab am TH-Standort Schanzenstraße durch Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart und Claudia Nemat, Telekom- Vorstand für Technologie und Innovation. Ausgerüstet mit modernster 5G-Standalone-Netztechnologie, steht das Lab den Studierenden der Kölner Hochschulen als Entrepreneurship-Hub offen. Das 5G-Netz soll zukünftig auch im Start-upLab@TH Köln verfügbar sein und zudem Professorinnen und Professoren eine zusätzliche Möglichkeit bieten, Ideen für Forschung, Lehre und Transfer realisieren zu können. 

Außerdem sollen die Studierenden das Netz auch in Lehrprojekten nutzen. „5G ist eine relevante Zukunftstechnologie und unsere Studierenden sind heiß darauf, hier spannende Innovationen gemeinsam mit Partnern prototypisch umzusetzen“, freut sich der Studiengangsleiter von Code & Context, Prof. Dr. Matthias Böhmer, über die neuen Anwendungsmöglichkeiten. Bei der Entwicklung digitaler Produkte gewinnen die Studierenden des Bachelorstudiengangs auch Kompetenzen im Bereich Entrepreneurship. Das gilt auch für das ebenfalls in der Schanzenstraße angesiedelte Cologne Game Lab. Hier nutzen bereits rund 20 Teams den Cologne Game Incubator für ihre Spiele-Entwicklungen und Geschäftsmodelle.

500 Quadratmeter zum Experimentieren  

Jüngstes Zeichen für den Gründergeist ist das Projekt Start-upLab@TH Köln am Campus Deutz. Auf rund 500 Quadratmetern bietet unsere Hochschule einen neuen, zentralen Treffpunkt für Gründungsinteressierte. Hier kann gemeinsam gearbeitet und experimentiert werden, ist Raum für Veranstaltungen und zum Austausch. Im MakerSpace können Teams mit Maschinen wie 3D-Drucker, Fräse oder Gussmaschine ihre Ideen testen und Prototypen entwickeln. Es gibt Arbeitsplätze für Elektrotechnikund Programmierarbeiten. Das Start-upLab@TH Köln kann von Studierenden sowie allen anderen Hochschulangehörigen wie Promovierenden oder wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genutzt werden – egal, welcher Fakultät oder Einrichtung sie angehören. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über die Maßnahme „Unternehmerisches Denken und wissenschaftlicher Gründergeist – Forschungs- und Gründungsfreiräume an Fachhochschulen“ mit rund zwei Millionen Euro gefördert.

Neue Arbeitsflächen für Gründerteams  

Das Lab ist für die Frühphase der Ideenfindung und Konkretisierung gedacht. Eine Tür weiter unterstützt der hochschulweit agierende Gründungsservice bei den nächsten Schritten zur Unternehmensgründung. Hier ist auch der Coworking Space angesiedelt, in dem bestehende Teams Büroflächen nutzen können, um ihr Projekt voranzutreiben und die Gründung vorzubereiten.  

Die räumliche Nähe von MakerSpace und Coworking Space ist bewusst gewählt, um den Austausch zwischen Studierenden und Teams zu fördern. „Wir kreieren auf diese Weise eine interdisziplinäre Plattform, die dabei unterstützt, Studierende für das eigene Start-up zu sensibilisieren, zu motivieren und zu qualifizieren – und das in den verschiedenen Stadien einer Gründung: Studierende, die studienintegriert Ideen erproben, Gründungswillige, die ihre Konzepte finalisieren, und bereits gegründete Start-ups“, sagt die Co-Projektleiterin des Start-upLab Prof. Dr. Annette Blöcher von der Fakultät für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften.

Entrepreneurship als Teil der Lehrstrategie  

Um Studierende zu motivieren und zu ermutigen, eigene Geschäftsideen zu erproben, sollen unternehmerische Themen an allen Fakultäten der TH Köln noch stärker in den Lehrplänen verankert werden. Unter dem Stichwort Entrepreneurship Education sind etwa interdisziplinäre Module zur Geschäftsmodellentwicklung geplant, sowie Start-up-Planspiele und Workshops, in denen Gründungsinteressierte eine Geschäftsidee zu einem tragfähigen Geschäftsmodell entwickeln. „Damit Studierende ihre Gründungsideen ohne Risiko erproben können, wird es die Möglichkeit geben, im Rahmen von Projektmodulen studienintegriert den Proof-of-Principle, also den grundlegenden Nachweis der Machbarkeit, zu erbringen. Unterstützt von gründungserfahrenen Mentorinnen und Mentoren kann so der erste Schritt zum eigenen Unternehmen gegangen werden“, sagt der Co-Projektleiter des Start-upLabs, Prof. Dr. Jörg Luderich von der Fakultät für Anlagen, Energie- und Maschinensysteme.  

Jörg Luderich ist wie Matthias Böhmer und Annette Blöcher Mitglied im Arbeitskreis Entrepreneurship. In dem offenen, interdisziplinären Netzwerk der Hochschule tauschen sich derzeit rund 20 Professorinnen und Professoren aus mit dem Ziel, Entrepreneurship Education innerhalb der Kolleg*innenenschaft weiter voranzubringen. Der Arbeitskreis hat außerdem maßgeblich an der Hochschulstrategie Entrepreneurship Education und Existenzgründungen mitgewirkt, die Teil der Transferstrategie der TH Köln ist. Außerdem stehen die Mitglieder gründungsinteressierten Studierenden beratend und als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zur Seite. Zudem nutzen sie ihre eigenen Netzwerke, um praktische Tools bereitzustellen. So bietet die Hochschule beispielsweise allen Hochschulangehörigen kostenfrei über die Datenbank ProQuest Zugriff auf Zeitschriften, Bücher, Videos und Vorlagen zum Thema Entrepreneurship.

Transferscouts unterstützen Lehrende  

Die finanzielle Unterstützung durch das EXIST Verbundprojekt „Fit for Invest“ ermöglicht unserer Hochschule zudem, ihren Beratungsservice weiter auszubauen. Und auch die Forscherinnen und Forscher an unserer Hochschule profitieren von den neuen Investitionen und der Kölner Hochschulpartnerschaft: Zukünftig bieten vier Transferscouts Beratung und Unterstützung speziell für die ingenieur- und naturwissenschaftlichen Disziplinen an. Finanzielle Mittel gibt es dafür aus dem Projekt GATEWAY Exzellenz Start-up Center der Universität zu Köln.  

Bisher konnten mit den Maßnahmen der Hochschule in den vergangenen fünf Jahren bereits über 30 Start-ups unterstützt werden. Mit der neuen Infrastruktur soll das Potenzial weiter gehoben werden. Eines davon ist das mit einem EXIST-Gründerstipendium geförderte Start-up SoSafe. Das IT-Sicherheitsunternehmen startete 2018 nicht in einer Garage, sondern am Inkubator des Campus Südstadt. Und es startete sofort durch: Als GmbH hat SoSafe mittlerweile rund 300 Kunden, etwa 80 Vollzeitmitarbeitende und zwei Investoren an Bord.

April 2021

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