„Auf ein Kränzchen - 11 Fragen, 11 Antworten" – Interview mit Rainer Virnich (Sparkasse KölnBonn)

In der »Fit for Invest« Interviewreihe „Auf ein Kränzchen – 11 Fragen 11 Antworten“ sprechen Unterstützerinnen und Unterstützer über Entrepreneurship und Gründung in Köln und der Region. Prof. Dr. Mona Mensmann und Prof. Dr. Kai Thürbach interviewen Rainer Virnich, Vorstandsmitglied der Sparkasse KölnBonn.

Rainer Virnich Rainer Virnich, Vorstandsmitglied bei der Sparkasse KölnBonn zu Gast bei der »Fit for Invest« Interviewreihe „Auf ein Kränzchen – 11 Fragen 11 Antworten“ (Bild: Silviu Guiman)

Die Sparkasse KölnBonn unterstützt Gründungsinteressierte aus den Hochschulen in vielen Bereichen. Sei es mit Expertenvorträgen im »Fit for Invest« Booster, als Partnerin in gemeinsamen Veranstaltungsformaten oder in der Zusammenarbeit im Gateway Gründungsnetz e.V.  Die Fragen an Rainer Virnich, Vorstandsmitglied bei der Sparkasse KölnBonn, stammen aus dem »Fit for Invest«-Netzwerk. Auch Gründerinnen und Gründer der Hochschulen konnten fragen, was sie interessiert und aus den Erfahrungen der Interviewgäste lernen.

1. Frage: Wir starten mit der typischen Frage aus der Gründerszene: Wer bist du und was machst du?

Virnich: Mein Name ist Rainer Virnich. Ich bin im Vorstand der Sparkasse KölnBonn und freue mich heute auf ein mit Sicherheit interessantes Interview.

2. Frage: Was unter­nimmt die Sparkasse KölnBonn, um Gründerinnen und Gründer in der Re­gion Köln zu unterstützen?

Virnich: Ich weiß nicht, wie viel Zeit ihr mitgebracht habt, aber ich versuche es kurz zu machen. Ich glau­be, es ist ganz wichtig, im Netzwerk nicht nur mitzumachen, sondern aktiv dabei zu sein. Wir sind im Netzwerk aktiv dabei und versuchen als Kredit­institut in der Gründungsphase natür­lich auch mit Finanzierung zu helfen. Wir haben aber auch Kontakte zu Eigenkapital-Gebern, auch zu Venture Capital Fonds. Und auch da stellen wir natürlich unser Knowhow und unsere Kontakte zur Verfügung.

3. Frage: Wie werden Gründungsinteressierte auf ihrem Weg vom GründerCenter der Sparkas­se KölnBonn begleitet?

Virnich: Wir versuchen, von Beginn an sehr nah an den Gründerin­nen und Gründern zu sein. Wir bieten Coaching-Tage oder Berater-Tage, zum Beispiel für einen Ideen-Check. Die Geschäftsideen spiegeln dann durchaus auch unsere Eindrücke. Und das zieht sich weiter über Business­plan, Beratungen und Coachings, wo wir dann auch betriebswirtschaftlich mit den Gründerinnen und Gründern tiefer einsteigen, aber auch unsere Erfahrungen mitgeben wollen. Nicht, um es besser zu wissen, aber einige Fragen liegen immer auf der Hand und wir sehen uns da durchaus auch als Sparringspartner. Wir haben die Philosophie im Hause, dass wir Exis­tenzgründer über eine längere Zeit mit dem gleichen Kollegen oder der gleichen Kollegin aus dem Haus be­treuen. Unsere Philosophie ist: Die ers­ten drei Jahre in der Gründungsphase werden die Gründer vom gleichen Ansprechpartner im Existenzgrün­dungs-Bereich betreut. Das gibt aus unserer Erfahrung heraus eine gewis­se Sicherheit bei den Gründerinnen und Gründern und irgendwann auch eine Vertrauensbasis. Es gibt natürlich genügend Fragen, die vermeintlich dumm oder peinlich klingen könnten, aber die müssen gestellt werden, weil sie eben nicht dumm und auch nicht peinlich sind. Das mache ich aber nur, wenn ich jemandem Vertrauen schen­ke und wenn ich zu jemandem dann tatsächlich auch die Traute habe, solch eine Frage zu stellen.

4. Frage: Das Thema Start-up ist mit Risiken verbunden, auch zum Beispiel bei der Aufnahme von Bankkrediten. Wie geht die Spar­kasse damit um?.

