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Michael Hecker

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Hochschulreferat Kommunikation und Marketing

  • Campus Südstadt
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Maria Lörzel: Restauratorin mit Leidenschaft für Kunststoff

Beim Thema Kunststoff denken viele an Mikroplastik und Müllberge. Das ist die eine Seite dieses unbestreitbar überaus nützlichen und aus dem Alltag nicht wegzudenkenden Werkstoffs. Maria Lörzel hat einen ganz anderen Blick: Die Absolventin des Masterstudiengangs Kunststoffrestaurierung ist die erste Restauratorin für diese Materialien in einem Denkmalamt in Deutschland.

Sie kümmert sich darum, dass vor allem bauliche Denkmäler, die aus oder mit Kunststoff gebaut sind, erhalten bleiben. Nebenher promoviert sie über die aus den 1930er Jahren stammenden „Gläsernen Figuren“ im Hygiene-Museum Dresden.

Dabei ging die berufliche Karriere von Maria Lörzel zunächst in eine ganz andere Richtung: Nach einer Ausbildung arbeitete sie in ihrer Heimatstadt Aschaffenburg als Kauffrau für Bürokommunikation bei einem großen Maschinenbauer, bei dem auch schon ihr Vater und Großvater tätig waren. Doch auf Dauer war ihr die Bürotätigkeit zu langweilig, und so holte sie erst einmal ihr Fachabitur nach. „Meine Veranlagungen und Interessen lagen schon immer irgendwo zwischen harten Wissenschaften wie Mathe und Physik und den Kunstwissenschaften. Mein Weg hat mich dann in die Restaurierung geführt“, sagt sie. Nach einem einjährigen Vorpraktikum in der Papierrestaurierung beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) bewarb sie sich beim Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft und startete ihren Bachelor in Papierrestaurierung, als eine von zehn Studierenden. „Bei den Restauratoren gibt es ein großes Miteinander im Studium: Man tauscht sich viel aus und lernt von den Kommiliton*innen, die alle unterschiedliche Vorkenntnisse mitbringen“, erzählt sie. In ihrer Bachelorarbeit beschäftigte sie sich mit einer mit Kunststoff beschichteten Broschüre zu einer Tournee von Tina Turner. So kam sie zu dieser noch jungen Fachrichtung. „Hinter dem Sammelbegriff „Kunststoff“ verbergen sich ganz unterschiedliche Materialien. Sie sind schwieriger zu behandeln als Papier, oft gibt es noch gar keine Lösungen. Das hat meine Leidenschaft angeregt“, erklärt sie ihre Faszination.

Zwischen den Wissenschaften

Ihr Masterprojekt fand sie am Filmmuseum Potsdam: Hier waren Szenenfotos zu restaurieren, über die Folien gelegt wurden, um den Kulissenbau zu simulieren. Aus dem gleichen Material wie diese Folien – nämlich aus dem Kunststoff Celluloseacetat – sind die sogenannten Gläsernen Figuren im Hygiene-Museum Dresden gefertigt, die nach mittlerweile fast einem Jahrhundert deutliche Schäden aufweisen. In einem Forschungsprojekt kümmerte sich das Hygiene-Museum gemeinsam mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden, der TU Dresden sowie der TH Köln um die Erhaltung dieser Objekte. Für das Forschungsinteresse von Maria Lörzel war dies ein perfektes Gebiet und so bewarb sie sich erfolgreich auf eine Promotionsstelle. Zu Beginn stellten sich ganz grundsätzliche Fragen: Wie gehen wir mit Objekten um, die als Gebrauchsgegenstände und nicht als Kunstwerke gedacht waren? Gesteht man den Figuren einen Bedeutungswandel zu, weg vom Lehr- und hin zum Museumsobjekt? „Mir gefällt, dass ich irgendwo zwischen vielen Wissenschaften – Chemie, Physik, Materialwissenschaft –, der praktischen Anwendung sowie der Kunst- und Kulturgeschichte stehe“, sagt Maria Lörzel.

Erhalt oder Verfall

Ein Dilemma bei der Restaurierung der Gläsernen Figuren ist, dass sie für eine vollständige Restaurierung teilweise zerstört werden müssten. „Manchmal müssen wir uns auch damit beschäftigen, wie man einen unausweichlichen Zerfall begleiten kann“, sagt Maria Lörzel. In ihrem Forschungsprojekt begann sie mit der Restaurierung von zwei Figuren, doch nach Ende ihres Vertrags ging es wieder ins Rheinland zurück: Sie wurde vom Landschaftsverband Rheinland – dort, wo ihr Weg in die Restaurierungswissenschaft ihren Anfang nahm – als erste Kunststoffrestauratorin in einem Denkmalamt in Deutschland angestellt. Maria Lörzel kümmert sich um die Erhaltung von Fußböden, Fenstern oder Außenverkleidungen. Anders als bei Kunstwerken muss sie stets mitbedenken, dass die Objekte funktionsfähig und für die Bevölkerung zugänglich bleiben müssen. Und das häufig mit einem hohen Zeitdruck, denn die gesetzlichen Vorgaben geben den Denkmalbehörden nur sechs Wochen Zeit für eine Stellungnahme. Mit der TH Köln ist der LVR eng verbunden. „Das hilft mir auch, um fachlich auf dem neuesten Stand zu bleiben“, sagt Maria Lörzel, die ihre Promotion neben dem Beruf fertigstellt. Ein profundes Wissen in diesem jungen Zweig der Restaurierungswissenschaft scheint auch nötig, denn in den kommenden Jahren wird ihre Expertise zunehmend gefragt sein, wurden und werden doch seit den 1950er Jahren immer mehr Kunststoffe eingesetzt.

Oktober 2023

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