"Ist das Kunst oder kann das weg?"

30 Jahre alt ist das Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften geworden. Anlass für seine Studierenden, sich mit ihrem Studium noch einmal neu auseinander zu setzen. In einem Fotoprojekt unter Leitung von Andreas Krupa sind sie der Frage nachgegangen: "Was fasziniert mich an der Restaurierung?" Eine Auswahl.

Till Klause, Studienrichtung Schriftgut, Graphik, Buchmalerei und Fotografie:

Till Klause, Studienrichtung Schriftgut, Graphik, Buchmalerei und FotografieTill Klause, Studienrichtung Schriftgut, Graphik, Buchmalerei und Fotografie (Bild: Till Klause)

"Leg ein Buch nicht auf den Bauch, sonst brichst du ihm den Rücken!" (Cornelia Funke)

Mit dieser Aufnahme soll die Ästhetik des Objekts in den Vordergrund gestellt werden. Trotz des offensichtlichen Schadens, den das Buch erlitten hat, strahlt es durch die schwungvolle Handschrift, die feine Papierstruktur und durch die gealterte Ledermaserung eine zeitlose Schönheit aus. Für mich persönlich bildet die Photographie meinen Antrieb zum Studium der Restaurierung in komprimierter Form: die Schönheit des gealterten Objekts, das Buch als Träger von Wissen & Tradition und ein mit Feder und Tinte per Hand geschriebener Text, der auch im digitalen Zeitalter seine Faszination nicht verlieren wird.

Tania Grevolosa-Dorca, Studienrichtung Gemälde, Skulptur und Moderne Kunst:

Tania Grevolosa-Dorca, Studienrichtung Gemälde, Skulptur und Moderne KunstTania Grevolosa-Dorca, Studienrichtung Gemälde, Skulptur und Moderne Kunst (Bild: Tania Grevolosa-Dorca)

Heutzutage ist Kunst manchmal nicht als solche zu erkennen. Die Vielfalt an Wegen, Ausdrucksformen und Materialien, die der Künstler verwendet, ist nicht nur für den Betrachter manchmal eine große Herausforderung, sondern auch für den Restaurator. Er muss sich in seiner Forschung an die Geschwindigkeit, in der sich Kunst heutzutage  entwickelt, anpassen.

Dieser (jetzt kaputte) Monitor war Teil des Kunstwerks Fish flies on sky von Nam June Paik.

Jenni Dworko, Studienrichtung Objekte aus Holz und Werkstoffen der Moderne:

Jenni Dworko, Studienrichtung Objekte aus Holz und Werkstoffen der ModerneJenni Dworko, Studienrichtung Objekte aus Holz und Werkstoffen der Moderne (Bild: Jenni Dworko)

"In der Not bekommen die kleinsten Dinge die größte Bedeutung." (Hubert Joost)

Das Bild zeigt eine mikroskopische Aufnahme eines Grundierungsrestes eines polychrom gestalteten Tisches. Im Verlauf meines Studiums überraschte es mich, wie bedeutend die kleinsten Dinge für mich als Restauratorin werden können. In Situationen, in denen die Informationsquelle eines Objektes ausgeschöpft zu sein scheint, sind es meistens die unscheinbarsten Details, die seine Geschichte weitererzählen.

Anika Bilinski, Studienrichtung Gemälde, Skulptur und Moderne Kunst:

Anika Bilinski, Studienrichtung Gemälde, Skulptur und Moderne KunstAnika Bilinski, Studienrichtung Gemälde, Skulptur und Moderne Kunst (Bild: Anika Bilinski)

"Der Restaurator betreibt das denkbar undankbarste Geschäft. Im besten Falle sieht und weiß man nichts von ihm. Hat er aus Eigenem Gutes geleistet, ist er in die zweifelhafte Gesellschaft der Fälscher geraten, wenn er etwas schlecht gemacht hat, in die verachtete der Kunstverderber. Seine Meisterschaft bleibt unverzichtbar, seine Unzulänglichkeit tritt zutage. Das Urteil über die Arbeit der Restauratoren ist noch unzuverlässiger als über Kunstwerke. Und dies will etwas sagen." (Max Jakob Friedländer)

Der Restaurator tritt in Anbetracht der Arbeit des Künstlers zurück und ordnet sich dieser unter. Er soll sich in dessen Ordnung einfügen und sich nach dem Willen, den Anweisungen etc. des Künstlers oder den Erfordernissen, Gegebenheiten richten.

Mike Beer, Studienrichtung Objekte aus Holz und Werkstoffen der Moderne:

Mike Beer, Studienrichtung Objekte aus Holz und Werkstoffen der ModerneMike Beer, Studienrichtung Objekte aus Holz und Werkstoffen der Moderne (Bild: Mike Beer)

"Das Schönste, was wir erfahren können, ist das Mysteriöse. Es ist der Quell aller wahren Kunst und Wissenschaft." (Albert Einstein)

Pulchritudo – In einem anderen Licht betrachtet, zeigt die unsichtbare Schönheit und Mystik des Werkstoffs Holz im Bereich der ultravioletten Strahlung (365 nm), jenen Bereich der sich unserem Auge verschließt und dennoch so faszinierend ist. Das Strahlen- und Schattenspiel steigert diese Wirkung zusätzlich und soll dem Betrachter das Gefühl geben, dass sich die einzelnen Elemente in einem unendlichen Raum befinden.

Oktober 2016

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