Virnich: Das Thema Kreditri­siken ist natürlich unser Handwerks­zeug. Wir glauben, in der engen Begleitung von Gründerinnen und Gründern sehr nah am Geschehen zu sein, und das mindestens die drei Jah­re. Wenn wir dann erkennen können, dass es zum Beispiel Änderungsbe­darf gibt, dass es auch mal einen Rück­schlag gibt, dann ist das für uns schon ein Teil der Risiko-Betreuung. Dann habe ich noch nicht sofort das Kre­ditrisiko eingepreist. Es ist auch noch nicht realisiert. Wir wollen ja auch kein Kreditrisiko realisieren, sondern wir wollen vorne dabei sein, um Risiken mit den Gründerinnen und Gründern zu managen. Und so ist unsere Stra­tegie. Natürlich ist eine Sparkasse auch dazu verdammt, irgendwann ein Rating zu machen. Das gehört zu den Instrumenten dazu. Aber das ist nicht das ausschlaggebende Argu­ment, sondern für uns ist wichtig, mit der Gründerin oder dem Gründer entsprechend den Weg zu begleiten, um eng am Leben zu sein. Und dann, glaube ich, kann man die Risiken am besten managen, nämlich sofort und gemeinsam.

5. Frage: Welche Eigen­schaften müssen Gründerinnen und Gründer mitbringen, damit sie von der Sparkasse KölnBonn eine Finan­zierung erhalten?

Virnich: Ich glaube, die Grün­derin oder der Gründer muss Mut und viel Selbstbewusstsein mitbringen. Außerdem muss er Überzeugungs­kraft haben, denn auch uns muss man überzeugen. Wir müssen ka­pieren, was das Geschäftsmodell ist und wir müssen es nachvollziehen können. Also muss man sich auch in gewisser Weise mit einer Idee ver­kaufen und begeistern können. Es gibt wie gesagt sicherlich auch Rück­schläge, also muss auch hier jemand Nehmerqualitäten haben. Man muss auch Rückschläge verkraften und aus den Rückschlägen auch wieder positive Energie ziehen, eine Lern- Schleife nehmen und wieder anfan­gen. Das „wieder Aufstehen“ ist durch­aus Grundvoraussetzung, aber nicht nur bei Gründern, sondern auch bei jedem Unternehmer. Man muss auch eine Fachlichkeit mitbringen und sich eine gewisse Ahnung von Betriebs­wirtschaft aneignen. Ob die Spaß macht, ist was anderes, aber gewisse Zusammenhänge muss man kennen, sonst kann man irgendwann auch ein Unternehmen nicht mehr steuern.

6. Frage: Sind jun­ge Gründerinnen und Gründer, die auf dich zukommen, gut vorbereitet für eine mögliche Finanzierung? Wo siehst du noch Verbesserungspoten­zial?

Virnich: Das ist sehr unter­schiedlich. Wir erleben da durchaus die unterschiedlichsten Gesprächs­niveaus. Was ich aber glaube, ist, dass genau eine solche Institution wie »Fit for Invest«, also ein Hochschulen­verbund, viel in der Vorbereitung er­reicht. Was wir aber auch erleben, ist, dass die Gründerinnen und Gründer durchaus mit Vorstellungen Eigenka­pitalausstattung und Venture Capital in der ersten Phase sehr gefestigt in solche Gespräche reingehen und die alternative Finanzierung gar nicht die Priorität hat. Da müssen wir durch­aus schon mal Überzeugungsarbeit leisten, dass auch Finanzierung eine Alternative sein kann, vielleicht auch ein Mix. Grundvoraussetzung ist aber, dass der Businessplan durchdacht ist, nachvollzogen werden kann und wir von einem Businessplan auch über­zeugt werden können. Ich glaube, dann ist das Wissen rundum da. Meis­tens ist dies ist gut vorbereitet, wenn die Gründerinnen und Gründer auf uns zukommen bis auf das Thema Finanzierung, aber das ist auch unser Part und unser Job. Und dann halten wir durchaus auch mal dagegen und sagen: Es gibt doch noch eine zweite oder dritte Alternative.

7. Frage: Was können wir bei »Fit for Invest« zur Gründungsunterstützung besonders im Bereich Finanzierung für Start-ups tun?

Virnich: Da habe ich eine ganz kurze Antwort. Die Aufklärung aus der eben gestellten Frage. Ich glau­be, das ist wichtig. Ansonsten sind wir hier bestens in Köln positioniert. Ich glaube, das tut Köln sehr gut.

8. Frage: Konntest du in den letzten Jahren eine Entwick­lung bei Gründerteams feststellen und wie unterscheiden sich Grün­dungsideen und auch die Start-ups heute von früher?

Virnich: Ja, ich erlebe Entwick­lungen. Es ist ein breites Wissen vor­handen. Wir haben den Eindruck, dass die Vorbereitung sehr gut ist, aber es gibt auch eine breite Vorbereitung. Auch klar ist: Wenn Teams bei uns tatsächlich in Gespräche kommen, erleben wir schon ganz klar Arbeits­teilung, wie man sich das eigentlich auch wünscht. Das brauchen wir gar nicht mehr zu erklären. Da sehen wir schon deutlich, dass die Entwicklung weiter ist. Was wir auch erleben ist: Man erwartet von uns klare Aussa­gen, umso mehr, wenn wir tatsächlich nicht so überzeugt sind von einer Ge­schäftsidee oder einem Businessplan. Die Idee kann ja gut sein, vielleicht ist der Plan nur noch nicht gut genug. Auch da erlebe ich, dass wir eine kla­re Erwartungshaltung formuliert be­kommen: Begründet uns bitte, woran es scheitert oder begründet uns eure Bauchschmerzen. Das ist eine sehr offene Auseinandersetzung mit den Themen und das ist durchaus eine Entwicklung, die wir erleben. Die Dis­kussionen werden intensiver und das ist auch gut so.

