„Como vai o Energiewende?“ – Studienreise zur Partner-Universität in Brasilien

Was verstehen Brasilianer unter dem Begriff Energiewende? Wie können Studierende aus Deutschland und Brasilien voneinander lernen, um die Erneuerbaren Energien in beiden Ländern voranzutreiben?

Studienreise Prof. Stadler (FH Köln), Prof. Antunes (UFC) und Prof. Schneiders (Fh Köln) konnten die internationale Zusammenarbeit vertiefen (Bild: Thorsten Schneiders)

Diese Fragen standen im Vordergrund der Studienreise von Prof. Ingo Stadler und Prof. Thorsten Schneiders in der Pause zwischen Winter- und Sommersemester. Sie besuchten die Partner-Universität Universidade Federal do Ceará (UFC) in Fortaleza im Norden Brasiliens. Mit dieser Universität besteht seit Jahren ein reger Austausch von Professoren und Studierenden in den Studiengängen Elektrotechnik und Erneuerbare Energien im Rahmen des UNIBRAL-Programms des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD).

Derzeit sorgt man sich in Brasilien sehr um die Sicherheit der Stromversorgung. Diese basiert zu ungefähr 80 % auf CO2-freier Wasserkraft. Nach langer Trockenheit befinden sich jedoch die Füllstände der Wasserspeicher auf einem historischen Tiefstand, und es drohen Stromausfälle in der Region von Sao Paulo. So wurde jeder Regenschauer in Fortaleza mit Freude über das „schöne Wetter“ begrüßt. Für die Brasilianer bedeutet eine Energiewende daher, Erneuerbare Energien als Ergänzung zur Wasserkraft zu etablieren.

Die Windenergie fasst so langsam Fuß in Brasilien. Gute Standorte sind reichlich vorhanden, mit Windvorkommen so gut wie an der deutschen Nordseeküste. So konnten sich Windenergieprojekte in mehreren Ausschreibungen bereits als die kostengünstigste Option gegenüber Projekten mit Gasturbinenkraftwerken durchsetzen. Solarenergie hingegen bleibt trotz des reichlichen Sonnenscheins noch weitgehend ungenutzt.

 So gab es viele Ansatzpunkte für Diskussionen im Rahmen einer Vortragsreihe auf dem Ingenieurscampus der UFC. Vorträge über Technologien und Geschäftsmodelle der Erenuerbaren Energien, die Energiewende und Speichertech-nologien stießen auf reges Interesse der Studie-renden und wissenschaftlichen Mitarbeiter. Bei einem „Cafezinho“- dem landestypischen „Kaf-feechen“ - konnte die Diskussion anschließend vertieft werden.

Zudem wurden die Kooperationsvereinbarungen weiter vertieft. Neben der langjährigen und gut eingespielten Kooperation zwischen den Fakultäten für Elektrotechnik wurden in der noch jüngeren Kooperation der beiderseits vorhandenen Studiengänge für Erneuerbare Energien weitere gegenseitig anzuerkennende Module diskutiert und vereinbart. „Ich freue mich, dass wir jetzt auch unseren Studierenden aus dem Studien-gang „Erneuerbare Energien“ die Möglichkeit geben können, ein Teil ihres Studiums in Fort-aleza zu absolvieren“, meint dazu Professor Thorsten Schneiders, Internationalisierungsbe-auftragter der Studiengänge Erneuerbare Ener-gien. Des Weiteren wurden gemeinsame Lehr-formate und Projekte im Rahmen des deutsch-brasilianischen Programm NoPa diskutiert.

Studienreise Zu Gast bei der brasilianischen Energieplanungsbehörde EPE v.l.: Roberto Castro (epe, Senior Expert), Juarez Loopes (epe, Vice Director), Johannes Kissel (giz), Ingo Stadler (FH Köln) (Bild: Thorsten Schneiders)

Aber auch die Energiewirtschaft hat großes Interesse an den Erfahrungen aus Deutschland mit Er-neuerbaren Energien.  Gemeinsam mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (giz) fand ein zweitägiger Workshop zur Energiespeicherung bei dem für die Planung des brasilianischen Energiesystems zuständigen staatlichen Unternehmens EPE (Empresa de Pesquisa Energética) statt. Auch bei der brasilianischen Regulierungsbehörde ANEEL (Agéncia Nacional de Energia Elétrica) - dem Pendant zur deutschen Bundesnetzagentur - in der Hauptstadt Brasilia wurde ein Seminar zur Schulung der Mitarbeiter durchgeführt. „Es herrscht großes Interesse an den erneuerbaren Energien hier in Brasilien und es gibt einige Parallelen zu Deutschland“, resümiert Professor Stadler, Initiator des UNIBRAL-Programms und Experte für die deutsche und brasilianische Energiewirtschaft. „Und der Austausch mit der UFC bietet eine sehr gute Plattform, um voneinander zu lernen.“

So kann es in Zukunft auf typisch brasilianische Art lauten: „Como vai o Energiewende (Wie läuft´s mit der Energiewende)? – Tudo bem (alles gut)!“ Und dazu den Daumen in die Höhe – ein Signal, das in ganz Brasilien gerne genutzt wird.

Mai 2015


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