Bezahlbarer Wohnraum durch kleine Einheiten

Die zunehmende Urbanisierung in Deutschland trägt erheblich zur Wohnungsnot in Großstädten bei. Insbesondere das Angebot an bezahlbarem Wohnraum ist dort sehr begrenzt. Eine Lösung könnten Variowohnungen sein – kleine Einheiten mit geringen Warmmieten. Die Fakultät für Architektur hat den Bau solcher Wohnungen in Wuppertal wissenschaftlich begleitet und analysiert.

In Großstädten besteht dringender Handlungsbedarf bei der Erhöhung des Angebots an nachhaltigen und bezahlbaren Wohnungen, die gleichzeitig eine gewisse architektonische und wohnliche Qualität aufweisen. Die Errichtung von Variowohnungen könnte vor allem einkommensschwache Bevölkerungsgruppen in Ballungsräumen entlasten und ihnen bezahlbaren Wohnraum bieten.

In Wuppertal-Elberfeld entsteht auf einem brachliegenden Restgrundstück ein neues Wohnheim für 224 Studierende in Zweier- bis Viererwohngemeinschaften. Der Projektpartner, die Lahnstraße Projektentwicklung GmbH, ist in Zusammenarbeit mit einem Kölner Architektenbüro für die Planung und den Bau der Variowohnungen zuständig. Ziel ist eine wirtschaftliche und zeitlich verkürzte Umsetzung des Vorhabens durch modulare Bauweise und Vorfertigung sowie eine nachhaltige Gestaltung des Gebäudeensembles durch ein effizientes Energiekonzept, nachhaltige Baustoffe und flexible Grundrisse, die sowohl eine Um- als auch eine Nachnutzung ermöglichen.

Das Forschungsteam der TH Köln hat das Vorhaben hinsichtlich Bauweise und -konstruktion, flexibler Nutzung und gestalterischer Qualitäten, Nachhaltigkeit sowie Kosten und Effizienz überprüft. „Das zentrale Ziel der Bauzeitverkürzung konnte nicht erreicht werden, da es Abweichungen zwischen Planungs- und Realsituation gab. Durch Schwierigkeiten bei den Abbruch- sowie Gründungsarbeiten wurden nachträgliche Anpassungen notwendig, sodass das Studierendenwohnheim voraussichtlich erst Oktober 2021 bezugsfertig sein wird“, so Prof. Eva-Maria Pape von der Fakultät für Architektur. „Diese Verzögerung und ein intensiverer Planungs- und Abstimmungsprozess beim Einsatz der vorfabrizierten Bauteile haben zu einer erheblichen Kostensteigerung geführt.“

Einfache Grundrissstruktur für eine flexible Nutzung

Ein erhöhter planerischer Aufwand hat sich hinsichtlich einer perspektivischen Nachnutzung ergeben, da komplexe und geschossweise variierende Grundrissstrukturen umgesetzt wurden. „Für eine flexible Nutzung ist eine einfache Grundrissstruktur sowie eine Standardisierung förderlich – das führt zu einer zeiteffizienteren Umplanung“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Carolin Paulukat. Positiv sei jedoch, dass eine solche Nachnutzung im vorliegenden Projekt durch die Leichtbauweise im Innenraum mit nur geringen baulichen Maßnahmen realisierbar sei und diese Möglichkeit sowie der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen, zum Beispiel bei vorgefertigten Fassadenelementen in Holzbauweise, die Umweltbelastung im Lebenszyklus von Gebäuden reduziere.

„Unsere Untersuchungen haben aufgezeigt, dass viele Aspekte wie etwa Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards, Vorfertigung oder flexible Bauweise eine möglichst frühe Einbindung in den gesamten Planungsprozess erfordern. Zudem müssen gewisse Zielkonflikte gelöst werden: Bei der Umsetzung von Energiekonzepten etwa wird oftmals zwischen wirtschaftlichen und energetischen Aspekten abgewogen. Im Vorhaben wurde Fernwärme verwendet – diese führt zwar neben einem niedrigen Primärenergiebedarf zu geringen Investitions-, allerdings zu hohen Betriebskosten“, so Paulukat. „Werden solche Planungsprozesse optimiert, kann der Bau von Variowohnungen sowohl wirtschaftlich als auch nachhaltig sein.“

Das Projekt „Modellvorhaben zum nachhaltigen und bezahlbaren Bau von Variowohnungen in Wuppertal Elberfeld“ wurde an der TH Köln wissenschaftlich begleitet unter der Leitung von Prof. Eva-Maria Pape von der Fakultät für Architektur. Projektpartner war die Lahnstraße Projektentwicklung GmbH. Das Vorhaben wurde über einen Zeitraum von drei Jahren und vier Monaten durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Rahmen der Forschungsinitiative „Zukunft Bau“ gefördert.

September 2021

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