9. Frage: Wie schafft es die Sparkasse KölnBonn, für junge Gründerinnen und Gründer attraktiv zu bleiben?

Virnich: Das mache ich fest an den handelnden Personen vor Ort. Das Bankgeschäft bleibt „Nasenge­schäft“, davon bin ich fest überzeugt und hat viel mit Vertrauen zu tun. So, wie wir unsere Kundinnen und Kun­den empfangen, so wie wir ihnen be­gegnen, so kriegen wir auch Dinge zurück. Und meine Kolleginnen und Kollegen vor Ort müssen für das Ge­schäft brennen. Ich muss Lust haben, Existenzgründungen zu begleiten. Und so suchen wir die Leute raus. Das heißt, es muss auch eine gewisse Flexibilität dabei sein, weil es immer wieder neue Ansprüche und neue Si­tuationen gibt. Ich glaube aber auch, dass es ein gutes Mittel ist, drei Jahre zu begleiten. Das spricht sich rum und das kriegen wir auch in der Gründer­szene so zurückgespielt. Ich glaube auch, dass unsere Angebote, die Coa­ching-Termine, Beratungsgespräche, also sehr individuelle Austausche, die wir anbieten, wertgeschätzt werden. Das hat aber auch eine Kehrseite. Wir lernen ja in solchen Gesprächen immer wieder den Unternehmer kennen. Und so sind wir sehr schnell tief im Geschäftsleben des Gründers und dann ist man automatisch auch auf Augenhöhe. Das ist aber Grund­voraussetzung. Ich muss Augenhöhe schaffen.

10. Frage: Warum unterstützt du »Fit for Invest« der Köl­ner Hochschulen?

Virnich: Ich beantworte diese Frage aus zwei Perspektiven. Ich per­sönlich habe ein Faible für die Szene, für das Unternehmertum. Ich habe in meinem Bankerleben noch nicht viel anderes gemacht, als Unternehmer zu begleiten und zu betreuen. Ich habe Lust darauf und denke, es ist ein hochinteressantes Geschäft. Hoch­komplex und damit macht es auch das Bankerleben total spannend und mit jungen Menschen unterwegs zu sein, bereichert mein Leben und ich hoffe, auch das meiner Kunden. Das ist sehr egoistisch auf mich bezogen. Was die Sparkasse KölnBonn anbe­trifft, ist unser Auftrag: Wir haben uns in der Region auch um Unternehmer intensiv zu kümmern. Wir haben die kreditwirtschaftlichen Belange der Kundinnen und Kunden und der Un­ternehmer hier ganz klar zu bedienen und zu begleiten. Und am Anfang des Unternehmertums steht der Gründer. Damit sind wir natürlich auch berufen und gerufen, hier in die Begleitung zu gehen. Wenn eine Sparkasse das nicht macht, wüsste ich nicht, wer es tun sollte. Und da wir alle da Lust darauf haben und da wir glauben, dass das unser Auftrag ist, ist auch selbstver­ständlich, dass wir in der Szene und dann bei den Gründern auch natür­lich von vornherein dabei sind. Letz­ter Punkt: Da ist natürlich auch ein Blick auf die Wirtschaftsregion. Jeder Gründer, der hoffentlich auch erfolg­reich ist und bleibt, gibt auch in die Volkswirtschaft dieser Region Dinge wieder zurück. Und genau das ist der zweite Auftrag. Natürlich arbeiten wir für die gesamte Region, wollen auch Beiträge leisten. Und ein Beitrag ist, Unternehmer und Gründer zu unter­stützen.

11. Frage: Was wünschst du dir für die Start-up Region Köln?

Virnich: Mehr Gründerinnen und Gründer. Mehr Mutige, die mit ihrer Idee und einer gewissen Disziplin auch die Idee vor­antreiben. Ich würde mir mehr Skillups wünschen und der Region würde das ein oder andere Unicorn sicher auch gutstehen, um Aufmerksamkeit für die Region zu erzeugen. Allein schon, um noch mal einen Leuchtturm in der Region setzen zu können und um zu zeigen, dass diese Gründerszene hier eine Mächtige ist mit ganz viel Poten­zial. Das wisst ihr besser als ich. Ihr habt jeden Tag die jungen Menschen im Saal, die euch zuhören. Und dieses Potenzial, glaube ich, muss man auch deutlich herausstellen. Das wünsche ich mir.

Juli 2023

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