"Um die beste Lösung für alle am Bauprojekt Beteiligten erzielen zu können, ist viel Wissen nötig“
Anika Busch ist erfolgreiche Alumna der Weiterbildung „Fachplaner*in und Fachbauleiter*in im Brandschutz“. Schon als junges Mädchen trat sie in die Feuerwehr ein und behauptet sich seitdem in einer Männerdomäne. Im Interview berichtet die Brandschutzbeauftragte von ihren Erfahrungen mit dem Lehrgang, beruflichen Herausforderungen und einem komplexen Bauprojekt.
Liebe Frau Busch, der Bereich Brandschutz ist eher als Männerdomäne bekannt. Warum haben Sie sich für Ihren Beruf entschieden?
Der Brandschutz wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Mein Vater ist schon seit vielen Jahren bei der Feuerwehr und wir haben die ersten Jahre meines Lebens direkt neben dem Feuerwehrgerätehaus gewohnt. Daher habe ich bereits als Kind jeden Einsatz mitbekommen und bin im Alter von zehn Jahren als erstes Mädchen in die Jugendfeuerwehr Rheurdt eingetreten. Viele Jahre habe ich mich vorrangig mit dem aktiven und abwehrenden Brandschutz beschäftigt, wobei ich oftmals zu spüren bekommen habe, dass Frauen in diesem Bereich nicht immer gerne gesehen sind. Meine Leidenschaft für den vorbeugenden, insbesondere den baulichen Brandschutz habe ich erst durch mein Studium des Rettungsingenieurwesens mit Vertiefung Brandschutzingenieurwesen an der TH Köln entdeckt. Seit Beginn des Studiums im Wintersemester 2014 habe ich immer auch fachbezogen gearbeitet – bei Werkfeuerwehren und in Brandschutzingenieurbüros. Die Arbeit rückte immer weiter in den Vordergrund, sodass ich das Studium bis heute nicht beendet habe. Ich bereue das nicht, da ich so einiges an beruflichen Erfahrungen sammeln konnte. Außerdem habe ich mir praktisches Wissen angeeignet, das ein Studium nicht vermitteln kann. Für mich sind diese Erfahrungen überaus hilfreich, da ich als Frau im Bereich Brandschutz leider schon das ein oder andere Mal von männlichen Kollegen „belächelt“ wurde. Wer allerdings durch Souveränität und Wissen punkten kann, hat es als Frau deutlich einfacher in der Branche. Aktuell arbeite ich bei der Firma Floren Handwerk und Brandschutz GmbH & Co. KG und kümmere mich dort eigenverantwortlich um den Bereich Brandschutz.
Sie studieren berufsbegleitend Rettungsingenieurwesen an der TH Köln und haben außerdem bereits eine Weiterbildung zur Brandschutzbeauftragten gemacht. Warum wollten Sie sich außerdem zur Fachplanerin und Fachbauleiterin im Brandschutz weiterbilden?
Aus jeder Weiterbildung nimmt man etwas mit. Mir half der Lehrgang an der TH Köln dabei, bereits Gelerntes zu vertiefen. Der Brandschutz ist ein sehr vielfältiges Feld – vor allem dann, wenn man hauptsächlich mit Bestandsgebäuden zu tun hat. Man muss sich viel Wissen aneignen, um die beste Lösung für alle am Bauprojekt Beteiligten erzielen zu können und gleichzeitig alle Gesetze, Vorschriften und Regeln einzuhalten. Besonders wichtig und hilfreich finde ich außerdem den Austausch, der im Rahmen eines Lehrgangs stattfindet. Ich habe noch Kontakt zu anderen Alumni der Weiterbildung und bei manchen Fragen rufe ich auch gerne Dozent*innen aus der Weiterbildung an, um mir eine zweite Meinung einzuholen.
Welches Modul des Lehrgangs hat Sie besonders begeistert und bereichert?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, da alle Module inhaltlich wertvoll waren. Dennoch würde ich sagen, dass mich das Modul „Bauprodukte“ besonders bereichert hat, da dieser Aspekt im Studium nicht so ausführlich behandelt wurde. Begeistert war ich auch von dem Projekt, das wir als Abschlussarbeit ausarbeiten sollten. Die Aufgabe war sehr vielschichtig aufgebaut und hat viele Bereiche abgedeckt.
Haben Sie sich während Ihrer Weiterbildung an der Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung gut betreut gefühlt?
Ja, ich habe mich sehr gut betreut gefühlt. Kurz vor Beginn des Lehrgangs erfuhr ich von meiner Schwangerschaft. Daraufhin habe ich Kontakt mit dem Team der Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung aufgenommen und gefragt, ob die Schwangerschaft ein Problem darstellen könnte. Mir wurde versichert, dass ich keine Nachteile haben würde und dieses Versprechen wurde eingehalten. Sowohl während der Schwangerschaft als auch nach der Geburt konnte ich uneingeschränkt an den Blockmodulen teilnehmen. Die Dozent*innen und das Team der Akademie waren immer erreichbar und haben stets Antworten und Lösungen gefunden, wenn ich eine Frage oder ein Problem hatte. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ganz besonders bei der Weiterbildungsmanagerin Clara Euler für die großartige Betreuung bedanken. Sie hatte immer ein offenes Ohr für mich und hat so viele Dinge möglich gemacht. Vielen Dank!
Die Schwangerschaft, die Zeit als frisch gebackene Mama und die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung miteinander zu vereinbaren, war sicher eine Herausforderung?
Ja, das war eine ganz schöne Herausforderung. Ich hatte den Lernstoff für die Prüfung weitestgehend vor der Geburt vorbereitet und auch bereits einen Teil der Abschlussarbeit geschrieben. Innerhalb des Weiterbildungsjahrgangs waren wir in Lerngruppen organisiert. Dann kam jedoch alles ganz anders als gedacht. Aufgrund der beginnenden COVID-19-Pandemie hat die Zusammenarbeit innerhalb meiner Gruppe nicht immer funktioniert. Dadurch hatte ich in den letzten drei Monaten nach der Geburt dann doch noch einiges mit meiner Abschlussarbeit zu tun. Zum Glück haben mich mein Mann und meine Eltern mit dem Baby sehr gut unterstützt. Auch die Alumna, mit der ich gemeinsam die Thesis schrieb, war eine große Hilfe. Nicht zu vergessen Frau Euler vom Weiterbildungsteam und die Dozenten Herr Prof. Dr. Schremmer und Herr Plum.
Können Sie von aktuellen, spannenden Projekten berichten?
Sehr gerne. Ein interessantes Projekt, das ich vor kurzem abgeschlossen habe, ist die Errichtung eines Zytostatika-Labors. Hier wurde ich zu Rate gezogen, weil die Versicherungsgesellschaft, bei der das Labor versichert ist, erhöhte Brandschutzanforderungen an das Objekt stellte. Die Anforderungen des bereits vorliegenden Brandschutzkonzeptes reichten der Versicherung nicht aus, weil die Stoffe, die in einem solchen Labor lagern, sehr viel wert sind. Nach einer Begehung arbeitete ich eine schriftliche Stellungnahme aus. Letztlich konnte ich für den Betreiber und die Versicherung eine Lösung finden, die nicht nur den Anforderungen an den Brandschutz, sondern auch den für Reinräume in Laboren geltenden Hygiene-Richtlinien gerecht wurde.
Januar 2022