Elisabeth Treskow

Elisabeth Treskow, eine der renommiertesten Goldschmiedinnen des 20. Jahrhunderts, leitete von 1948 bis 1964 die Gold- und Silberschmiedeklasse der Kölner Werkschulen.

Portrait von Elisabeth Treskow, die gerade eine Goldschmiedearbeit ansieht Portrait von Elisabeth Treskow (Bild: TH Köln)

1948 erhielt Elisabeth Treskow einen Ruf an die Kölner Werkschulen – eine Vorgängereinrichtung der TH Köln – wo sie die Gold- und Silberschmiedeklasse leitete und seit 1956 Professorin war.


Wie Elisabeth Treskow an die Kölner Werkschulen kam

Mit dem Absetzen des damaligen Direk­tors und Leiters der Goldschmiedeklasse, Karl Berthold, war nach Kriegsende die Stelle der Goldschmiedeklasse unbesetzt. Dr. August Hoff, neu eingesetzter Direktor der Kölner Werkschulen, nahm bereits im Herbst 1945 Kontakt zu Elisabeth Treskow auf, um sie für die Stelle zu gewinnen. Sie antwortete am 3. Oktober 1945:

"Lieber Herr Dr. Hoff. Für Ihren Brief danke ich Ihnen sehr herzlich. Ebenso für Ihr Vertrauen mich an die Kölner Werkschulen holen zu wollen. Mit Ihnen zusammen würde ich sehr gerne arbeiten, aber ich kann nicht so ganz einfach Ihrem Vorschlag zustimmen. Habe ich überhaupt die Fähigkeit zu lehren? Das weiss ich nicht. Verfüge ich über eine genügend breite Basis aller Techniken die eine wirklich qualifiziere Werkschule in ihrer Metallklasse vermitteln müsste? Es sind unzählige Fragen die mich beschäftigen wenn ich daran denke… brieflich lassen sie sich nicht klären. Ich warte einmal, ob Sie nicht vielleicht auf der Durchreise nach Hannover u. Hamburg über Detmold kommen, dann können wir alles zusammen besprechen.Steht denn die Schule überhaupt noch oder muss sie ganz neu aufgebaut oder eingerichtet werden? In Trümmern zu leben, (…) würde mich nicht erschrecken, wenn ich dort eine Aufgabe habe und die Gewissheit sie erfüllen zu können. Ihr Optimismus mit Bezug auf Kölns Zukunft freut mich sehr. Essen halte ich für verloren und glaube nicht an seinen Wiederaufbau.“

Das gemeinsame Treffen im Januar 1946 muss positiv verlaufen sein, denn im April wendete sich Dr. Hoff an den damaligen Beigeordneten Dr. Linnartz: "Ich bitte die Goldschmiedin Elisabeth Treskow an unsere Schule zu berufen. Elisabeth Treskow gilt heute als wesentlichste Gestalterin für Schmuck in Deutschland, vor allem ist sie berühmt durch ihre wundervollen Granulationen. Darum bewerben sich auch die Kunstgewerbeschulen von Hamburg und Essen um sie als Klassenleiterin."

Auf Elisabeth Treskows Frage nach der Kriegszerstörung der Schule antwortete Dr. Hoff am 22.März 1946:

Ausschnitt eines Briefes: Also, in der Schule geht es endlich weiter. Die Bauleute sind da. Englische Offiziere interessieren sich für uns, wollen helfen, dass wir genügend Material bekommen. Grosse Kisten mit Werkzeug der Goldschmiedeklasse liegen unter Trümmern hier, wir werden sie bergen können, glaube ich. Ausschnitt eines Briefes von Dr. Hoff vom 22. März 1946 (Bild: TH Köln)

Das Einverständnis war grundsätzlich vorhanden, doch dauerte es noch zwei Jahre, bis Elisabeth Treskow im Mai 1948 als Leiterin der Gold- und Silberschmiedeklasse berufen wurde – was auch an zähen Verhandlungen über die gewünschte und schließlich gewährte Dreizimmerwohnung in Schulnähe lag. Nach Ablauf ihres auf 5 Jahre befristeten Dienstvertrages bat Elisabeth Treskow um die Übernahme in ein Beamtenverhältnis. Sie schilderte in ihrem Anschreiben u. a. warum sie sich damals für Köln entschieden hatte:

Ausschnitt eines Briefes: Ich folgte der Berufung an der Kölner Werkschulen, weil mich die Arbeit mit jungen Menschen interessierte und mir den Gedanken nahe legte, das, was ich mir in meinem Leben an Können und Wissen erworben habe, an die Jugend weiterzugeben. Ich gab der Berufung der Stadt deswegen den Vorzug, weil ich lange Jahre mit Herrn Prof. Dr. Hoff im Deutshen Werkbund zusammen gearbeitet hatte, und ich von je her eine große Vorliebe für Köln und seine alte Kultur habe. Ausschnitt eines Briefes von Elisabeth Treskow (Bild: TH Köln)

Die Jahre an den Kölner Werkschulen

Ihr erster großer Auftrag nach dem Krieg war die Restaurierung des Dreikönigsschreins im Kölner Dom.

Ein Auftrag des Deutschen Fußballbundes sorgte dafür, dass eines ihrer Werke bis heute im Rampenlicht steht: die 1949 entworfene Meisterschale, eine Silberschale aus fünf Kilogramm Sterling-Silber, verziert mit elf schweren Turmalinen.

1955 fertigte sie die Amtskette der Stadt Köln, über die Fritz Schramma 50 Jahre später meinte, sie mache mit ihren 930 Gramm »die Würde, aber auch die Bürde deutlich, die das Amt eines Oberbürgermeisters« mit sich bringe.

1956 wurde Elisabeth Treskow als erster deutscher Goldschmie­din überhaupt der Professorentitel verliehen.

Elisabeth Treskows Eintritt in den Ruhestand im Februar 1964 nach 16jähriger Lehrtätigkeit an den Kölner Werkschulen wurde von allen bedauert. Direktor Friedrich Vordemberge fasste zusammen:

Ausschnitt aus einem Brief: Mit viel Mühe und Ausdauer, großem pädagogischem Geschick, gepaart mit einem meisterlichen Können, haben Sie in dieser Zeit zahlreiche Talente gefördert, von denen viele die Selbständigkeit erworben und sich bereits bewährt und hervorgetan haben. Wir alle möchten Ihnen ganz herzlich danken für die Zeit der gemeinsamen Arbiet und für so verständnisvolle und menschliche Art, die stets von Ihnen ausstrahlte. Durch die vielen Aufträge haben Sie erheblich mit dazu beigetragen, das Ansehen der Schule nach außen zu erweitern und zu festigen. Ausschnitt aus einem Brief von Direktor Friedrich Vordemberge (Bild: TH Köln)

Ehrungen

1964 wurde Elisabeth Treskow das Große Bundesverdienstkreuz verliehen, für »ihre Verdienste um die Goldschmiedekunst, die Wiederfindung der etruskischen Technik der Granulation und für hervorragende Arbeiten auf sakralem und profanem Gebiet«. Elisabeth Treskow lebte ab 1971 bis zu Ihrem Tod 1992 in Brühl. – 2006 benannte die Stadt Köln einen Platz am Rheinauhafen, unweit des Ubierrings, ihrer alten Wirkstätte, nach Elisabeth Treskow.


Juni 2020

Katja Lievertz


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