Doppelt effektiv: Gefahrenabwehr im Tandem
Wenn Rettungskräfte im Einsatz sind, muss alles stimmen: Wissen, Technologien, Abläufe. Da hilft es, wenn Theorie und Praxis Hand in Hand gehen – so wie bei Lennart Landsberg. Seit anderthalb Jahren arbeitet er sowohl in Lehre und Forschung an der TH Köln als auch als Projektmanager bei Learn2Rescue, einem Anbieter für Digitalisierung und Online-Schulungen in der Gefahrenabwehr.
Die TH Köln und Learn2Rescue sind schon lange verbandelt. „Ich kenne den Geschäftsführer Jan Stock seit seiner Zeit als Student in meiner Arbeitsgruppe“, erläutert Prof. Dr. Ompe Aimé Mudimu vom Institut für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr der TH Köln. „So haben wir in der Vergangenheit bereits einige gemeinsame Projekte realisiert.“ Seit anderthalb Jahren ist die Zusammenarbeit aber noch enger, denn Hochschule und Unternehmen teilen sich einen Mitarbeiter: Im Rahmen des Tandemprogramms der TH Köln bringt Lennart Landsberg seine wissenschaftliche und praktische Expertise bei beiden Arbeitgebern ein.

Eine vielfältige Rolle
Seine Arbeitswoche ist dabei klar strukturiert: Montags und freitags widmet er sich an der Hochschule der Forschung und Lehre im Bereich Führungswissenschaften in der Gefahrenabwehr. „Ich untersuche, wie wir Führungssysteme optimieren können, um Katastrophen oder Krisen möglichst effektiv zu bewältigen“, erklärt Landsberg. „In solchen Fällen müssen Informationen analysiert und verarbeitet werden, damit die Einsatzleitung fundierte Entscheidungen über die richtigen Maßnahmen treffen kann.“ Die Wochenmitte ist für Learn2Rescue reserviert. Hier fokussiert sich Landsberg auf Projekte zur Technologieimplementierung in der Gefahrenabwehr, von neuen Fahrzeugen bis zur Entwicklung von KI-Software für Leitstellen.
Ein positiver Effekt dieser Doppelbelastung: „Man lernt sehr schnell, die eigene Zeit gut zu managen“, sagt Landsberg. Dabei hilft, dass seine Arbeit an der Hochschule und im Unternehmen gut ineinandergreifen: Wissen, das an der Hochschule generiert wird, findet Anwendung in der Firma. Gleichzeitig fließen die praktischen Erfahrungen aus der Industrie zurück in Forschung und Lehre. Auch die beiden Arbeitgeber sehen die Vorteile. „Als KMU profitieren wir von der hohen ingenieurwissenschaftlichen Methodenkompetenz, die Lennart mitbringt“, sagt Jan Stock. „Außerdem ist es für mich als Absolvent gewinnbringend, den Kontakt zu meiner alten Hochschule zu halten, denn so kann ich am Puls der Forschung bleiben.“ Mudimu ergänzt: „Dass Herr Landsberg mit einem Fuß in der Industrie steht – nicht nur fachlich, sondern auch mit einem ganzen Netzwerk – ist eine Bereicherung für uns. Er bringt Erfahrungen und Perspektiven ein, an die wir anders gar nicht herankämen.“
Herausforderungen und Visionen
Trotz allem Nutzen ist das Tandemverhältnis nicht ohne Herausforderungen. Beide Arbeitgeber müssen flexibel sein, beispielsweise wenn Landsberg Dienstreisen antritt. „Ich achte schon darauf, dass ich nicht zu lange an irgendeiner Stelle fehle“, so Landsberg. „Aber eine gewisse Zeit kann man ja immer überbrücken – vor allem durch meine guten Kolleg*innen, die viel selbstständig machen.“ Dass alle in der Zusammenarbeit so fest im Sattel sitzen, ist einer der Erfolgsfaktoren des Tandems: Es musste nicht erst mühsam ein Projekt an Land gezogen werden, alle konnten direkt in die Arbeit starten.
Gute Voraussetzungen also für die weitere Zusammenarbeit. Die nächsten Schritte stehen auch schon fest: An der Hochschule sollen weitere Projekte akquiriert und Lennart Landsberg stärker in die Lehre einbezogen werden, während das Unternehmen Business Cases um die Vertiefung der Führungswissenschaften entwickelt. Und in einem ganz konkreten Projekt fließen die wissenschaftliche und die praktische Kompetenz zusammen: „Für die Forschungsinitiative Stabsarbeit der Zukunft schulen wir Proband*innen, die später als Stab ein Szenario bewältigen müssen, mit dem E-Learning-Tool von Learn2Rescue“, erklärt Landsberg. „Die ganze wissenschaftliche Begleitung, also die Beobachtung und Evaluation des Versuchs, kommt von der TH Köln. Hier sieht man sehr gut, wie alles zusammenspielt.“
Über das Personalgewinnungskonzept „PLan_CV“
Das Tandemprogramm ist ein Baustein des Projekts PLan_CV („Professur-Laufbahn an Hochschulen für angewandte Wissenschaften neu denken: Collaboration und Vernetzung“). Es soll exzellentes Personal für Professuren an der TH Köln gewinnen und eine bessere Durchlässigkeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft erreichen. Das Projekt wird im Rahmen des Programms zur Förderung der Gewinnung und Qualifizierung professoralen Personals an Fachhochschulen mit 12,4 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Oktober 2025