5000 kleine Schätze des Alltags - Die Kunststoffsammlung Vlottes
Im Juni 2017 erarbeiteten Masterstudierende des CICS unter Leitung von Prof. Dr. Friederike Waentig ein Konservierungskonzept für die Kunststoffsammlung Vlottes. Während des einwöchigen Seminars „Präventive Konservierung“ begannen die Studierenden mit der Inventarisierung und Zustandserfassung der Sammlung - dem Grundstein eines jeden Sammlungsmanagements.
Erstaufnahme der Patienten von Morgen
Nachdem das ursprüngliche Depot des Deutschen Kunststoffmuseums auf der Messe Düsseldorf durch einen Brand zerstört worden war, fand es mit dem LVR-Industriemuseum einen neuen Partner und eine neue Herberge. Die Sammlung konnte im Juni 2017 in den Peter-Behrens-Bau in Oberhausen umziehen. Neben dem Umzug der eigentlichen Sammlung stand auch noch die Aufnahme der Privatsammlung Vlottes an - 5000 neu eingelieferte Objekte auf 36 Rollwagen, aufbewahrt in unzähligen Kisten.
Unabhängig von Design und Technik hat die Familie Vlottes aus den Niederlanden über viele Jahre hinweg eine vielfältige Sammlung an Alltagsobjekten des 20. Jahrhunderts zusammengetragen – einziges Auswahlkriterium: das Material Kunststoff. Um die langfristige Erhaltung der Sammlung zu gewährleisten und diese der Forschung zur Verfügung zu stellen, entschied sich der Sammler, sein Konvolut dem Kunststoffmuseumsverein zu schenken. Seit seiner Gründung im Jahr 1968 sammelt, bewahrt und erforscht der Deutsche Kunststoffmuseumsverein Kunststoffobjekte der Alltagskultur – über Designobjekte bis hin zu Gegenständen der Kunststoffproduktion.
Die Umstände der Schenkung und dadurch notwendigen Inventarisierung nutzten die Studierenden, um sich theoretisch und praktisch mit den Anforderungen und Eigenschaften eines komplexen Werkstoffs auseinander zu setzen. Die Vielfalt der Sammlungsobjekte war beachtlich – von der feinen Haarnadel über Handtaschen bis hin zu Spielzeugautos. Ebenso vielfältig wie die Objekttypen sind auch die Materialien. Kunststoff ist nicht gleich Kunststoff. Die im Laufe der Jahrzehnte verwendeten Kunststoffe unterscheiden sich nicht nur in ihrer chemischen Zusammensetzung und ihren Verarbeitungsprozessen, sondern auch in ihrem Alterungsverhalten. Dieser Umstand erfordert materialspezifische, kulturhistorische wie auch restauratorische Fachkenntnis, um den Bedürfnissen eines jedes Objekts gerecht zu werden.
Vergleichbar mit der Anamnese eines Patienten erfassten die Studierenden alle für das Sammlungsmanagement notwendigen Informationen. Dies umfasste die Kurzbeschreibung inklusive der fotografischen Erfassung der Objekte, sowie Maße, Gewicht, Objektzugehörigkeit, Zustand und Herstellungsinformationen. Des Weiteren wurde eine erste Einschätzung zu den verwendeten Materialien und den daraus resultierenden Lagerungsbedingungen vorgenommen. Neben Aspekten der Präventiven Konservierung und des Sammlungsmanagements lernten die Studierenden unter improvierten Bedingungen mit größtmöglicher Effizienz zu arbeiten.
Im Zuge der Erfassung wurde jedem Objekt eine Inventarnummer vergeben, welche damit in die Sammlung aufgenommen waren. Die in die Datenbank erfassten Informationen dienen verschiedenen Zwecken. Sie sichern die zukünftige wissenschaftliche Erforschung der zuvor noch unerschlossenen Sammlung, dienen der Planung notwendiger konservatorischer und restauratorischer Maßnahmen und bilden letztendlich die Grundlage zur Erstellung zukünftiger Ausstellungskonzepte, um diese Schätze der Alltagskultur auch in hoffentlich naher Zukunft der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. Eine erste gemeinsame Ausstellung mit dem LVR-Industriemuseum in der auch Objekte der Sammlung Vlottes Eingang finden werden, ist für 2018 geplant.
Autoren: Laura Bode, Isabelle Lange, Elian Hadj-Hamdi, Stefanie Rechenberger
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November 2017