Führungskräfte brauchen vor allem Sozialkompetenz

Untersuchung an der TH Köln zu den wichtigsten Eigenschaften von Managerinnen und Managern in Kooperation mit der Firma Kampf (Wiehl)

10.09.2020 - Einst waren Führungskräfte in der Wirtschaft vor allem autoritär und befehlsorientiert. Spätestens um die Jahrtausendwende setzten sich in den Unternehmen dann häufig demokratische und begleitende Führungsstile durch. Wie sieht die Führung und Anleitung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenwärtig aus und wie wird der Führungsstil der Zukunft sein? Dieser Frage gingen Studierende des Campus Gummersbach der TH Köln in einem Kooperationsseminar mit dem Wiehler Unternehmen „Kampf Schneid- und Wickeltechnik“ nach. Die Studierenden analysierten dazu internationale Fachliteratur und befassten sich systematisch mit zahlreichen Studien zum Thema Führungsstile. Außerdem befragten sie 34 Führungspersonen (davon 7 von Kampf und 27 weitere aus der Region), um herauszufinden, wie die Manager*innen sieben typische Führungsstile von „autoritär“ bis „demokratisch“ bewerten. Die Befragten sollten angeben, über welche Eigenschaften und Kompetenzen eine erfolgreiche Führungskraft heute und zukünftig verfügen muss.

Eine weltweite Studie der Korn Ferry Goup ergab, dass weibliche Führungskräfte im Durchschnitt eine deutlich höhere Sozialkompetenz besitzen als Männer. Eine weltweite Studie der Korn Ferry Goup ergab, dass weibliche Führungskräfte im Durchschnitt eine deutlich höhere Sozialkompetenz besitzen als Männer. (Bild: iStockphoto.com/fizkes)

Bei der Untersuchung kristallisierten sich rund 40 Merkmale wie Zuverlässigkeit, Kritikfähigkeit oder Fehlertoleranz heraus, an denen erfolgreiche Mitarbeiterführung ausgerichtet werden sollte. In dem Konzept der Studierenden wurden die zahlreichen Merkmale in fünf Hauptkategorien gegliedert. Die fünf Kategorien ließen sich letztlich aufgrund der Befragungsergebnisse nach der Relevanz für erfolgreiche und zukunftsbezogene Führung beurteilen. Es stellte sich heraus, dass die sozialen Kompetenzen von Führungskräften künftig an Bedeutung gewinnen werden, dicht gefolgt von allgemeinen unternehmerischen Fähigkeiten. Im Mittelfeld rangiert die Fähigkeit zum Selbstmanagement der Führungskräfte, wie gutes Zeitmanagement oder Umgang mit hohen Arbeitsbelastungen. Weniger im Vordergrund stehen Fach- und Methodenkompetenz.

Prof. Dr. Torsten Klein von der TH Köln, der das Kooperationsprojekt mit der Firma Kampf leitete, deutet die Untersuchungsergebnisse so: „Eindeutig ist, dass soziale Faktoren im Umgang mit der Belegschaft wieder wichtiger werden, um ein Unternehmen erfolgreich und wirtschaftlich effizient zu führen. Führungskräfte sind zudem in der Regel eher Generalisten. Dies bestätigt die aktuelle Untersuchung, da spezifisches Fachwissen von Managern weniger relevant ist. Stattdessen sind vor allem Sozialkompetenz und die allgemeine unternehmerische Kompetenz die Erfolgsfaktoren guter Führung. Beide Fähigkeiten benötigt man im Umgang mit komplexen Wettbewerbs- und Unternehmensstrukturen.“ Lutz Busch, Geschäftsführer der Firma Kampf, sieht das genauso: da er als Diplom-Kaufmann an der obersten Führungsspitze eines hochkomplexen technischen Unternehmens stehe, ohne dabei jeden technischen Prozess bis in Detail fachlich zu kennen.

Prof. Klein führt regelmäßig Untersuchungen im Bereich Unternehmens- und Mitarbeiterführung in Kooperation mit regionalen und auch überregionalen Unternehmen durch. Wichtig ist ihm dabei, dass die Studierenden neben dem Fachwissen in den Vorlesungen auch die ganz praktischen Herausforderungen in den Unternehmen kennenlernen und Bewältigungsstrategien entwickeln lernen.

September 2020

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