Weltoffene Hochschule (Bild: TH Köln)

"Wir wollen zur Integration der Flüchtlinge beitragen"

Interview mit Prof. Dr. Sylvia Heuchemer, Vizepräsidentin für Lehre und Studium

Vizepräsidentin Prof. Dr. Sylvia Heuchemer begrüßt die Studierenden an der TH KölnVizepräsidentin Prof. Dr. Sylvia Heuchemer (Bild: TH Köln)

Wie positioniert sich die TH Köln zu Flüchtlingsthemen?
Als Hochschule wollen und müssen wir zur Integration der Flüchtlinge beitragen. Wir wollen Menschen befähigen, Zukunft verantwortungsvoll mitzugestalten; das ergibt sich aus unserem Bildungsauftrag als Hochschule. Gleichzeitig verstehen wir uns als zivilgesellschaftliche Akteurin, die die Vielfalt ihrer Wissenschaftsdisziplinen nutzt, um Beiträge zu den großen gesellschaftlichen Themen zu leisten. Deshalb sehen wir uns auch  in der Verantwortung, unser Expertenwissen einzubringen und gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft neue Lösungen und Antworten zu entwickeln.

Sie haben an der TH Köln einen „Runden Tisch“ zu Flüchtlingsthemen einberufen. Welche Aufgabe hat er?
An unserer Hochschule gibt es sehr engagierte Lehrende, Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es ist bereits eine ganze Reihe von Aktivitäten und Initiativen entstanden und es werden laufend  neue Ideen entwickelt. Der runde Tisch ist eine Plattform, in der wir das, was bereits initiiert wurde, zusammentragen, die Akteure miteinander vernetzen, aber auch schauen, wie wir Initiativen und Projekte nachhaltig verankern können.

Wie bringt sich die TH Köln in die gesellschaftliche Diskussion ein?
Unsere Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften hat Flucht und Flüchtlingspolitik im vergangenen Jahr zu ihrem Themenschwerpunkt gemacht – und das nicht erst im September, als dieses Thema in der öffentlichen Debatte einen breiten Raum eingenommen hat. Die Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler bringen sich mit ihrer fachlichen Expertise aktiv in die Flüchtlingspolitik ein, etwa durch ihre Beteiligung am Runden Tisch für Flüchtlingsfragen der Stadt Köln. Sie beziehen Stellung zu tagesaktuellen Fragen, zum Beispiel bei der Problematik der Unterbringung von Geflüchteten in Zelten.

Welche Aktivitäten gibt es darüber hinaus?
Einige Beispiele: Zwei Architekturstudentinnen haben in ihrer Masterarbeit ein Wohnkonzept zur Integration von Flüchtlingen entwickelt; Bachelorstudierende der Sozialen Arbeit Ideen für die Organisation von Flüchtlingseinrichtungen entworfen. Wir sind sehr stolz auf unsere Studierenden, die sich auch privat einsetzen, etwa mit "Connection", einer Initiative, die Flüchtlingen Sprachbegleitung bei Arztbesuchen und Behördengängen anbietet.

Gibt es konkrete Angebote für Flüchtlinge?
Unser Fokus liegt weniger auf spontanen Ad-hoc-Aktionen als vielmehr in der Entwicklung nachhaltiger Maßnahmen, die langfristig greifen und sinnvoll mit den bestehenden Strukturen der Hochschule verknüpft werden können. Derzeit bieten wir Sprachkurse und einen kostenlosen Gasthörer-Status für Geflüchtete an. Insbesondere, wenn sie ohnehin eine akademische Ausbildung erwogen haben oder ihr Studium unterbrechen mussten, möchten wir sie schnell mit den Studienbedingungen vertraut machen und in die akademische Gemeinschaft aufnehmen. Schritt für Schritt werden wir weitere Programme entwickeln – beispielsweise prüfen wir, ob wir auch Angebote zur beruflichen Weiterbildung für Geflüchtete schaffen können.

Wird die TH Köln von den Flüchtlingen profitieren?
Auf jeden Fall. Vielfalt und Offenheit zählen zu unseren Kernwerten. Das heißt: ein offener und internationaler Campus und die internationale Mobilität von Lehrenden und Lernenden sind für uns Grundlagen für den Erkenntnisgewinn und das qualitätsvolle Lehren, Lernen und Forschen. Nur in einem internationalen Umfeld - und zu diesem tragen insbesondere auch unsere ausländischen Studierenden bei - können internationale und interkulturelle Kompetenzen entwickelt werden.


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